Mein Vaterland war ein Apfelkern

Herausgegeben von Angelika Klammer
240 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446246638
Erscheinungsdatum 29.09.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Verfasser / Verfasserin (sonstige) Angelika Klammer
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

"Ich stehe (wie so oft) auch hier neben mir selbst." So begann Herta Müller ihre Tischrede nach der Verleihung des Nobelpreises. In einem langen Gespräch mit Angelika Klammer erzählt sie von ihrem ungewöhnlichen Lebensweg, der vom Kind, das Kühe hütet, bis zur weltweit bekannten Schriftstellerin im Stadthaus in Stockholm führt. Sie erzählt von der Kindheit in Rumänien, vom Erwachsenwerden und dem erwachenden politischen Bewusstsein, von den frühen Begegnungen mit der Literatur, den Konflikten mit der Diktatur des Kommunismus und dem eigenen Weg zum Schreiben. Mit ihrem Bericht vom Ankommen in einem neuen Land fällt auch ein ungewohnter Blick auf das Deutschland der 80er und 90er Jahre und auf die Gesellschaft, in der wir heute leben.

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FALTER-Rezension

Was Mut braucht, kann Trost gewähren

Kirstin Breitenfellner in FALTER 41/2014 vom 10.10.2014 (S. 18)

Ihr Gesprächsbuch mit Angelika Klammer ist eine gute Einführung in Leben und Werk der Nobelpreisträgerin Herta Müller

Herta Müller erscheint vielen als eine schwer zugängliche Autorin. Das liegt nicht nur an ihren Themen, sondern auch an der hohen Kunst ihrer Sprache, die ihre Romane nicht eben zu einer süffigen Lektüre macht – aber zu einer beglückenden. Denn Müller beweist mit jedem Satz, dass Schreiben eine existenzielle Tätigkeit sein kann, die vielleicht Mut erfordert, sich alles noch einmal anzuschauen und damit noch einmal auszuhalten, aber dafür auch Trost gewähren kann.
In dem Gesprächsband "Mein Vaterland war ein Apfelkern" erzählt die Nobelpreisträgerin vom Magnetismus des Schreibens, der aus Rücksichtslosigkeit und Schonung bestehe – wobei Erstere in ihren Themen begründet liege, die "fremde Willkür und ein gestohlenes Leben" ihr vorgegeben hätten, und Letztere in der Tatsache, dass das Schreiben verhindert habe, dass sie dem Erlebten noch schonungsloser ausgeliefert war.

Herta Müller ist keine schwierige Autorin. Sie schreibt von konkreten Dingen und benutzt dabei sinnliche, einfache Metaphern. Schon als Kind im rumänischen Banat besaß sie diese stupende Fähigkeit, Erleben in Bilder umzuwandeln. In der Dunkelheit kam ihr die Luft vor wie schwarze Tinte oder ein riesiges Tierfell – davon konnte man sich bereits in dem Hörbuch "Die Nacht ist aus Tinte gemacht" (2009) überzeugen, in dem sie die Welt des schwäbischen Dorfs im rumänischen Banat so plastisch wiederauferstehen ließ.
Die Gespräche mit Angelika Klammer, bei denen sich die Interviewerin angenehm zurückhält, stellen gleichzeitig eine Einführung in ihr Leben und in ihr Werk sowie ihre Poetik dar. Kennern wird nicht sehr viel Neues begegnen, aber Herta Müller hört man immer gerne zu, um sich an ihrer Sprache zu berauschen. "Die Sprache hebt die Zeit auf, sie zieht das Erlebte in eine besessene Suche nach Wort, Takt, Klang", heißt es an einer Stelle. Gleichzeitig eröffnen sich immer wieder neue Erkenntnisse. Müller ist keine Ästhetin, die die Sprache dazu benutzt, vor der unerträglichen Wirklichkeit zu fliehen, sondern eine Aufklärerin.
Dass Reden die Welt in Ordnung bringen kann, hat sie freilich nie geglaubt, auch nicht, dass Literatur heilt, was sie daraus schließt, dass sie in die Dinge stets von Neuem und anders hineinschauen müsse. Das ist für uns Leser ein Glück. Auch ihre Erinnerungen rekapituliert sie immer wie zum ersten Mal, etwa wenn sie von ihrer Mutter erzählt, die erst drei Jahre vor ihrer Geburt aus der russischen Deportation zurückgekommen war, von der Einsamkeit beim Kühehüten in der glühenden Ebene, in der sie Blumen miteinander verheiratete, um sich die Zeit zu vertreiben, oder von ihren Lachkrämpfen bei Begräbnissen.
"Gibt es ein auf den Kopf gefallenes, ein umgekehrtes Lachen, das abstürzend ist und tiefer traurig als das Weinen?" Müller vermutet, dass sich in diesem ungehörigen Lachen, nach dem sie Prügel bekam, die ihr verdient erschienen, die immer vorhandene Dorftrauer entladen habe.

Der Umzug in die Stadt, die Arbeit in der Fabrik, die versuchte Anwerbung als Spitzel durch die Securitate und die darauffolgenden Verhöre, der Verrat ihrer Freundin Jenny, die verordnete Angst und Hässlichkeit des Sozialismus, die Ausreise in den Westen – davon hat Müller schon früher erzählt, aber vielleicht nicht so kompakt. In diesem schmalen Band erfährt man alles Wichtige über eine der bedeutendsten deutschsprachigen Autorinnen der Gegenwart – und fühlt sich dazu animiert, endlich oder endlich wieder mal etwas von ihr zu lesen.
Etwa ihren letzten Roman "Die Atemschaukel" (2009), der auf den Erinnerungen des Dichters Oskar Pastior (1927–2006) an seine fünfjährige Zwangsarbeit in der Ukraine basiert. Der akribischen gemeinsamen Vorarbeit an diesem Buch ist das vorletzte Kapitel gewidmet, das von der untrennbaren Verquickung von Kunst und Leben kündet und die Dringlichkeit der Literatur von Herta Müller zu erklären vermag.
Das letzte handelt von dem nachvollziehbaren Glück, das sie dabei empfindet, für ihre Collagen-Gedichtbände Wörter offen auf dem Tisch bei sich zu Hause herumliegen zu haben – und nicht verstecken zu müssen.

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