Weiße Reiher

Gedichte
184 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446238671
Erscheinungsdatum 27.02.2012
Genre Belletristik/Lyrik
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Werner von Koppenfels
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Derek Walcott, der große Dichter des 20. Jahrhunderts, spricht über die Themen, die sein ganzes Leben begleiten: seine Liebe zur westlichen Literatur, die komplexe Kolonialgeschichte der Karibik, die merkwürdige Erfahrung einer neuen Liebe und die manchmal furchteinflößende Schönheit der Natur. Dabei erweitert er die Möglichkeiten von Reim und Takt, von poetischer Form und Sprache. Entstanden ist ein bewegender Zyklus: Seine Gedichte sind ein Lobgesang auf Schönheit, Liebe, Kunst und - vielleicht am überraschendsten - das Altwerden.

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FALTER-Rezension

Melancholie auf Saint Lucia

Julia Zarbach in FALTER 11/2012 vom 16.03.2012 (S. 24)

Der karibische Lyriker und Literaturnobelpreisträger Derek Walcott kann noch über Sonnenblumen staunen

Im Alter von 80 Jahren hat der karibische Nobelpreisträger Derek Walcott 2010 den Gedichtband "White Egrets" veröffentlicht und damit die Literaturwelt ein weiteres Mal auf sein unerschöpfliches Talent, weit entfernt von jeglicher Altersschwäche, aufmerksam gemacht. Denn prompt wurde er dafür mit Großbritanniens und Irlands höchster Lyrikauszeichnung, dem T.S. Eliot Prize, bedacht.
In "Weiße Reiher" werden motivisch verkettete Gedichte präsentiert, die Werner von Koppenfels für die zweisprachige Ausgabe ins Deutsche übertragen hat. Walcotts Leser begegnet altbekannten Inhalten, wie Abschied oder Reise – Gegenständen, von denen er bereits in seinem letzten epischen Gedichtband "The Prodigal" (2004) sprach. Der Abschied taucht in seinem neuen Band vor allem im Zusammenhang mit dem eigenen Tod auf.

Die titelgebenden weißen Reiher, die auf seiner karibischen Heimatinsel Saint Lucia heimisch und Teil seines Zuhauses sind, können als Symbol des Bedauerns, einer Melancholie gegenüber der eigenen Endlichkeit gelesen werden. Darauf deutet schon die Ähnlichkeit der beiden englischen Wörter für "Reiher" und "Bedauern" (egret – regret) hin. In der Zuweisung von Eigenschaften verdeutlicht sich diese Verbindung weiter.
Der Lyriker beschreibt sich als "egret-haired viejo", als "Alter mit Reiherhaar", und wird von der mit ihm alternden Umgebung an die Sterblichkeit gemahnt. Nur die Reiher scheinen eine Konstante, eine verlässliche Ewigkeit zu sein: "Freunde, die wenigen, die mir blieben, / sind nun am Sterben, doch die Reiher stelzen durch den Regen, / als ob sie keine Sterblichkeit berührt, oder sie heben / wie jähe Engel ab, entschweben, lassen sich nieder."

Das Thema des Alterns gewinnt auch in Verbindung mit dem Liebesleben an Bedeutung. Walcott sucht etwa den Funken im Gesicht einer ehemaligen, nunmehr greisen Geliebten, die im Rollstuhl sitzt: "(…) ihr Lächeln kam / verheerend aus einem faltigen Netz, doch für einen Moment / spürte ich altes Fieber (…)." Aber nicht nur der Spiegel des Alters macht den Poeten nachdenklich, sondern auch jüngere Frauen, wie im Gedicht "Sizilien": "Ich sag dir, was man denkt: du bist zu alt, / dass eine biegsame Junge dich rüttelt; dein narbiger Stamm, / deine zittrige Hand, braucht das eine wie sie?"
"Sizilien" ist eines von zahlreichen auf Europa rekurrierenden Reisegedichten, die im Band vertreten sind. In ihnen spielt, neben der eigenen Biografie, die sinnlich beschriebene Schönheit der Landschaft eine Hauptrolle: "Ich staune über die Sonneblumen (…). / Stellen sie sich der Dämmerung wie eine Armee / auf das letzte Geheiß eines sinkenden Reiches, / ihre Räder festgefahren in der Furche, unter dem dünnen / Streufeuer der Sterne und der Leuchtspur der Glühwürmchen, / und fallen dann, gleich erschöpften Meteoren, mit leisem /Aufschlag zur Erde?" Doch die Ferne löst bei Walcott stets Heimweh aus, "(…) denn wir sind nie, wo wir sind, immer anderswo, / selbst in Italien."
Seine Heimat lobpreist der Dichter mitunter regelrecht – etwa wenn er einem Fischer bei seiner Arbeit zusieht oder einfach nur das schöne Licht auf den Piers bemerkt. Daneben darf aber auch der kritische Blick auf Saint Lucia nicht fehlen – ganz gleich, ob er ihn auf das in Walcotts Werk durchgehend präsente Thema des Kolonialismus oder auf die Verbauung des Landes durch Reiche wirft, "die diese Insel in eine Shoppingmall verwandeln" und die kleinen Leute ausbeuten.

Ebenso wird am eigenen Ego Kritik geübt. Als ziemlich bescheiden ist es zu verbuchen, wenn dem Autor, bei all seiner Kunst, Zweifel am eigenen Schreiben bleiben: "Wenn es denn stimmt, / dass meine Gabe verdorrte, kaum etwas blieb, / (…) was wäre da weiter / zu tun als die Dichtung zu lassen (…)." Es bleibt zu hoffen, dass Walcott seine komplexen metrischen Gebilde, die sich so zwanglos lesen, noch eine ganze Weile nicht ließe.
"Dichtung ist genau das, was der Übersetzer zu bewahren hat", schreibt Werner von Koppenfels in seinem Nachwort. Er weiß mit seiner Arbeit vor allem das musikalische Gefühl des Autors sehr trefflich zu erhalten.

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