Mein Glück

Erinnerungen
608 Seiten, Hardcover
€ 26.8
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ISBN 9783446240032
Erscheinungsdatum 27.08.2012
Genre Sachbücher/Kunst, Literatur
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Max Ernst, Pablo Picasso, Samuel Beckett und viele mehr: Werner Spies hat alle gekannt, die Paris in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts zur Metropole der Künste und der Literatur machten und sie dem Publikum in Deutschland vorgestellt. Ende der fünfziger Jahre macht er sich auf nach Frankreich, betätigt sich dort als Wissenschaftler, Schriftsteller, Kurator und Museumsdirektor und trifft die großen Künstler jener Epoche. Nun hat der begnadete Erzähler seine Erinnerungen aufgeschrieben. Seine wunderbare Autobiographie ist ein großes Buch über das 20. Jahrhundert.

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FALTER-Rezension

Das Genie und die Schurken

Matthias Dusini in FALTER 3/2013 vom 18.01.2013 (S. 28)

Experte Werner Spies ging Fälschungen auf den Leim. Nun kuratiert er eine Max-Ernst-Retrospektive

Es war die Begegnung meines Lebens", erinnert sich der Kunsthistoriker Werner Spies an jenen Tag im Jahr 1966, an dem er in Paris den Künstler Max Ernst (1891–1976) traf. Zwischen dem deutschen Maler, der aus dem amerikanischen Exil nach Europa zurückgekehrt war, und dem 46 Jahre jüngeren Publizisten entwickelte sich eine enge Freundschaft. "Er war einer der größten Geister des 20. Jahrhunderts", schreibt Spies in seiner neuen Autobiografie "Mein Glück". Sie erzählt vom Musterbeispiel einer produktiven Zusammenarbeit.
Der junge Bewunderer und Kunstjournalist machte den in Vergessenheit geratenen Exilanten, dessen Spätwerk zudem unter mangelnder Qualität litt, wieder bekannt. Er organisierte Dutzende Ausstellungen, publizierte Bücher und war maßgeblich an dem sieben Bände umfassenden Werkverzeichnis beteiligt.

Bis heute richtet Spies über die Echtheit von Werken, die im Kunsthandel Millionen wert sind. 2008 organisierte er in der Albertina eine Ausstellung über ein frühes grafisches Werk von Ernst, im Jahr 2010 organisierte er im Salzburger Museum der Moderne eine Ausstellung mit Ernst-Werken aus der Sammlung des deutschen Unternehmers Reinhold Würth; nun kuratiert Spies – wiederum in der Albertina, mit der er einen Konsulentenvertrag abgeschlossen hat – eine Max-Ernst-Retrospektive.
Doch während vergangene Spies-Projekte in der Albertina, etwa eine Ausstellung über das Spätwerk Pablo Picassos, dem mittlerweile 75-jährigen Kunsthistoriker zur Ehre gereichten, hat die Ernst-Retrospektive einen Makel. Grund ist der deutsche Kunstfälscher Wolfgang Beltracchi, in
dessen Verbrechen Spies hineingezogen wurde.
Die von den Publizisten Stefan Koldehoff und Tobias Timm in einem Buch zusammengetragenen Fakten entlarven nicht nur die seltsamen Gepflogenheiten des Kunstmarkts, sondern beschreiben auch den tragischen Fall eines Kunstliebhabers, der die ethische Grenze zwischen Geben und Nehmen verletzte.

Das Unglück nahm 1999 in einer Berliner Galerie seinen Lauf. Hier traf Spies einen ihm bis dahin unbekannten Mann, der ihm ein Gemälde aus Familienbesitz vorlegte. Otto Schulte-Kellinghaus, so der Name des älteren Herrn, berichtete, sein Großvater habe das Gemälde "Der Wald" von dem Kunsthändler Alfred Flechtheim gekauft, dessen Besitz nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten verlorenging. Spies war von der Qualität des Bildes begeistert: "Die indirekten Techniken, die Grattage, die Verwendung von Zirkel mit verschiedenen Amplituden, und dabei keine Reuezüge – alles sprach für die souveräne Handschrift von Max Ernst."
Als der Fachmann dann auch noch das Etikett mit der Aufschrift "Alfred Flechtheim" entdeckte, war er von der Echtheit des Bildes überzeugt. Hatte ihm der Künstler nicht erzählt, er habe Flechtheim Ende der 1920er-Jahre einige Bilder überlassen, die ihm nie zurückgegeben wurden? Er habe noch weitere unbekannte Werke zu Hause, lockte Schulte-Kellinghaus. In einer südfranzösischen Villa fand die Bildbeschau eine Fortsetzung; sie sollte ein böses Ende nehmen.
Im Herbst 2011 wurde Schulte-Kellinghaus gemeinsam mit dem Maler Wolfgang Beltracchi und dessen Frau Helene wegen gewerbsmäßigen Betrugs zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Althippie hatte gemeinsam mit seinen Helfern Dutzende Fälschungen moderner Maler wie Max Ernst, Heinrich Campendonk oder Maurice de Vlaminck in Umlauf gebracht; bis zu 50 Millionen Euro sollen dabei in ihre Taschen geflossen sein.
Spies' unlängst erschienene, 600 Seiten umfassende Memoiren sind nicht frei von Pathos. Kostprobe: "Neben den Genies, mit denen ich in Paris ständig verkehrte, kam ich mir wie ein Wurm vor." Sein Unglück, die Beltracchi-Affäre, wird im finalen Kapitel auf gerade einmal fünf Seiten abgehandelt. Adalbert Stifter zitierend, nennt Spies jenen Tag, an dem ihm das Bild "La Forêt" gezeigt wurde, "eine fürchterliche Wendung der Dinge".

Profitiert von den Deals haben auch Galeristen und Auktionshäuser, die sich gierig auf die frische Ware stürzten, und eben jene Experten, deren Urteil nicht frei von persönlichen Interessen war. Werner Spies kassierte für insgesamt sieben Expertisen zu angeblichen Originalen von Max Ernst 400.000 Euro von der Familie Beltracchi und eine unbekannte Summe von jener Galerie, an die er die Bilder vermittelte.
Vielleicht habe die Aussicht auf den Gewinn durch Provisionen seinen Blick getrübt, behauptete Schulte-Kellinghaus im Laufe des Gerichtsprozesses, wohl auch, um seine eigene kriminelle Energie herunterzuspielen.
Mit naturwissenschaftlichen Prüfmethoden hätte sich das Alter der Farbpigmente und des Etiketts bestimmen lassen, auch wenn diese Verfahren teuer sind und viel Zeit in Anspruch nehmen. Spies verließ sich ganz auf sein unbestechliches Auge. In seiner Funktion als Kunstbeirat der Sammlung Würth nickte er ebenfalls, als ein Gemälde von Heinrich Campendonk um 830.000 Euro angekauft werden sollte, das sich später als Fälschung erwies.
Als Kurator wiederum vermittelte er ein Gastspiel der Sammlung Würth nach Salzburg und wählte hierfür auch das Gemälde "Die Horde" aus, das 2008 um 4,7 Millionen Dollar angekauft worden war – auch dies ein echter Beltracchi.
Mit dem Falter wollte der wortreiche Kunsthistoriker, dessen gesammelte Schriften in zehn Bänden vorliegen, nicht sprechen. In seinen Memoiren bringt er seine Entrüstung über die öffentliche Empörung zum Ausdruck.
Während sich der Fälscher als Freigänger eines fröhlichen Lebens erfreute, würde der Getäuschte das Ziel massiver Angriffe. "Es ist ein nicht einfacher Lernprozess, diese merkwürdige Gewichtsverteilung von Schuld und Verurteilung zu akzeptieren." Die Albertina verschafft ihm nun die Möglichkeit, sich als selbstloser Musenfreund zu rehabilitieren.

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