Wunderbare Jahre

Als wir noch die Welt bereisten
192 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446253599
Erscheinungsdatum 26.09.2016
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

1. Januar 2016. Sibylle Berg ist in Tel Aviv, Familienbesuch, und draußen gehen die Böller los. Moment mal, Böller zu Neujahr in Israel? Schreiende Menschen kommen die Straße gelaufen. Sie ducken sich, flüchten in Hauseingänge. Was sich unter dem Balkon abspielt, ist kein Fest. Es ist ein Anschlag. Sibylle Berg ist viel auf Reisen gewesen, jetzt ist der Spaß vorbei. Wollen wir wirklich in einer Welt herumfahren, wo der Strand zur Kampfzone wird, der Konzertsaal zum Bunker, wo neben dem Café die Bomben fliegen? Sibylle Berg erzählt, wie die Welt war, als wir noch Fernweh hatten: schön, abenteuerlich, romantisch. Und sagt, wie sie heute, im 21. Jahrhundert, ist: zum Weglaufen. Aber wohin?

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FALTER-Rezension

Totsein wäre nicht die schlechteste Alternative

Stefan Ender in FALTER 41/2016 vom 14.10.2016 (S. 27)

Die Reisereportagen von Sibylle Berg liegen nun in dem sarkastisch betitelten Band „Wunderbare Jahre“ vor

Die Erde ist ein Jammertal. Das Experiment Mensch ist gescheitert. Ich halte diese Scheiße nicht mehr aus. Mit diesen drei Grundbotschaften konfrontiert Sibylle Berg zeit ihres künstlerischen Wirkens die lesende Welt. Trotz ihrer deprimierenden Sujets legt die in Weimar geborene Schriftstellerin allerdings eine beachtliche Fruchtbarkeit an den Tag: Unaufhörlich gießt diese müde Monarchin aller Miesepetrigen das Magma ihres Missmuts in die unterschiedlichsten literarischen Formen und lässt sie dort coram publico erkalten.

Man dankt es ihr, denn: Sie kann es. Mit einem versierten Händchen mischt die 54-Jährige Schnoddrigkeit, Drastik und eine Prise Durchgeknalltheit zu einem stilistischen Cocktail, der sich als leicht und vergnüglich konsumierbar erweist. In ihren Romanen sieht Berg Herrn und Frau Ich und Du unheilverliebt beim Scheitern zu, in den Kolumnen beschreibt sie kühl die gesellschaftlichen Dilemmas unserer Tage. So titelte sie etwa jüngst in ihrer Kolumne „Fragen Sie Frau Sibylle“ auf Spiegel-Online: „Die Burka und Deutschland – Liebe wird das nicht“.
Ab und zu schreibt Frau Sibylle auch Reisereportagen für Magazine, eine Sammlung solcher Texte ist nun – in überarbeiteter Form – bei Hanser erschienen. Der Titel hätte „Frau Berg und die Welt – Liebe wird das nicht“ lauten können, man hat sich jedoch für „Wunderbare Jahre. Als wir noch die Welt bereisten“ entschieden. Das mit dem Wunderbaren ist natürlich nur sarkastisch gemeint, denn die Welt, die die deutsche Schriftstellerin so vorfindet, ist natürlich furchtbar. Gut, wenn man 1989 nach Mazedonien reist, ist das nachzuvollziehen: die Flüchtlinge, das Leid, „die serbische Mentalität“. Und die abgebrühten Kollegen Kriegsreporter: „Die Gräber sollten wir noch machen.“ Macht mal.
Als atmosphärischer Switch folgt die Schilderung einer Reise mit dem luxuriösen Eastern and Oriental Express durch Thailand. Aber auch hier nur blanker Horror: Die Klimaanlagen „dimmen die Raumtemperatur auf Schweiz im Februar“, und die reichen, schlanken, welken Damen „tragen überwiegend dünne, traurig wirkende Gesäße in weißen Leinenhosen“.

Und weiter geht’s, nach Bayreuth. Ganz schlechte Wahl! Berg fühlt „ANGST“ und sieht sich „umzingelt von Männern, die im besten Falle Stoiber, bei ungünstiger Ausleuchtung Mengele sein könnten“. Die beschauliche deutsche Festspielstadt erscheint der Berichterstatterin prototypisch für die ganze Welt, „die so ein hässlicher Ort ist, hinter den Fassaden, oder auch schon davor“. Fazit: „Vielleicht ist Totsein wirklich nicht die schlechteste Alternative.“
Berg flieht ins Wallis, aber da regnet es nur. Berg macht eine Luxuskreuzfahrt und fühlt sich wie auf einem „Totenschiff“. Als Alternativprogramm durchquert Berg auf einem Containerschiff den Pazifik: „So ein Mist.“ Die Rückkehr in ihre Heimatstadt Weimar gerät vom Idyll zum Albtraum, in Südafrika wird ihr bei Weindegustationen übel, in Israel bei schlechter Kunst. Muss man noch hinzufügen, dass Berg am Ende jeder ihrer Reportagen als dessert désastreux ein kurzes Katastrophenbulletin zu Land und Leuten anhängt? Wir tun es trotzdem.

Ach, und trotz dieser Sintflut des Schlechten: Die Geschichten sind gut, auch gut gemeint. Berg verzweifelt an Dingen, die schrecklich sind, an Missständen, die wehtun. Ein Bericht etwa über das Leben einer Frau in einem Slum in Bangladesch wirkt zwar so plakativ wie fiktiv, und doch trifft die Autorin den Kern der Sache und das Herz des Lesers.
Einmal schildert Berg ihren allerersten Urlaub in Italien. Wie intensiv das alles war! Und wie wenig man gebraucht hat! Heute geht die Autorin gern um zehn zu Bett, und da muss dann alles passen: „die Matratze, das Licht, die Sojamilch“. Alles nützt sich ab, auch Luxus ist keine Lösung. Wie soll das nur weitergehen? Wir warten auf Antworten von Frau Sibylle.

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