

Der Weltenlauf als Gameshow
Juliane Fischer in FALTER 12/2024 vom 20.03.2024 (S. 34)
Wer zieht die Fäden der Geschichte? Das fragt die fiktive Gameshow „Evolution“. In der Jury sitzt der Bestsellerautor Yuval Noah Harari selbst. Sein in beinahe 50 Sprachen übersetztes Sachbuch „Eine kurze Geschichte der Menschheit“ (2013) bildet die Basis für diese empfehlenswerte Graphic Novel, die er gemeinsam mit dem Texter David Vandermeulen und dem Zeichner Daniel Casanave gestaltet hat.
„Das Spiel der Welten“ reiht sich als dritter Band in die (gezeichnete) Sapiens-Serie ein: „Der Aufstieg“ erzählt von den Neandertalern und „Die Falle“ dreht sich um den Weizen und das Sesshaftwerden. Nun heißt es also: Wer wird zum „Master of History“ gekürt? Der tollpatschige Mr. Zufall und sein Hund, der wohl nach Murphy´s Law benannt ist? Die Boxerin Ms. Clash, die für den ewigen Kampf konkurrierender Kulturen spricht, oder Ms. Achterbahn, die die Geschichte kontrollieren will, indem sie die Zyklen orchestriert?
Gute Chancen hat Lady Empire, die vor mehr als 4000 Jahren in Mesopotamien König Sargon inspirierte, von einem Imperium zu träumen. Der überhebliche Captain Dollar ist überzeugt, Geld sei das einzige menschliche System, dem man trauen könne. Für Skyman ist alles eine Frage der Religion. Die Faktencheck-Box und Liveschaltungen, die wie Zeitreisen funktionieren, sollen Klarheit bringen.
Die witzige und kurzweilige Comic-Adaption destilliert die Vorlage gelungen in kleinere und größere Erzählstränge. Das Format wendet sich an eine jüngere Zielgruppe und serviert zu den geschichtsphilosophischen Lektionen gleich passende Grafiken etwa zur Verbreitung der lateinischen Sprache oder Dschingis Khans Mongolenreich.
Harari berücksichtigt verschiedene Wissenschaftsdisziplinen – um die globalisierte Gegenwart zu verstehen, braucht es diesen weitwinkeligen Blick auch. Außerdem betont der Cartoon, wie wichtig Toleranz und unaufhörliche Neugier sind – und erinnert dabei zeitweise an Asterix und die Feuersteins.