Väter und Söhne

Roman
336 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783423281386
Erscheinungsdatum 08.12.2017
Genre Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Übersetzung Ganna-Maria Braungardt
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HerstellerangabenAnzeigen
dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
Tumblingerstraße 21 | DE-80337 München
produktsicherheit@dtv.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Über Sehnsüchte und Ängste in Zeiten des Übergangs


Wozu festhalten an Idealen, Werten? Ist doch alles falsche Romantik ‒ also weg damit! Basarow, Medizinstudent aus Petersburg, ist Nihilist und als solcher Teil einer radikalen Jugendbewegung. Als er seinen Freund Arkadi auf dessen Heimreise zum väterlichen Gut begleitet, verliebt er sich in die junge Witwe Anna ‒ was ihn existenziell erschüttert. Sollte die alte Welt etwa doch eine gewisse Wahrheit für sich beanspruchen dürfen? Dies herauszufinden, offenbart sich Basarow ein einziger vernünftiger Weg: erst Konfrontation, dann Kollision.


Dank Ganna-Maria Braungardts poetisch-präziser Neuübersetzung erstrahlt Turgenjews wegweisender Roman in vollem Glanz.



Umfangreicher Anhang mit Verzeichnis der handelnden Personen, Nachwort, biographischer Notiz, Anmerkungen und einem Brief der Übersetzerin an den Autor.



SWR-Bestenliste Dezember 2017


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ISBN 9783423281386
Erscheinungsdatum 08.12.2017
Genre Belletristik/Hauptwerk vor 1945
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
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FALTER-Rezension

Vor den Vätern sterben die Söhne

Klaus Nüchtern in FALTER 9/2018 vom 28.02.2018 (S. 33)

Iwan Turgenjews Roman „Väter und Söhne“ ist das Porträt einer Epoche und lässt Generationengerechtigkeit walten

Es heißt wohl wahrlich nicht allzu viel auszuplaudern, wenn man verrät, dass es in „Väter und Söhne“ auch zu einem Duell kommt. Schließlich handelt es sich um einen russischen Roman des vorletzten Jahrhunderts. Man muss auch keinen Spoiler-Alert vorausschicken, wenn man darauf hinweist, dass dieses vergleichsweise glimpflich ausgeht. Gestorben wird dennoch. Aber dafür ist der Typhus verantwortlich und nicht eine Pistolenkugel.
Von den three tall t’s of Russian literature ist Turgenjew der unterschätzteste Gigant. Er kommt auf der Bühne, der Leinwand und dem Fernsehschirm nicht annähernd so oft vor wie Tolstoi oder Tschechow, aber den Kniff mit dem Gewehr, für den Sankt Anton berühmt geworden ist, beherrscht auch er. „Dieser Doktor und ich, wir werden uns noch ein Gefecht liefern, das ahne ich“, meint Pawel Kirsanow über Basarow, den besten Freund seines Neffen Arkadi. „Oha!“, denkt man sich – und wird vom hinterlistigen Iwan glatt reingelegt; denn der gibt im nächsten Satz gleichsam Entwarnung: „Zum Gefecht kam es am selben Abend beim Tee.“ 147 Seiten später ziehen die beiden dann tatsächlich die Pistolen.
Offiziell spielt sich Pawel zum Hüter der Ehre seines Bruders Nikolai auf, tatsächlich aber ist ihm Basarow von Anfang an ordentlich aufs Teegebäck gegangen. Die rücksichtslose, großspurige und herablassende Art, mit der der selbsternannte „Nihilist“ die Vertreter der Vätergeneration spüren lässt, was er von ihr hält – nämlich naturgemäß nichts – führt dazu, dass Pawel der Feitel in der Hose von selbst aufgeht.
Den Fortschritt und den Liberalismus, die Aristokratie und das russische Volk – das findet der Arztsohn und Medizinstudent alles schlechterdings zum Schmeißen: „Sie brauchen doch, hoffe ich, keine Logik, um sich ein Stück Brot in den Mund zu schieben, wenn Sie hungrig sind. Wozu also diese abstrakten Begriffe!“, rempelt Basarow im angekündigten Wortgefecht Pawel verbal an, und der giftet zurück: „Heute (…) braucht man nur zu sagen: Alles auf der Welt ist Unsinn!, und die Sache ist geritzt. Das freut die jungen Leute. In der Tat, früher waren sie einfach Tölpel, jetzt sind sie auf einmal Nihilisten.“

Turgenjew kann alles, aber Dialoge kann er besonders gut. In dem 1862 erschienenen Roman mixt er diese mit wohldosierten Erzählkommentaren und schafft es auf diese Weise, auf einer sechsseitigen Ballszene –Kapitel 14! – eine sarkastische Skizze hinzuwerfen, deren psychologischer und soziologischer Scharfsinn ganze Gesellschaftsromane geringerer Autoren in den Schatten stellt.
Anfang der 1930er-Jahre schrieb Walter Benjamin einen kleinen Text. „Der destruktive Charakter“, so sein Titelheld, sei nur einer Parole verpflichtet, nämlich der, Platz zu schaffen. Er lebe „nicht aus einem Gefühl, dass das Leben lebenswert sei, sondern dass der Selbstmord der Mühe nicht lohnt“. Damit ist eine Figur wie Turgenjews Basarow eigentlich recht treffend umrissen, bloß dass diesem die Heiterkeit, die Benjamin seinem destruktiven Charakter zuschreibt, vollkommen abgeht. Es ist ein von Selbsthass befeuerter finsterer Furor, der ihn umtreibt. „Ich spüre nur Fadheit und Wut“, meint er einmal, und dass er, der gerne den zynischen Sexualpragmatiker gibt, sich leidenschaftlich in Anna Odinzowa, die faszinierende und durchaus nicht dämonische Femme fatale des Romans, verliebt, verstört ihn maßlos.
„Väter und Söhne“, dessen Originaltitel eigentlich mit „Väter und Kinder“ zu übersetzen wäre, bescheidet sich durchaus nicht damit, die Generationen einander nach dem Muster „alt und verzopft versus jung und fortschrittlich“ gegenüberzustellen. Die Frontlinien verlaufen nicht – oder jedenfalls nicht ausschließlich – entlang klar konturierter Weltanschauungen; das Gemüt ist mindestens so bedeutsam wie die Gesinnung.

Es sind die Heißblütigen und Willensstarken, die die Handlung vorantreiben und die meiste Zeit über im Zentrum stehen, aber es sind die Schüchternen und Schmähstaden, mit denen der Erzähler sichtlich sympathisiert – was ihn sogar dazu veranlasst, seine Position als Strippenzieher im Schnürboden des Romans für ein paar Sätze zu verlassen.
Als das flamboyante Paar sich darauf einigt, in der Liebe „nur ein künstliches Gefühl“ zu erblicken, meldet sich der auktoriale Erzähler persönlich zu Wort: „(…) beide glaubten, sie sagten die Wahrheit. Aber lag in ihren Worten wirklich die Wahrheit, die ganze Wahrheit? Das wussten sie selbst nicht, und der Autor weiß es erst recht nicht.“
Turgenjew ist ein Meister in der Kunst, mit ein paar Federstrichen glaubhafte Charaktere zu entwerfen: „Auf einem Ledersofa lag halb aufgerichtet eine weißblonde, etwas zerzauste Dame in einem nicht ganz sauberen Seidenkleid (…).“ Mit diesen Worten wird Jewdoxija Kukschina eingeführt – und die Leser wissen, was es geschlagen hat.
Die Kukschina wird als Fortschrittsfreundin und „émancipée“ beschrieben. Darüber hinaus gehört sie dem bis heute existenten Typus jener Auskenner an, die stets auf der Höhe der Zeit sind und genau wissen, was geht und was nicht (George Sand lesen zum Beispiel).
Aber nicht einmal ihr, der etwas abgehalfterten Salondame, die die jungen Herren mit Champagner traktiert, versagt Empathieweltmeister Turgenjew sein Mitgefühl. Und erst Basarows Abschied von den Eltern. Wem es dabei nicht schier das Herz zerreißt, der hat keins!

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