Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG Kolbergerstr. 22 | DE-81679 München info@hanser.de
Unsere Prinzipien
✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Als Andreas Egger in das Tal kommt, in dem er sein Leben verbringen wird, ist er vier Jahre alt, ungefähr – so genau weiß das keiner. Er wächst zu einem gestandenen Hilfsknecht heran und schließt sich als junger Mann einem Arbeitstrupp an, der eine der ersten Bergbahnen baut und mit der Elektrizität auch das Licht und den Lärm in das Tal bringt. Dann kommt der Tag, an dem Egger zum ersten Mal vor Marie steht, der Liebe seines Lebens, die er jedoch wieder verlieren wird. Erst viele Jahre später, als Egger seinen letzten Weg antritt, ist sie noch einmal bei ihm. Und er, über den die Zeit längst hinweggegangen ist, blickt mit Staunen auf die Jahre, die hinter ihm liegen. Eine einfache und tief bewegende Geschichte.
Die Austrifizierung des Hanser Verlags schreitet hurtig voran. Als letzter Zugang konnte der Wiener Robert Seethaler verbucht werden, der sich auch gleich mit einem alpenländischen Sujet einstellte. "Ein ganzes Leben" erzählt genau das: das ganze Leben des Andreas Egger, der als Stiefkind bei einem hartherzigen Bauern aufwächst und von dessen regelmäßigen Züchtigungen eine Behinderung davonträgt – er hinkt. Angesichts der Vita dieses einfachen, armen und arglosen Hilfsknechts, dessen frisch angetraute Frau bei einem Lawinenabgang stirbt, beschließt man schnell demütig, nie wieder die eigene Wohlstandsexistenz zu bejammern.
Das deutsche Feuilleton ist hin und weg vor lauter Ergriffenheit. Offenbar haben die Kritiker in den Redaktionen von Berlin, Frankfurt und sonst wo ob ihrer klammheimlichen Sehnsucht nach einer Rehabilitation des Ruralen ihr ureigenstes Besteck gegen ein stumpfes Speckmesser eingetauscht. Denn so anrührend diese Lebensgeschichte auch ist, so wenig lässt sich darüber hinwegsehen, dass Seethaler weder eine konsistente Erzählposition noch eine stimmige Sprache findet. Er schreibt sich ganz nahe an seinen Helden heran, um dann hölzerne auktoriale Kommentare à la "Egger hinterfragte nichts" hinterherzuschieben.
Der schmale Roman laboriert an einem Overkill an Vergleichen; er schlägt einen märchenhaften, mit pseudo-archaischen Vokabeln aufgeputzten Ton an, um dann wieder trocken Sachinformationen einzustreuen, um in diese Erzählung vom Wohl und Wehe des Fortschritts und dem Übergang von der Agrar- und Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft auch noch den "immer schneller expandierenden Seilbahnbau" unterzubringen. Und manche Bilder sind schlicht abgeschmackt (wie jenes von den Geschützfeuern, die "wie leuchtende Blumen erblühten und ihren Widerschein auf die angstvollen oder verzweifelten oder abgestumpften Gesichter der Soldaten legten"). Auf dem Umstand, dass ein Pferd keinen "Hinterlauf", sondern eine Hinterhand hat, wollen wir jetzt erst gar nicht, äh, rumreiten.
Robert Seethaler wurde 1966 in Wien geboren. Er lebt als vielfach ausgezeichneter Schriftsteller und Drehbuchautor in Wien und Berlin. Für seinen Erstlingsroman "Die Biene und der Kurt" wurde ihm 2007 der Debütpreis des Buddenbrookhauses verliehen. Große Erfolge feierten auch die beiden Werke "Ein ganzes Leben" und "Der Trafikant". Letzteres wurde 2018 mit Bruno Ganz in der Hauptrolle verfilmt. Für die Verfilmung des Drehbuch "Die zweite Frau", welches bei verschiedenen internationalen Filmfestivals gezeigt wurde, erhielt Seethaler den Grimme-Preis. Zuletzt erschienen die Romane "Der letzte Satz" und "Das Feld".