Wie es euch gefällt

Eine Geschichte des Geschmacks
480 Seiten, Hardcover
€ 37.1
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Lieferbar ab Oktober 2025

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ISBN 9783406837302
Erscheinungsdatum 10.10.2025
Genre Sachbücher/Geschichte/Allgemeines, Nachschlagewerke
Verlag C.H.Beck
LieferzeitLieferbar ab Oktober 2025
HerstellerangabenAnzeigen
Verlag C.H.Beck GmbH & Co. KG
Wilhelmstraße 9 | DE-80801 München
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Kurzbeschreibung des Verlags


Ulrich Raulff schreibt die Geschichte des Geschmacks


Jeder weiß, dass es ihn gibt. Jeder meint, ihn zu besitzen. Dabei hat ihn nie jemand gesehen: den Geschmack, unseren Sinn für das Schöne, Glücksantenne und Tastsinn unserer Sehnsucht. Ulrich Raulff erkundet diese Kompetenz für das Schöne und entführt uns in seinem furiosen neuen Buch auf einen materialistischen Jahrmarkt der Eitelkeiten, einen Parcours der Likes von Meissen bis Mac und von Diderots Hausrock bis Victorias Secret.


Die Spur führt ins Rom Winckelmanns und das Washington Jeffersons, nach Paris um 1800, in das viktorianische England und bis hinein in unsere Zeiten von Airbnb und dem Essen als «Erlebnis». Große Tastemaker von Madame Pompadour bis Steve Jobs begrüßen uns als Portalfiguren am Beginn neuer Geschmacksepochen. Doch die Geschichte des Geschmacks und seiner Wandlungen ist nicht nur eine Geschichte ästhetischer Codes. Sie ist auch der Bericht von einer europäischen Erfindung, von Beutezügen, dem Leiden der anderen und von eigener historischer Schuld. Und sie ist zugleich noch mehr: Im Sinn für die Nuance entfaltet sich eine ungeheure kulturelle Leistung, ein humanes Vermögen und ein Reichtum der Empfindungen, der uns hilft, Differenz wahrzunehmen und in Kultur zu verwandeln.

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ISBN 9783406837302
Erscheinungsdatum 10.10.2025
Genre Sachbücher/Geschichte/Allgemeines, Nachschlagewerke
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FALTER-Rezension

Der Geschmack der Welt

Thomas Leitner in FALTER 42/2025 vom 15.10.2025 (S. 40)

Wer eine Geschichte des Geschmacks verfassen will, muss sich früh entscheiden – eigentlich. Das postuliert Ulrich Raulff in seinem jüngsten Werk „Wie es euch gefällt“. Die Wege dorthin definiert er so: „Der eine führt über die lichten Höhen des Diskursiven, auf dem Wegweiser steht ,Zu den ästhetischen Theorien‘ … Der andere führt in die sonnigen Täler des Interior Designs, der Kochbücher und Kostümgeschichten.“

Dankenswert, dass Raulff selbst sich nicht zwischen diesen Pfaden entscheidet. Beide sind ihm als einem der vielseitigsten deutschsprachigen Feuilletonisten (FAZ, SZ) vertraut, wie seine Publikationen beweisen. Neben einem theorie-euphorischen Werk über die intellektuelle Szene Frankreichs in den 1970ern findet sich eine liebevoll-elegante Kulturgeschichte des Pferdes; Arbeiten über den Kreis um den Lyriker Stefan George sowie die Gedankenwelt des Kunsthistorikers Aby Warburg zeigen den Autor als intimen Kenner so exklusiver wie einflussreicher geistiger Zirkel. Durch seine Tätigkeit als Übersetzer haben ihn bedeutende französische Theoretiker wie Michel Foucault und Pierre Bourdieu beeinflusst, mehr noch die phänomenologische Herangehensweise von Roland Barthes geprägt.

Paris, London, Florenz, Berlin sind markante Stationen in Raulffs Laufbahn, bevor er Leiter des Deutschen Literaturarchivs in Marbach wurde. Von überall hat er „Geschmackvolles“ mitgebracht und zu einem bunten kulturwissenschaftlichen Teppich verwebt, den er hier ausbreitet.

Einen Eindruck vom Raffinement, das scheinbar Gegensätzliches in Verbindung bringt, vermittelt bereits das Eingangskapitel: Audrey Hepburn im kleinen Schwarzen und der Pappbecher des coffee to go – „Frühstück bei Tiffany“ – trifft auf Johann Joachim Winckelmann, den deutschen „Urvater“ des Klassizismus. Original und Kopie, der Stil und sein Bruch können einander ergänzen – oder ausschließen!

Das Spannungsfeld von Austausch und Nachahmung umkreist Raulff in den darauf folgenden Miniaturen – „Zum Schönen führt nicht ein Prinzip, sondern eine tastende Suche.“ Ein besonders fruchtbares Feld dieser Wechselbeziehung von künstlerischer Weiterentwicklung und (auch) kultureller Aneignung stellt die Geschichte von Keramik und Porzellan dar, die Kontinente überschreitet und Jahrtausende dauert. Das beginnt mit dem Hin und Her von vorderasiatischen und fernöstlichen Waren, führt Jahrhunderte später zur Rezeption in Europa (Delft, dann Meißen) und einer letzten Blüte in England. Raulff zeigt die Beziehungen zwischen technischem Fortschritt, Markt und Publikumsgeschmack und schlägt Bögen zu Gartenkunst und Malerei.

Ein zentrales Thema ist das Verhältnis zwischen Europa und der restlichen Welt, das zunehmend als ausbeuterisch gesehen wird. Dafür liefert Raulff originelle Beispiele, wie das Auftauchen von Teppichen in der abendländischen Kunst. Erst Beutestücke aus dem Orient, werden sie durch ihr Abbild bei Flamen und Italienern „eingemeindet“.

Die Bandbreite der Themen ist schier unbegrenzt: Da gibt es ein Kapitel über US-Präsident Thomas Jefferson als klassizistischen Architekten. Madame Pompadour wird als erste Influencerin eingeführt, daran schließt die Entwicklung des französischen Kunsthandels durch die jährlichen „Salons“ an. Wesentlich für die Geschmacksbildung sind ab 1851 die Weltausstellungen. Dazu erzählt der Autor, wie man 1855 in Paris versuchte, als Konkurrenz der in London gefeierten Produkte französische Marken aufzubauen, etwa durch die noch heute bestehende Klassifizierung der Grand-Cru-Weine des Bordeaux.

So flaniert der Autor in einer veritablen Grand Tour durch die kulturelle Vielfalt der Welt. Hinter dem eingängigen Buchtitel verbirgt sich ein so raffinierter wie fintenreicher Text. Zwar setzt er so viel Wissen voraus, dass sein Leserkreis eher schmal sein wird – diesem allerdings wird er sehr viel Spaß bereiten.

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