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Kurzbeschreibung des Verlags
Es gibt diesen Moment, in dem das eigene Universum zerbricht und weit und breit kein neues in Sicht ist: Eine junge Frau sitzt mittellos und nahezu dehydriert vor einer Tankstelle im Death Valley. Als plötzlich ein Indianer vor ihr steht und ihr das Leben retten will, glaubt sie zu phantasieren. Doch das Universum setzt sich nach seinen eigenen Regeln wieder zusammen. Schon bald teilen sich die beiden einen Doppelwhopper, gehen gemeinsam ins Casino und stranden schließlich in einem dieser schäbigen Motels, die es eigentlich nur im Film gibt. Karen Köhlers Erzählungen sind getragen von einer fröhlichen Melancholie und einer dramatischen Leichtigkeit. Ihre Figuren sind wahre Meisterinnen im Überleben.
Was wäre wohl passiert, hätte Karen Köhler diesen Sommer nicht die Windpocken bekommen? Sie wäre mit ihrer Kurzgeschichte "Il Comandante" beim Bachmann-Wettbewerb angetreten. Und dann?
Diese Geschichte einer jungen krebskranken Frau ist eigenwillig und gut, wie der gesamte Erzählband "Wir haben Raketen geangelt", das Debüt der deutschen Schauspielerin und Theaterautorin, mit zur spannendsten Kurzprosa zählt, die in den letzten Jahren im deutschsprachigen Raum erschienen ist. Beim Lesen der einzelnen Geschichten schleicht sich keine Wiedererkennungsmüdigkeit ein, jeder Text hat seinen eigenen Ton und seine eigene Form.
"Polarkreis" fängt mit einem Zettel an: "Bin ,Zigaretten holen'. Polar". Es folgen 17 Postkarten und zwei Briefe. Zum Schluss heißt es: "Komm her. Und bring den Ring mit." In "Cowboy und Indianer" strandet eine Frau dehydriert und ausgeraubt im Death Valley, wo sie auf einen waschechten Indianer trifft: "Ich weiß, dass man nicht Indianer und Eskimo sagen soll. Ich weiß, dass das hier eine Scheißwüste ist, in der ich gestrandet bin, und ich weiß, dass da eben jemand war, mit Federhaube, der mir zu trinken gab und eine Träne von Mutter Erde." Es folgt eine Roadtrip-Story inklusive Schlägereien, Casinobesuchen, Motelnächten und Doppel-Whoppern.
Immer wieder einmal ist jemand gestorben, man hat sich getrennt oder wurde verlassen. Köhler findet für alles eine Sprache. Oft kommen die schweren Dinge besonders flapsig daher, trotzdem ist die Hamburgerin stilsicher, und man begreift die Verletzlichkeit ihrer Protagonisten, aber auch ihren Mut. So wie in "Starcode Red", wo der eigenwillige Versuch unternommen wird, als Entertainerin auf einem Kreuzfahrtschiff – "die erste Qualle von links" – über eine Trennung hinwegzukommen, um dann ohne Geld und Gepäck auf den Lofoten zurückzubleiben.
Das ist entwaffnend ehrlich, komisch und berührend zugleich. Schade, das mit den Windpocken. Dieses Buch ist nämlich ein klarer Gewinn.