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Kurzbeschreibung des Verlags
Man versteht natürlich, dass Carola ihren Partner zuweilen nicht mehr erträgt. Er hat sich als gescheiterter Schauspieler und Radiosprecher in einer bequemen Mittelmäßigkeit eingerichtet. Nur in Notfällen kann er von seiner Freundin zu stärkeren Emotionen bewegt werden. Der Fall tritt ein, als Carola ihren Helden verlässt. Sie wird durch diese Notbremsung allerdings nicht glücklicher. Im Gegenteil. Wie der Zufall es will, erklärt sich die Mutter der entweichenden Freundin bereit, dem Verlassenen auszuhelfen. Kann sie ihn retten? Und will der überhaupt gerettet werden? Ob und wie, das steht in diesem so witzigen wie bösartigen Roman.
Carola sorgte sich, weil ich, wie sie sich ausdrückte, zu oft der Wirklichkeit auswich, um so unauffällig wie möglich leben zu können. Sie drohte mir dann und wann, mit mir zum Arzt zu gehen, ich lachte kurz und fragte, welcher Arzt für mein verstecktes Leben denn zuständig sei.“
Der deutsche Schriftsteller Wilhelm Genazino veröffentlicht in schöner Regelmäßigkeit alle zwei Jahre Bücher von etwa 150 Seiten, in denen er sich in immer neuen Variationen einem Thema widmet: mittelalten, mittelmäßigen Männern, die sich vor der lästigen Wirklichkeit ekeln und sich ihr deshalb zu entwinden versuchen. Nur ja keine Verpflichtungen eingehen! Mit dem durch Frankfurt flanierenden namenlosen Helden seines neuen Romans ist Genazino wieder einmal ein besonders schönes Exemplar dieser Spezies geglückt.
Im Leben würde man diesen Mann nicht beachten, aber als Romanheld erweist er sich als große, tragikomische Figur. Er ist ein gescheiterter Schauspieler, dem es mit Jobs als Radiosprecher ohne viel Aufwand gelingt, seine Minimalexistenz aufrechtzuerhalten. Am liebsten verbringt er seine Tage durch die Straßen streifend. Wobei sich für ihn auch schon der Besuch eines Lebensmittelgeschäfts als nervenaufreibend erweisen kann. Modehäuser betritt er nur dann, wenn ihn seine Freundin angesichts der Löchrigkeit seiner Unterwäsche dazu zwingt.
Während er sich stundenlang mit Kleinigkeiten aufhält, vermeidet er die schwierigeren Themen: Das Verhältnis zur Mutter erscheint in seinem Rückblick nahezu inzestuös; und dass seine Freundin seine Distanziertheit auf Dauer nicht aushält und schließlich die Flucht ergreift, geht ihm auch nicht sonderlich nahe. Dafür ist er zu sehr mit seiner schleichenden Selbsterniedrigung beschäftigt.
Wundersamerweise ist die Lektüre von Genazino nicht trist, oft ist sie sogar hochkomisch. Man kann sich bei manchen Sätzen richtig vorstellen, wie er an seinem Schreibtisch in Frankfurt sitzt und in sich hineinlacht. Im Gegensatz zu seinen Figuren kann man sich den Autor als glücklichen Menschen vorstellen.