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Kurzbeschreibung des Verlags
Niederlagen haben einen schlechten Ruf. Man sieht darin Schwäche statt Erfahrungsgewinn. Und das, obwohl so gut wie keine Erfolgsgeschichte ohne den unvermeidlichen Crash auskommt, das zeigen die Lebensläufe von Steve Jobs, Joanne K. Rowling oder Charles de Gaulle. Charles Pépin betrachtet das Scheitern neu. Er begreift es im Sinne der Stoiker als privilegierte Begegnung mit der Realität und wie die Existezialisten als Chance zur Neuerfindung. In seinem charmanten Kompendium entwirft er eine befreiende Philosophie des Scheiterns, die vor Optimismus sprüht und zeigt, was der verpasst, der nie gescheitert ist. Eine wunderbar kluge philosophische Anleitung zur gekonnten Niederlage.
Da alle den Erfolg lieben, schreibt E.M. Cioran, müsse es doch, schon um der Symmetrie willen, welche geben, die dem Scheitern zugeneigt sind. Cioran hatte, wenn er seine Aphorismen erdachte, eher selten die rosarote Brille auf. Ganz im Gegensatz zu Charles Pépin, einem Philosophielehrer. Und das, obwohl der sich ein ganzes Buch lang mit dem Scheitern beschäftigt. Tatsächlich versucht Pépin uns auf gut 200 Seiten davon zu überzeugen, dass nur derjenige, der immer wieder stolpert, am Ende als Erster ins Ziel gelangt. Getreu dem doppelbödigen Motto von Samuel Beckett: „Wieder versuchen. Wieder scheitern. Besser scheitern.“
Er führt zahlreiche Beispiele von Genies, die erst aus Fehlern die richtigen Schlussfolgerungen gezogen haben, an. Manchmal liest sich dieses mit Zitatschnipseln von Kant über Nietzsche bis Sartre angereicherte Buch wie ein Motivationskurs für Burn-out-Patienten. Dabei ist der Erkenntnisgewinn insgesamt überschaubar: Natürlich ist die Kunst, die Wissenschaft, das Leben eine Trial-and-Error-Versuchsanordnung. Die ganze Evolution basiert auf diesem Prinzip.
Wer sich von Niederlagen nicht aus der Bahn werfen lässt, wird gestärkt aus ihnen hervorgehen. Pépins Buch springt dem Scheiternden zwar mit Verve zur Seite, trägt die Kriterien der Leistungsgesellschaft aber doch unhinterfragt in sich. Mach Fehler, aber nur, um dich zu optimieren. Die existenzielle Dimension des Scheiterns, Tragik und Verzweiflung werden von ihm nicht berührt.
Trotzdem hat das Buch als Ratgeber durchaus seine Berechtigung. Es funktioniert wie eine Verhaltenstherapie: Man muss lernen, das eigene Leben unter positive Vorzeichen zu setzen. Scheitern soll als Zwischenetappe verstanden werden. Es geht – frei nach Sartre – um die Freiheit der Wahl und eine Deutung von misslichen Ereignissen, die neue Wege öffnet.
Wer sich allerdings für die Absurdität des Lebens interessiert, für die Verzweiflung, für die Einsamkeit des immer wieder und immer besser Scheiternden – der lese doch lieber gleich Samuel Beckett oder E.M. Cioran.