Kommt ein Pferd in die Bar

Roman
256 Seiten, Hardcover
€ 20.5
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ISBN 9783446250505
Erscheinungsdatum 01.02.2016
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Anne Birkenhauer
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Für eine gute Pointe gab Dovele schon immer alles. Als Kind lief er oft auf den Händen. Er tat das, um seine Mutter zum Lachen zu bringen und damit ihm keiner ins Gesicht schlug. Heute steht er ein letztes Mal in einer Kleinstadt in Israel auf der Bühne. Er hat seinen Jugendfreund, einen pensionierten Richter, eingeladen. Im Laufe des Abends erzählt der Comedian zwischen vielen Witzen eine tragische Geschichte aus seiner Jugend. Es geht um Freundschaft und Familie, Liebe, Verrat und eine sehr persönliche Abrechnung auf dem Weg zu einer Beerdigung. Dem Kleinstadtpublikum ist das Lachen vergangen. Den Leser hält David Grossman mit diesem grandiosen Roman bis zur letzten Zeile gefangen.

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FALTER-Rezension

Kein Applaus für den Tod

Christina Dany in FALTER 11/2016 vom 18.03.2016 (S. 26)

In „Kommt ein Pferd in die Bar“ macht David Grossman seine Leser zu Zuschauern einer abgründigen Stand-up-Comedy

Eine Kleinstadt am Meer, ein Veranstaltungssaal im Keller. Ein ausgemergelter, seltsamer Stand-up-Comedian, ein Publikum, das trotzdem froher Erwartung ist. Man möchte sich zwei Stunden lang amüsieren, man hat schließlich dafür bezahlt. Doch bald wird klar: Daraus wird nichts.
Denn von der ersten Minute an liegt drohendes Unheil über der Bühne, und schon nach wenigen Seiten von David Grossmans neuem Roman „Kommt ein Pferd in die Bar“ ahnt man, dass es hier gleich mächtig ungemütlich werden wird. Bald beginnt man sich vor dem Moment zu fürchten, in dem die angestrengte Heiterkeit in schieres Entsetzen umschlägt.

Grossmans raffinierter Kunstgriff besteht darin, den Leser, die Leserin zum Teil des Publikums im Roman zu machen: Man windet sich peinvoll, lacht verlegen, ist angewidert und gebannt zugleich. „Die Leute werfen sich Blicke zu, rutschen unruhig auf ihren Stühlen herum. Sie begreifen immer weniger, in was sie hier wider Willen hineingezogen werden. Sie wären längst gegangen oder hätten ihn sogar von der Bühne gepfiffen, wenn da nicht etwas Verlockendes wäre, dem man so schwer widerstehen kann: ein Blick in die Hölle von jemand anderem.“
Anfangs hat der Mann auf der Bühne, Dovele Grinstein sein Name, das Publikum noch halbwegs im Griff, die Leute sind willig, obwohl die Witze mau sind. 14 werden es am Schluss sein, und der titelgebende Witz ist der einzige, der nicht zu Ende erzählt wird – eine feine Pointe.
14 Jahre war der Komödiant alt, als seine Welt in Scherben fiel, und schon bis dahin hatte er es nicht leicht. Ein Außenseiter, von Mitschülern drangsaliert, ein Spaßvogel aus Not, ein Kind von Überlebenden der Shoah.

Die Verheerungen in den Elternseelen beschädigen auch den einzigen Sohn, der beharrlich versucht, seine traumatisierte Mutter zum Lachen zu bringen, bis sie einmal seine Faxen unvermittelt unterbricht und erzählt, wie sie mit kaum 20 von den Lokführern des Todeszuges nach Auschwitz in einem Verschlag gehalten wurde, die sich „mit dem Beschützen abwechselten“. Ein halbes Jahr lang fuhr sie auf der Strecke immer hin und her, ehe sie die ihrer überdrüssig gewordenen Männer direkt an der Rampe abgeladen hätten. Sie ist davongekommen, so wie ihr manisch fleißiger Mann, Doveles Vater, aber davonkommen reicht bekanntlich nicht für ein glückliches Leben.
Noch viel Quälendes mehr erfährt man während der verzweifelten Performance des grimassierenden Comedians, der sich auf der Bühne völlig verausgabt, selbst verletzt, stürzt, aufrappelt, seine Brille zerbricht und immer dann, wenn ihm das zunehmend irritierte Publikum endgültig abhanden zu kommen droht, einen Witz in einflicht. Schließlich verlassen die Ersten verstört den Saal, weitere folgen. Es sitzen aber auch einzelne Personen im Publikum, die von dem gespenstischen Geschehen da oben gefesselt sind, es mit Kummer und echtem Mitgefühl verfolgen, und mit der Zeit wird klar, dass viele, wenn nicht die meisten von ihnen gezielt zu dieser Abschiedsvorstellung eingeladen wurden – und daran, dass es ein Abschied ist, kann kein Zweifel mehr bestehen.
Zu diesen Auserwählten zählt auch der Ich-Erzähler, ein pensionierter Richter, der vor über 40 Jahren gemeinsam mit Dovele im Jugendcamp war, die Erinnerung daran aber aus guten Gründen verdrängt hatte, bis sie ihn wieder eingeholt hat, als der lang vergessene Jugendfreund ihn anrief und bat, zu dieser Vorstellung zu kommen. Warum?, fragt der Richter. Um ihm nachher zu sagen, was er gesehen habe, lautet die Antwort.

Es geht um verratene Freundschaft, schicksalshafte Fehlentscheidungen, Verlust und Läuterung, nicht Wiedergutzumachendes und die Sehnsucht nach Wiedergutmachung. Um das Leben, die Liebe, den Tod sowieso. Grossman verhandelt das alles virtuos in einem brillanten literarischen Experiment, dem man atemlos beiwohnt, manchmal in der Ungewissheit, ob man das unbeschadet überstehen wird. Am Schluss werden wir zu denen gehören, die geblieben sind. Niemand wagt zu applaudieren.

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