Das Glück in glücksfernen Zeiten

Roman
160 Seiten, Hardcover
€ 20.6
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ISBN 9783446232655
Erscheinungsdatum 04.02.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der Arbeitsmarkt kennt keine Gnade, erst recht nicht für Philosophen. Daher tritt Dr. phil. Gerhard Warlich eine Stelle als Wäscheausfahrer an und richtet sich ein in dieser nicht allzu aufregenden, aber sicheren Existenz. Doch als seine Freundin Traudel sich ein Kind wünscht, bringt das Warlich, der eigentlich nur "halbtags leben" möchte, vollkommen aus dem Gleis. Wilhelm Genazino erzählt diese Geschichte eines traurigen Helden und seiner viel weniger traurigen Freundin mit verblüffender Lakonie. Keiner beschreibt die menschliche Verzweiflung an Leben und Liebe so ironisch und brillant wie er.

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FALTER-Rezension

Implodierende Männer in mittleren Jahren

Julia Kospach in FALTER 11/2009 vom 13.03.2009 (S. 25)

Da ist er wieder, der typische Wilhelm- Genazino-Held: Schon auf Seite acht formuliert er den Eindruck, "dass die ganze Zeit eine unhaltbare Sache abläuft: mein Leben". Gleich zwei Seiten später empört sich seine "ratlose Seele" über das "Zwangsabonnement der Wirklichkeit", das sich bedauerlicherweise nicht abbestellen lässt.
Gerhard Warlich verbringt wahrlich ungehörig viel Zeit damit "herumzuempfindeln". Sein Berufsalltag als Geschäftsführer einer Großwäscherei lässt dem promovierten Philosophen ausreichend Spielraum fürs Nachdenken über sein Lieblingsprojekt "Halbtags leben". Schon mittags nämlich übersteigen die Anstrengungen des ersten halben Arbeitstags seine Kraftreserven.
Wilhelm Genazinos neuer Roman trägt den Titel "Das Glück in glücksfernen Zeiten", und dass darin einer vielleicht tatsächlich irgendwo das Glück finden könnte, scheint anfangs völlig aussichtslos. Doch für Genazinos erschöpften Helden, der gerade erst die 40 überschritten hat, naht Hoffnung aus gänzlich unerwarteter Richtung: Seine Freundin Traudel liefert ihn in der Psychiatrie ab.
Diese Wendung kommt unvorhergesehen: Gerhard Warlich ist nicht durch sehr viel mehr auffällig geworden als durch seine auf den Balkon der gemeinsamen Wohnung gehängte Zweithose, deren langsamen Verfall er zu beobachten gedachte, und durch einen singulären Anfall haltlosen Schluchzens. Auch ihn selbst kränkt die Einlieferung, doch rasch kann er dem Ort einiges abgewinnen. Sein neues Ziel heißt "Frühverrentung".
Vorerst kann davon aber noch keine Rede sein. Warlich muss sich mit der Außenwelt herumschlagen, vor allem in Form seiner Lebensgefährtin Traudel, gegen die er natürlich nichts hat, wäre da nicht die Anstrengung, sich "fortlaufend zu ihr verhalten" zu müssen.

Traudel ist eine denkbar unkomplizierte und lebenspraktische Figur. Eine Frau Ende 30, die eine kleine Bankfiliale leitet und sich nach langem Arbeitstag in der gemeinsamen Wohnung sogleich ans Abendessen macht. Vom Sofa aus staunt Warlich über ihre Energie. Dass Traudel nach mehr als zehn Jahren des Zusammenlebens plötzlich der Sinn nach einem Kind steht, ist durchaus dazu angetan, Warlich weiter zu destabilisieren. Es ist, als wollte ihn jemand vom Mutterbusen der Geliebten verscheuchen. Folgerichtig spielt in seinen Selbstbespiegelungsorgien fürderhin die Erinnerung an seine Mutter eine wesentliche Rolle, und es beschleicht ihn wieder das "scheußliche Gefühl, vom Leben zu wenig zu begreifen".
Einmal mehr nimmt Genazino einen Mann in mittleren Jahren unter die Lupe, der nur äußerst schwankend in der Welt und in seinem eigenen Selbst verankert ist und all seine Energie für kleinere und größere Implosionen verbraucht. Das macht wenig spritzige Männer, aber durchaus grandiose Literatur, denn Genazino bedenkt ihn mit feinem Spott und Mitgefühl, ummantelt ihn mit der nur vermeintlich schlichten Schönheit seiner Prosa. Deshalb gibt es in diesem Buch auch besonders viele bezaubernde Überempfindlichkeitsbeschreibungen: Schon die zufällige Beobachtung eines brezelessenden Kindes kann Warlich für einige Zeit aus der Bahn werfen.
Genazino nutzt sein ganzes Ironie- und Wahrnehmungsinstrumentarium, um die haltlose Selbstzerfleischung seines Helden auch so richtig zur Geltung zu bringen. Im Vergleich zur Hauptfigur aus dem letzten Roman "Mittelmäßiges Heimweh" (2007), der sich wenigstens noch von der Schlichtheit Glück versprach, ist hier Hopfen und Malz verloren. Warlichs Hirnkamera erspart diesem in keiner einzigen Lebenslage mehr die Selbstbeobachtung – weder auf der Straße noch im Bett noch im Büro. Nichts kann er tun, ohne sich gleichzeitig ganz genau im Visier zu haben. Und ehrlich gesagt: Nach außen macht er damit keine gute Figur. Als ihn aufgrund eines Missverständnisses auch noch die fristlose Kündigung ereilt, bringt er weder die Kraft zur Aufklärung zustande noch die zu einem energischen Abgang.

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