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Kurzbeschreibung des Verlags
Zum Celan-Jahr 2020
Kein anderes Gedicht hat nach 1945 solche Berühmtheit erlangt wie Paul Celans »Todesfuge«. Entstanden unter dem unmittelbaren Eindruck der Ermordung seiner Eltern durch die Nationalsozialisten, gilt es als eines der frühesten literarischen Zeugnisse im Angesicht der Shoah. Thomas Sparr zeichnet die Geschichte dieses Gedichts nach, das wie kein zweites deutschsprachiges Werk in der Nachkriegszeit eine ganze Epoche ins Bild setzt und eine enorme, bis heute andauernde internationale Wirkungsgeschichte entfaltet. Er spannt den Bogen von seiner Entstehung über seine zunächst kontroverse Aufnahme in den 1950er Jahren bis hin zu den Literaten und Künstlern, die sich bis in unsere Tage davon inspirieren lassen. Seine Erzählung zeigt auch, dass das Gedicht auf besondere Weise die Biographie Celans birgt. Bedruckter Vorsatz, Lesebändchen, Abbildungen.
Selbst wenn man die Lyrik des 20. Jahrhunderts ansonsten geschwänzt hat, an der „Schwarzen Milch der Frühe“ kommt niemand vorbei. Paul Antschel hat die „Todesfuge“ Ende 1944, Anfang 1945 in seiner Geburtsstadt Czernowitz verfasst. Erstmals erschienen ist sie 1947 in rumänischer Übersetzung („Tangoul morţii“), aber bereits unter dem Namen Celan (sprich: Tsélan), ein Anagramm des rumänisierten Ancel. 1944 hatte der damals 24-Jährige, der (vermutlich) am 20. April 1970 in die Seine ging, erfahren, dass seine Eltern zwei Jahre zuvor in einem transnistrischen Lager zu Tode gebracht worden waren. Er selbst hat sein berühmtes Gedicht in einem bitteren Brief an seine Geliebte Ingeborg Bachmann als „eine Grabschrift und ein Grab“ bezeichnet.
Für den ehemaligen Verlags- und Archivleiter (Marbach) Thomas Sparr ist die „Todesfuge“ ein „Störenfried der deutschen Literaturgeschichte“, an dem sich die Literaturkritik und die Kollegenschaft blamiert hat. Absoluter Tiefpunkt: Im Mai 1952 sorgt Celans Lesung des Poems vor der Gruppe 47 im Ostsee-Kaff Niendorf für den Zwischenruf „Der liest ja wie Goebbels“ und Gelächter. Sein berüchtigtes Verdikt, es sei „barbarisch“, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben, fällte Adorno ohne Kenntnis der „Todesfuge“. Den Vorwurf, diese sei „allzu kunstvoll“, hatte freilich bereits zur Entstehungszeit Celans Dichterkollege Alfred Kittner erhoben, und er ist seitdem auch nie ganz verstummt.
Sparr folgt Celan auf dessen Stationen – der kurze Wien-Aufenthalt 1947/48 gilt ihm als „entscheidende Zäsur“ –, es geht ihm aber tatsächlich um die Biografie eines missverstandenen und „lesebuchreif gedroschen[en]“ (Celan) Gedichtes und nicht um jene des Autors. Er sichtet den Metaphernfundus, aus dem der Dichter schöpft (die „schwarze Milch“ borgt dieser von Rose Ausländer), würdigt die Übertragungen – „Death is a gang-boss aus Deutschland“ übersetzt Jerome Rothenberg 1958 – und skizziert so ein historisches Panorama, das bei aller Dichte eine stets anregende Lektüre garantiert.