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Kurzbeschreibung des Verlags
Eine Frau liebt einen Mann, weil der die Frau liebt. Was kann man sich Besseres wünschen in einer Welt, in der die Liebe nur noch ein Marketinginstrument ist? Ebendiese Welt kennt kein Pardon: Auf einer Reise nach China kommt der Mann gleich wieder abhanden, und man fragt sich, ob das mit rechten Dingen zugeht. Warum sucht man nach Veränderung, wenn man das Glück gefunden hat? Warum bleibt man nicht dort, wo man glücklich ist? Sibylle Berg erzählt eine moderne Liebesgeschichte und zeigt mit so melancholischen wie bösartigen Bildern eine Welt, in der man höchstens zu zweit überleben kann.
Der österreichische Sexualwissenschaftler Ernest Bornemann beklagte gegen Ende seines Lebens, dass zusehends weniger geschnackselt werde (weil seine Freundin dies doch, aber mit einem anderen tat, ging er freiwillig in den Tod). Was hätte Bornemann wohl zu jener post-sexuellen Gelassenheit gesagt, die die Ich-Erzählerin des jüngsten Romans von Sibylle Berg verströmt und derzufolge Liebe "ausschließlich mit Bären in Höhlen zu tun hat"? Die Frau, die hier spricht, hat abgeschlossen. Sie färbt sich die Haare und achtet auf Zahn- sowie Körperhygiene, aber den Umstand, dass sie – längst on the wrong side of forty angelangt – auf dem Jahrmarkt der Begehrlichkeiten nichts mehr zu suchen hat, findet sie nachgerade tröstlich. Seit sie entdeckt hat, dass der Hinweis auf die "Wechseljahre" bei egozentrischen Schwätzern absolut mannstoppende Wirkung entfaltet, hat dieser Begriff für sie seinen Schrecken verloren.
Zwischen Tröstlichkeit und Melancholie klafft oft nur ein kleiner Spalt, und in dem entfaltet "Der Mann schläft" sein überschaubares Repertoire auf sehr gekonnte Weise. Anlass zur Schwermut gibt dieser handlungsarme Roman schon allein deswegen, weil der Mann, den die Erzählerin "auf eine bedingungslose Art" gern hatte, verschwunden ist und der auf einer Insel bei Hongkong alleingelassenen Protagonistin nicht viel mehr bleibt, als sich mit eine Reihe skurriler Gestalten zu unterhalten und ihrem Verlust nachzusinnen.
Von der dauergeilen genitalen Gier bei Michel Houellebecq ist Bergs Erzählerin meilenweit entfernt, und doch erinnert sie in ihrer Attitüde an die Helden des mieselsüchtigen Franzosen: Mit temperierter Tristesse wird die Menschheitsdämmerung verkündet und die Wirkkraft des Baldrian beschworen. Das ist mitunter etwas ermüdend, bringt aber eine Reihe schöner, sanft sarkastischer Sentenzen hervor: "Liebe wurde in der öffentlichen Wahrnehmung mit etwas Pathologischem gleichgesetzt und hatte mit weggebissener Unterwäsche und Schweiß zu tun. Dass es sich im besseren Fall um etwas Familiäres, Freundschaftliches handelte, war eine unpopuläre Idee." Das hätte Jane Austen wohl auch so gesehen. Und die ist seit einigen Jahren wieder erstaunlich populär.