Die juristische Unschärfe einer Ehe

Roman
272 Seiten, Hardcover
€ 20.5
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ISBN 9783446245983
Erscheinungsdatum 25.08.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Leyla wollte immer nur eins: Tanzen. Doch nach einem Unfall muss sie das Bolschoi-Theater in Moskau verlassen. Altay ist Psychiater. Nachdem sich seine große Liebe umgebracht hat, lässt er keinen Mann mehr an sich heran. Altay und Leyla führen eine Scheinehe, um ihre Familien ruhig zu stellen. Als die beiden mit Mitte zwanzig in Berlin von vorne anfangen, tritt Jonoun in ihr Leben. Olga Grjasnowa erzählt von zwei Frauen und einem Mann, die von der Liebe träumen, aber auch nicht wissen, wie man mit der Liebe lebt. Eine rasante Dreiecksgeschichte und ein ungeheuer direkt erzählter Roman über Glück und Unglück in einer Zeit, da alles möglich scheint.

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FALTER-Rezension

Bizarre Love Triangle

Sebastian Fasthuber in FALTER 41/2014 vom 10.10.2014 (S. 22)

Olga Grjasnowa erzählt eine wilde und höchst zeitgemäße Dreiecksgeschichte zwischen Berlin und Baku

Der neuesten deutschen Literatur, im Besonderen der in den ­letzten Jahren sehr präsenten "Instituts­prosa" von Absolventen des Leipziger Literaturins­tituts und ähnlicher Einrichtungen, wird von der Kritik oft mangelnde ­Welthaltigkeit vorgeworfen. Nach dem Motto: Warum schreiben junge Menschen Romane, die noch nichts erlebt haben? Die eigentlich gar nicht wissen, worüber sie schreiben sollen?
Auf die Leipzig-Absolventin Olga Grjasnowa treffen diese Vorwürfe jedenfalls nicht zu. Im zweiten Roman der deutsch-aserbaidschanischen Schriftstellerin, die vor zwei Jahren mit "Der Russe ist einer, der Birken liebt" so brillant wie erfolgreich debütierte, spielt sich derart viel ab, dass die 30-Jährige gleich noch zwei, drei Bücher von Kolleginnen und Kollegen locker mit Einfällen mitversorgen könnte.
Schon der Prolog haut ordentlich rein. Von illegalen Autorennen in Baku ist da die Rede: Gelangweilte Sprösslinge reicher Familien kurven mit Höchstgeschwindigkeit in aufgemotzten alten Sowjetautos durch die Stadt, um sich irgendwie zu spüren. Mehr noch als sich selbst gefährden sie Passanten, was ihnen jedoch egal zu sein scheint – schlimmer sogar: "Nicht selten kamen dabei Fußgänger ums Leben, was den Charme des Ganzen natürlich erhöhte."

Leyla nimmt als erste Frau an so einem Rennen teil und wird prompt von der Polizei erwischt. Sie sitzt in Isolationshaft, in blutverkrusteter Kleidung, und wird alle paar Stunden aus der Zelle geholt, um verhört und brutal misshandelt zu werden. Aber Leyla ist durch eine harte Schule gegangen und nicht so leicht zu brechen.
Grjasnowas Figuren sind zumeist moderne Nomaden mit Biografien, die einen schwindelig machen, derart viele Stationen haben sie in jungen Jahren bereits hinter sich. Also: Geboren wurde Leyla in Baku. Die Mutter stammt aus einer wohlhabenden Familie, der Vater aus einer Künstlerdynastie. Leylas Mama legte Wert darauf, dass die Tochter keine verzogene Göre wird, achtete sehr auf Disziplin und wollte ein Ballett-Wunderkind aus ihr machen.
Tatsächlich wird sie als Schülerin am berühmten Bolschoi-Theater in Moskau aufgenommen. Alles deutet auf eine Karriere hin – nur nicht die Tatsache, dass andere noch einen Tick disziplinierter trainieren und leben als Leyla. Außerdem fliegt eines Tages ihre lesbische Teenagerliebe zu einer Kollegin auf. Nach einigem Aufruhr heiratet Leyla den jungen Arzt Altay. Es sieht nach einer Vernunftehe aus, um die Welt zu täuschen und das Umfeld zu beruhigen, denn auch Altay ist homosexuell.

Die beiden ziehen nach Berlin, wo sich "Homosexualität und Menschsein" nicht ausschließen und jeder sein kann, wie er ist. Altay arbeitet als Arzt auf einer psychiatrischen Station, Leyla bekommt schließlich, nachdem sie einige Zeit pausiert hat, ein neues Ballettengagement. Die Wochenenden verbringen die beiden meist auf Partys (etwa im Technotempel Berghain), mit wechselnden Affären und Drogen. Abgeschaltet und entspannt wird aber auch beim Putzen und Kochen; Altay ist natürlich ein perfekter Hausmann.
Ein nicht nur schönes, sondern auch funktionierendes Arrangement, das dann durcheinandergerät, als Leyla in einer Bar Jonoun sieht und sie sofort haben will. Auch Jonoun ist eine Nomadin: Als Tochter zweier israelischer Hippies in Indien geboren, lebte sie die letzten Jahre in New York. Nach Berlin ist sie erst vor ein paar Wochen gekommen, "mit einem Master in New Media Art, den sie an einem mittelmäßigen Liberal Art College erworben hatte, aber ohne Geld".
Was in der Folge mit Leyla, Jonoun und Altay passiert, dafür hatte die englische Band New Order schon in den 80ern den passenden Songtitel parat: "Bizarre Love Triangle". Es bleibt nämlich nicht bei flüchtigem Sex zwischen Leyla und Jonoun, die vorher noch nie etwas mit einer Frau hatte; es kommen bald auch die guten alten Gefühle ins Spiel. Und weil Jonoun noch keine Bleibe hat, zieht sie kurzerhand bei Leyla und Altay ein. Was Letzteren durchaus eifersüchtig macht.
Um Ordnung in ihren Gefühlshaushalt zu bringen, haut Leyla eines Tages nach Baku ab, wo sie dann eben im Gefängnis landet. Von da an müssen Altay und Jonoun an einem Strang ziehen und fliegen gemeinsam in Leylas – und Grjasnowas – Geburtsstadt. Hier kann die Autorin ihr Wissen über Geschichte, Politik und Gegenwart ihrer Heimat sehr schön ausspielen, auch wenn weniger Information mitunter etwas mehr gewesen wäre.
In Baku wird es noch komplizierter. Während er auf die Freilassung seiner Frau wartet, beginnt Altay eine Affäre mit Farid, dem unehelichen Sohn des Oppositionsführers (wobei Opposition relativ ist, die Partei wurde längst von der Regierung gekauft). Leyla wiederum fährt kurz nach ihrer Entlassung mit Jonoun davon – durch Aserbaidschan, Georgien und Armenien, überall dorthin, wo sie Familie hat.

Dass das Geschehen ganz am Schluss dann doch wieder auf eine konventionelle Zweierbeziehung hinausläuft, mag verwundern und angesichts des zuvor Gelesenen sogar wie ein Rückschritt wirken. Es lässt sich aber nicht sagen, ob die finale Wendung ein Happy End sein soll – oder aber eine böse Schlusspointe.
An dieser Stelle sei nur so viel ­verraten: Jonoun ist raus, Leyla und Altay fliegen ohne sie zurück nach Berlin. Und: Man würde sich eine Fortsetzung wünschen, denn der Roman bricht an ­einem Punkt ab, an dem es besonders interessant wird.
Olga Grjasnowa nimmt die hohe Hürde des zweiten Romans nach einem glänzenden Erstling mit "Die juristische Unschärfe einer Ehe" souverän. Sie hat etwas zu erzählen, eine gute Beobachtungsgabe, die sie mal liebevoll, dann wieder bitterböse einzusetzen weiß, stilistisch was auf dem Kasten und kann sogar Sexszenen. Echt jetzt: Was will man mehr?

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