Beteigeuze

Roman | »Man möchte gleich wieder von vorne beginnen, wenn man die letzte Seite gelesen hat.« Die Presse
304 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783423284158
Erscheinungsdatum 15.08.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
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dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
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Kurzbeschreibung des Verlags



Ein Sprachkunstwerk, aufgespannt zwischen Weltraum und Unterwasserwelt


In einer winzigen blauen Wohnung lebt Theresa Neges. Ihr Name, der übersetzt »Du solltest Nein sagen« lautet, scheint nicht ohne Einfluss auf ihr Leben. Einen Beruf hat sie nicht, auch kein Geld. Sie hat nur Josef, ihren Freund, und auch den nicht ganz, trotz Liebe. In ihrem großen grauen Mantel läuft Theresa durch Wien. Liegt im Hallenbad auf dem Beckengrund und übt das Luftanhalten, sucht den Schwindel auf einem Karussell. Denn eigentlich möchte sie ins All: leicht sein, schweben. Und Beteigeuze näher sein, dem gleißend roten Riesenstern im Sternbild Orion, dem sie sich seit ihrer Kindheit verbunden fühlt.
Ein poetischer Roman, eigenwillig, bildschön in jedem Satz, mit einer Erzählerin, der man überall hin folgen möchte.


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FALTER-Rezension

Frauen am Rande des Nervenzusammenbruchs

Sebastian Fasthuber in FALTER 39/2024 vom 27.09.2024 (S. 37)

Die Perspektive bestimmt, wie eine Geschichte rüberkommt. Wie die Welt darin aussieht, wer gut dasteht oder dubios erscheint. Aktuelle Beispiele dafür sind "Brennende Felder" und "Beteigeuze", die für den Österreichischen Buchpreis nominierten Romane von Reinhard Kaiser-Mühlecker und Barbara Zeman. Ihre Erzählerinnen wirken hochgradig unzuverlässig.
Das Kunststück, eine an sich mäßig sympathische Figur so spannend zu gestalten, dass man ihren Ausführungen und Selbstbetrachtungen über mehr als 350 Seiten folgt -und zwar mit wachsender Faszination -, gelingt Kaiser-Mühlecker mit dem letzten Teil seiner Romantrilogie über die Bauernfamilie Fischer.

Der Autor lebt und arbeitet in der vor allem als Autobahnabfahrt bekannten Gemeinde Eberstalzell im Bezirk Wels-Land. Das ist nicht weit entfernt von den Orten, die Thomas Bernhard zu Literaturschauplätzen gemacht hat. Dieser kokettierte bekanntlich damit, Landwirt zu sein, Kaiser-Mühlecker ist ein echter Biobauer. In seinen Romanen unterzieht er eine immer noch ländliche, aber immer stärker versiegelte Region einer neuen literarischen Betrachtung.

Eine Hürde ist bei der Lektüre allerdings zu überwinden: Manche Beschreibungen sind umständlich, ohne dass sich dadurch zwingend ein poetischer Mehrwert ergeben würde. Die Prosa strahlt eine Ernsthaftigkeit aus, der die Anstrengung dahinter auch anzumerken ist.

Paradoxerweise zeichnet Kaiser-Mühlecker diese Schwäche gleichzeitig aus. Es hat sich unter Autorinnen und Autoren eingebürgert, sich selbst zumindest nach außen hin nicht allzu ernst zu nehmen. Eine gewisse Leichtigkeit hilft bei der Selbstvermarktung. Nichts liegt diesem Schriftsteller ferner als das. Hier schreibt einer, dem Bücher geradezu heilig sind.

Bei allem Kunstanspruch ist der Romanplot kolportagehaft: Luisa Fischer, die in Wien und Skandinavien gelebt hat, ist in ihre Herkunftslandschaft heimgekehrt. Hier führt sie zunächst eine Beziehung mit ihrem Stiefvater. Das Haushaltseinkommen bestreitet dieser mit nächtlichen Einbrüchen. Bei einem davon wird er von einem Bauern ertappt und - offenbar in Notwehr -getötet.

Es kommt noch seltsamer: Später geht Luisa eine Beziehung mit just diesem Landwirt ein. Der ist nämlich eh ein Guter, führt seinen Betrieb sehr fortschrittlich und obendrein ist er belesen. Gut für Luisa, die nach aufreibenden Jahren ein bisschen zur Ruhe zu kommen scheint.

Der Reiz dieses Romans liegt vor allem darin, dass die Protagonistin eine höchst ungewöhnliche Frau ist und Rätsel aufgibt. Geschickt verleiht Kaiser-Mühlecker ihrer vielfach gebrochenen Vita immer noch eine überraschende Wendung.

In Kopenhagen und Göteborg hat sie Kinder im schulpflichtigen Alter. Sehr zu vermissen scheint sie die beiden nicht. Mit den Vätern ging es in die Brüche, weil sie sich als manipulative, gewalttätige Arschlöcher offenbarten. Aber warum haben sie dann die Kinder? Dieser Strang verleiht dem Roman einen Hauch von Psychothriller.

Luisa ist eine zugleich starke und strauchelnde Figur, die nach Freiheit strebt und es nie lang ohne Mann aushält. Ach ja: Schriftstellerin wäre sie auch gern. Aber wie heißt es in dem 1980er-Hit?"Words don't come easy."

Bei Theresa Neges ist der Fall klarer: Die Ich-Erzählerin von Barbara Zeman verfügt über eine ganz eigentümliche, hypersensible Wahrnehmung. Sie führt ein Leben auf der Borderline.

Wir sehen die Welt in dem Roman durch die Augen einer Frau, die regelmäßig ihre Tabletten nehmen sollte, diese jedoch absetzt. Das hat Folgen, für Theresas Wahrnehmung und ihr Verhalten. Auch die Liebe zu ihrem Josef leidet darunter. Was Zeman aus diesem Stoff macht, ist jedoch keine Literatur, die das Thema psychische Krankheit in den Mittelpunkt rücken würde.

"Beteigeuze" erweist sich als Feier der Sprache. Wie das mit Partys so ist: Zurückhaltung wäre fehl am Platz. Die Autorin lässt ihre Erzählerin mit den überreizten Nerven gern über die Stränge schlagen. Doch sie bleibt fast immer präzise, spielt geschickt mit Lautstärken und Nuancen im Ton.

Langsam wird sichtbar, dass Theresas Schwierigkeiten, im Leben Halt zu finden, auch mit der Geschichte ihrer Familie und weitergereichten Traumata zusammenhängen.

Bereits ihr Uropa scheint besonders gewesen zu sein: "Der hörte im Ersten Weltkrieg eine Melodie in seinem Kopf, so vollständig wie von einer modernen Wachsplatte abgespielt, dass es ihn gruselte, ein höllisches Vibrieren, knochenklopfendes Geraschel, dass er wusste, hier wurde nicht mit Schlägeln auf die Trommel gehauen, sondern mit den Bestandteilen der Toten."

Es handelt sich um Gustav Holsts Orchestersuite "Die Planeten". Die sieben Sätze standen für die damals bekannten Planeten des Sonnensystems, wobei der britische Komponist die Erde ausließ. Theresa wiederum träumt sich von ihrer Mini-Wohnung aus zum Riesenstern Beteigeuze. Er war schon als Kind ihre Obsession, ihre sieben Geschwister benannte sie für sich nach den Plejaden.

Völlig losgelöst von der Erde? Diese Sehnsucht erfüllt sich für Theresa Neges nicht, obwohl sie im Prater dafür übt. Auch Barbara Zeman verliert sprachlich nur ganz selten den Kontakt zum Boden.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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