Umlaufbahnen

Roman | Booker Prize 2024 | »Was für ein himmlischer Roman!« Adam Soboczynski, Die Zeit
224 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783423284233
Erscheinungsdatum 14.11.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag dtv Verlagsgesellschaft
Übersetzung Julia Wolf
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dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG
produktsicherheit@dtv.de
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Kurzbeschreibung des Verlags



Von oben betrachtet sieht die Welt gleich ganz anders aus


Sechs Astronauten schweben in einer Raumstation durchs All. Den Planeten Erde umkreisen sie einmal in 90 Minuten, sechzehnmal in 24 Stunden. Die zwei Frauen und vier Männer aus ganz unterschiedlichen Nationen arbeiten, essen und schlafen auf engstem Raum – und doch ist alles losgelöst vom Alltag, Schwerkraft und Zeitempfinden sind außer Kraft gesetzt. Was passiert, wenn man seine Heimat nur aus weiter Ferne durch ein kleines Fenster sieht? Wie verändern sich Denken und Fühlen? In dem Zeitraum von nur einem Tag, während die Sonne sechzehnmal auf- und untergeht, betrachtet dieser ungewöhnliche, kraftvoll poetische Roman die großen und kleinen Fragen der Menschheit und bringt uns der Schönheit des Universums ganz nahe. 


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ISBN 9783423284233
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FALTER-Rezension

Lob des geozentrischen Weltbilds

Klaus Nüchtern in FALTER 51-52/2024 vom 20.12.2024 (S. 47)

Treffen sich zwei Planeten. "Ich hab Homo sapiens", erklärt der eine sein kränkliches Aussehen, worauf der andere antwortet: "Hatte ich auch schon, geht aber schnell vorbei."
Im finsteren Zeitalter des Anthropozäns ist Gattungskritik angesagt: als Witz, als Predigt, als Selbstbezichtigungssuada. All das leistet auch Samantha Harveys Roman "Umlaufbahnen", bloß Witze sind rar gesät. Eigentlich gibt es nur eine Stelle, die einen schmunzeln lässt: Die Türen der Toiletten in der Raumstation, auf der die Autorin ihr Personal untergebracht hat, sind mit "Nur für russische Kosmonauten" beziehungsweise "Nur für amerikanische, europäische und japanische Astronauten" beschriftet. Ansonsten lautet die Devise an Bord vor allem: "Diskretion." Ein paar Informationen über das Privatleben der vier Männer und zwei Frauen werden dennoch bereitgestellt.

Am meisten erfahren wir über Chie, die gar nicht auf der Welt wäre, hätte deren Mutter den Atombombenabwurf über Nagasaki nicht durch einen Zufall überlebt. Nun ist sie tatsächlich gestorben und Chie bleibt ein Foto, das sie bei sich an Bord hat. Es wurde am Tag der ersten bemannten Mondlandung aufgenommen und zeigt ihre Mutter als junge Frau, deren finsteren Blicken gen Himmel die Tochter eine Botschaft an sich zu entnehmen sucht.

Es wird überhaupt viel geschaut in diesem Roman, für den Harvey zeitgleich mit dem Erscheinen der deutschen Übersetzung den Booker Prize 2024 erhielt. Shaun etwa denkt seit Jahren über das Sujet von Velasquez' berühmtem Gemälde "Die Hoffräulein" und darüber nach, wer hier eigentlich auf wen blickt. Vor allem aber sind alle gebannt vom Schauspiel, das sich unmittelbar vor den Fenstern der Station abspielt: "Mitunter sehen sie die Erde an und sind versucht, [] zu glauben, dass dieser Planet im Zentrum von allem steht. Er wirkt so spektakulär, so ehrwürdig und majestätisch."

"Der Weltraum ist die einzige Wildnis, die uns noch bleibt", heißt es an einer Stelle. Aber während Transhumanisten von der Eroberung und Kolonialisierung des Alls träumen, mobilisiert "Umlaufbahnen" ein One-World-Ethos: Es gibt keinen Planet B, und es gibt nur eine Menschheit. Wie deren Zukunft aussehen wird, mag in den Sternen stehen, hängt aber tatsächlich von den Ozeanströmen, den brennenden Regenwäldern oder dem sich zusammenbrauenden Monster-Taifun ab, der sich von der Raumstation aus beobachten lässt. Seine zerstörerischen Auswirkungen auf den Philippinen werden hautnah geschildert, wenn der Roman für einen kurzen Moment 400 Kilometer Richtung Erde zoomt.

Die cinematografische Choreografie, die den Reiz von "Umlaufbahnen" ausmacht, wird freilich von den vorbeiziehenden Wetterfronten, Gebirgsketten und Inselgruppen bestimmt, deren Bewegung den Rhythmus der Sätze selbst affiziert.

Die Virtuosität, mit der Harvey all dies zu erzählen weiß, ist fraglos beeindruckend - auch in der makellosen Übersetzung durch die Schriftstellerin Julia Wolf. Es ist freilich eine Frage des Gemüts und des Geschmacks, ob man die Meteoritenschauer an Metaphern und Vergleichen, die über die Leserschaft herniedergehen, auf Dauer erträgt. Der Atlantik ist "vom sanften Silbergrau einer ausgegrabenen Brosche", der Nil hingegen "wie verschüttete königsblaue Tinte"; die Städte Australiens liegen "im feinen Brokat" unweit der "wie von Hand gewobenen Spitze Neuseelands". Und die Erde selbst "mit ihren dick bestickten urbanen Teppichen"? Na, allemal "ein großer Brocken Turmalin, nein, eine Zuckermelone, ein Auge, eine lila, weiße, magenta, orange-mandel-mauvefarbene, zerbeulte, reliefreiche Pracht".

Der Amazon-Algorithmus würde es vielleicht so ausdrücken: Fans des Spätwerks von Filmregisseur Terrence Malick haben auch diesen Roman gekauft.

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