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Kurzbeschreibung des Verlags
Heutzutage erscheint Dating so einfach wie Carsharing, ein paar Klicks, ein paar Algorithmen, gesucht, gefunden. Manfred Hügel etwa sucht ausschließlich Frauen unter 60 Kilogramm. Die Architektin, die ihm eine Seitensprungagentur präsentiert, wiegt deutlich mehr. Warum fühlt er sich mit ihr gegen seinen Willen wohler als je zuvor? Gerlinde Wagner ist in Rente und versucht, ihre Einsamkeit durch festgelegte Rituale zu bannen. Auf einem Datingportal lernt sie Rudi kennen. Mit ihm entdeckt sie ihre eigene Stadt neu. Doch Rudi ist fast 30 Jahre jünger. „Für eine Nacht oder fürs ganze Leben“ erzählt davon, wie die Liebeswahl auch in Zeiten der Singlepartys, der digitalen Kontaktbörsen, der gesellschaftlichen Freiheit unberechenbar bleibt.
Die Journalistin Ursula März hat im Kontaktanbahnungsbusiness recherchiert und ihre Einsichten leider in Prosa verwandelt
Die christliche Lehre erklärt das menschliche Streben nach Zweisamkeit und Verschmelzung mit der Erschaffung Evas aus einer Rippe Adams: Was Einheit war, will wieder Einheit werden. Aber auch in außerchristlichen Wertegemeinschaften und sogar in der Tierwelt stellt die Paarbindung das dominierende Lebensmodell dar.
In ihrem Buch „Für eine Nacht oder fürs ganze Leben“ berichtet die Literaturkritikerin Ursula März über „fünf Dates“, so der Untertitel des Werks. Ein Projektmanager mittleren Alters lernt über eine Kontaktagentur eine füllige Frau kennen, der Sex mit ihr ist ein Hammer. Eine Rentnerin findet über eine Internetplattform Kontakt zu einem deutlich jüngeren Polizisten, mit dem sie spazieren geht. Ein Berliner Internist, Ende 30, fahndet übers Internet nach heiratsfähigen Blondinen. Eine 50-jährige Hamburgerin liebt und heiratet einen um 20 Jahre jüngeren kubanischen Musiker. Und eine spätmittelalte Frau stromert zu Recherchezwecken auf einer Singleparty herum.
Die spätmittelalte Frau ist, wie sich herausstellt, auch die Ich-Erzählerin der vorangegangenen vier Geschichten: Im dritten „Date“ stellt sich diese dezidiert als Ursula März vor, im vierten beschreibt sich die 1957 geborene Autorin selbst als „spröde, etwas reizarme Deutsche“.
Frau März hat nun also im Kontaktgeschäft recherchiert und aus ihren Recherchegesprächsfäden einen literarischen Spezialstoff aus Sachbuch und Erzählband gewebt, unterfüttert mit Lesermitleid erregenden, abgewetzten Eigenerinnerungen der Autorin aus dem Gebiet der Partnerschaftsanbahnung.
Die Verschmelzung der beiden Genres funktioniert gar nicht. Die porträtierten Kontaktsuchenden (die Namen wurden hoffentlich geändert) werden vorgeführt, wenn die Erzählerin März an ihnen im überladenen Henry-James-Stil ihre Pseudoeinfühlsamkeit und ihre küchenpsychologische Beobachtungsfähigkeiten demonstriert. Und mit der vorgetäuschten „Verführung“ eines Fast-Altersgenossen auf der Singleparty löst die Autorin eine Fremdschämattacke unbeschreiblichen Ausmaßes aus. Himmel, hilf!