

Kirstin Breitenfellner in FALTER 45/2024 vom 06.11.2024 (S. 28)
Die Menschenrechte werden 75 Jahre nach ihrer erstmaligen Deklaration vielerorts noch mit Füßen getreten. Haben sie also in Zeiten von Kriegen keine Bedeutung mehr? "Das wollen wir nicht akzeptieren. Für uns sind die Menschenrechte noch immer eine der größten Errungenschaften der Menschheit", schreiben die Autorin und die Illustratorin im Vorwort dieses klugen Buches.
Es erzählt im ersten und aufregendsten Teil Fälle nach, die vor dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte gelandet sind. Da geht es um Zwergenweitwurf, die "gesunde" Tracht Prügel, den Kult des Spaghettimonsters, Rührei auf dem Kriegerdenkmal, Frauenrechte, den Putin-Kritiker Alexej Nawalny und andere Persönlichkeiten.
Derzeit neigen viele Kinderbücher zu Belehrung und Beschönigung. Davon unterscheidet sich dieses Buch auf wohltuende Weise. Es erzählt von heiklen Abwägungen und unentscheidbaren Fragen, erheiternden, empörenden und tief traurigen Fällen und gibt so ein gutes Bild von der Komplexität der Materie. Am Schluss stehen eine "Philosophie der Menschenrechte", die Geschichte ihrer Deklaration und die Paragrafen selbst. Formidabel bebildert von der großen Rotraut Susanne Berner.