

Max Goldt is back: Frauenfußball? Ist wie "Homo-Ehe"
Sebastian Fasthuber in FALTER 34/2025 vom 20.08.2025 (S. 30)
Zu lang hat Max Goldt, der große Stilist, Sprachkritiker und Satiriker der deutschen Literatur, pausiert. 13 Jahre liegt sein letztes Prosabuch "Die Chefin verzichtet" zurück. Während er weiterhin mit Leseprogrammen tourte, litt er an einer Schreibkrise. Ideen zu neuen Texten habe er zuhauf, sagte er der Zeit 2017, doch habe er eine Angst entwickelt, sie niederzuschreiben.
Nun dürfte er diese überwunden haben. Mit "Aber?" meldet er sich in alter Form zurück. Der Band versammelt kleine Szenen und Dialoge sowie Reflexionen zu Sprache, Kultur und Leben heute.
Die Entäußerungen von Hinz und Kunz in digitalen Räumen wischt Goldt en passant elegant weg. Rezensionen auf Amazon verfassen? "Ein nettes, harmloses Hobby". Und obendrein: "Seit es das Mitmach-Internet gibt", würde kaum noch jemand die Wände öffentlicher Toiletten beschmieren.
Der Autor macht da weiter, wo er aufgehört hat. Er arbeitet sich an ästhetischen Problemen ab. Zugleich möchte er seine Mitmenschen moralisch verbessern. Viele Texte behandeln Spezialfragen, die sich bis dato wohl kaum jemand gestellt hat. Goldts Meisterschaft zeigt sich darin, scheinbar Abwegiges kurzweilig und erhellend aufzubereiten.
Weil es sich um ein Comeback handelt, bringt er zu Beginn einen publikumswirksamen Kracher, den jede Rezension zitieren wird. Er kombiniert das Thema Frauenfußball mit der "Ehe für alle", einstmals "Homo-Ehe" genannt. Die ist für ihn "genauso nutzlos wie die Hetero-Ehe, und Frauenfußball so kläglich und trist wie Männerfußball, aber noch ein kleines bißchen langweiliger", so das Resümee.
Ein Miesepeter? Iwo, an anderer Stelle menschelt es gehörig. In seinem Nachruf auf den 2019 verstorbenen Satirikerkollegen Wiglaf Droste schafft Goldt das Kunststück, beinahe nur Schlechtes über den einstigen Freund zu sagen. Über die Maschekseite gelingt ihm damit jedoch ein berührender Abschied.