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Kurzbeschreibung des Verlags
Das Leben in der modernen Welt verlangt zu viel: tägliche Anwesenheit am Arbeitsplatz, inklusive Engagement und freundlichem Gesicht, die Benutzung von Verkehrsmitteln und den Besuch von Supermärkten. Und dann auch noch das Privatleben. Unausweichlich kommt der Moment, in dem ein Mann nicht mehr weiterweiß - und ehe man sichs versieht, sind es statt einer sogar drei Frauen. Ach, wenn wir doch Tiere wären und die täglichen Zumutungen einfach übersehen könnten! Wilhelm Genazino erzählt ironisch, witzig und böse von einem Mann, der den Alltag nur ertragen kann, indem er das ordentliche Regelwerk durchbricht.
Ein namenloser Erzähler steht im Zentrum von Wilhelm Genazinos jüngstem Roman "Wenn wir Tiere wären". Der Mann ist Architekt, aber kein erfolgreicher. Er frettet sich von Auftrag zu Auftrag und führt nebenher eine mäßig glückliche Beziehung. Wie so oft in Genazinos Büchern ist der Protagonist ein Außenseiter, der das Leben als Zumutung empfindet. Er verbringt den Großteil seiner Zeit damit, als schwermütiger Zwangsflaneur durch die Großstadt zu streifen.
Gern betrachtet er die urbane Vogelwelt, die eine beruhigende Wirkung auf ihn hat – vor allem, wenn sie schlafend auf einem Bein herumsteht. Er beneidet das Federvieh um das einfache Leben, in dem es nur um Nahrungssuche und Fortpflanzung zu gehen scheint. Diese detailgetreu geschilderten Streifzüge wirken mal traurig, mal komisch. Genazino – 68 Jahre alt und Träger des Georg-Büchner-Preises – ist bekannt dafür, ein genauer Beobachter zu sein. Dafür darf man sich von ihm keine große Handlung erwarten. Die ist auch in dem Vorgängerroman "Das Glück in glücksfernen Zeiten" ausgeblieben.
Der Protagonist wandert also umher, vom Tempo der Stadt sichtlich überfordert. Ein guter Freund ist gestorben, und der Mann beginnt, Gefühle für die Exfrau des Toten zu entwickeln; später übernimmt er sogar dessen Job. Zudem taucht die eigene Ex auf, was nur weiter zur inneren Zerrissenheit des Helden beiträgt. Genazinos Frauenfiguren überfordern die Männer immer wieder. Große Brüste und Schwangere irritieren den Ich-Erzähler, bringen seine pubertären Züge zum Vorschein.
Hier wird auch Genazinos Sprache trivial, wie man es sonst nicht von ihm kennt: "Sie hatte meine Kerze in ihrem Bauch." Dafür gibt es aber auch sehr gelungene Sprachbilder, wenn der Mann als "kreuzunglücklich" und "angemüdet" geschildert wird und Verhältnisse als "klebrig" gelten.
In der zweiten Hälfte entwickelt sich die Geschichte unglaubwürdig: Der Held findet einen Ausweis, mit dem er Produkte im Versandhaus bestellt, kurz darauf wird er direkt vom Postamt weg verhaftet. Damit geht Genazino einen Schritt weiter als damals in den glücksfernen Zeiten: Dort landete der Held noch in der Psychiatrie.