Zwischen ihnen

144 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446256804
Erscheinungsdatum 09.08.2017
Genre Belletristik/Romanhafte Biografien
Verlag Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Übersetzung Frank Heibert
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Mit siebzehn verliebt sich Edna Akin aus Arkansas in Parker Ford, einen Jungen vom Land mit den durchscheinend hellblauen Ford-Augen. Sie heiraten und beginnen ein Nomadenleben in den Südstaaten der USA – Parker arbeitet als Handlungsreisender. Die 30er Jahre ziehen vorbei wie ein langes Wochenende, ungezählte Meilen, Cocktails, Hotelzimmer: New Orleans, Texarcana, Memphis. Die Geborgenheit, die es in ihrer Welt, dem Amerika der frühen Ford-Romane, nicht gibt, finden sie beieinander. Dann kommt ein einziges spätes Kind zur Welt – und alles ändert sich. "Zwischen ihnen" ist Richard Fords intimstes Buch: ein literarisches Memoir über seine Eltern und ein atmosphärisches Porträt des Lebens in den USA Mitte des 20. Jahrhunderts.

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FALTER-Rezension

Eine Art Licht

Paulus Hochgatterer in FALTER 41/2017 vom 13.10.2017 (S. 15)

In seinem Elternbuch „Zwischen ihnen“ stellt Richard Ford die Frage nach der Möglichkeit von Nähe

Wie schreibt man über die Welt, bevor man sie wieder verlässt? Vor etwa eineinhalb Jahren meinte Richard Ford in einem Interview mit der Neuen Zürcher Zeitung: „Die Welt ist unlesbar, weil es nichts zu lesen gibt. (...) Die Welt ist da, ob man will oder nicht, und wir sind da, ob wir wollen oder nicht. Literatur kann uns im besten Fall auf dem Weg von hier nach da begleiten.“
Man wundert sich vielleicht im ersten Augenblick, fallen einem doch sofort jene Figuren Fords ein, die sich vor allem um die Lesbarkeit der Welt zu bemühen scheinen: Frank Bascombe natürlich, Richard Fords Alter Ego aus inzwischen vier großen Romanen; Dell Parsons, der verzweifelt einen neuen Horizont suchende 15-Jährige aus „Kanada“, oder etwa – in größtmöglicher Knappheit – der ebenfalls jugendliche Larry, Protagonist der beeindruckenden Novelle „Eifersüchtig“.
Betrachtet man sie genauer, merkt man, dass all diese Personen doch dem Unlesbarkeitsparadigma entsprechen, das Ford da formuliert hat. Sie sind Deutungsverweigerer und keine Analytiker; sie sind Surfer und keine Taucher, um die Sache in ein aquatisches Bild zu bringen. Hierin unterscheiden sie sich im Übrigen fundamental von den Hauptfiguren Philip Roths, Fords großem Pendant in der US-amerikanischen Literatur.

Nun legt Richard Ford einen dezidiert autobiografischen Text vor, „Zwischen ihnen“, ein Memoir, ein Erinnerungsbuch an seine Eltern, und wer gemeint hat, das Schreiben über Vater und Mutter verlange aufgrund der persönlichen Nähe eine andere, eine tiefer schürfende Erzählhaltung, hat sich getäuscht. Genauso wenig wie die Welt zu decodieren ist, sind es die Eltern, davon geht Ford aus:
„Und natürlich war das alles noch viel mehr, als ich hier sage. Garantiert. Nur, es wäre unrecht, wenn ich ihnen etwas zuschreiben würde, was ich gar nicht weiß. (...) Dass wir das Leben unserer Eltern nur unzureichend erfassen, sagt nichts über ihr Leben aus. Nur über unser eigenes. Es ist höchstens ein Ausdruck von Respekt, wenn man anerkennt, dass man nicht alles weiß.“
Der Autor begibt sich also in die Position eines Chronisten, der aus den Lebensgeschichten seiner Eltern aufschreibt, was er weiß, nicht weniger, aber auch nicht mehr. Er tut es in einer Distanziertheit, die Ahnung Ahnung sein lässt und nicht Gewissheit verlangt, die Fragen stellt, aber keinen Anspruch erhebt, Antworten zu bekommen.

Diese Haltung kann man respektvoll nennen, ohne Zweifel, vor allem, wenn man von der Unentschlüsselbarkeit der Welt ausgeht, und sie ist dem Vater, dessen Geschichte Jahrzehnte nach seinem Tod nachgetragen wird, ganz ähnlich wie der Mutter gegenüber.
Apropos Tod: Die beiden zentralen Szenen des Buches handeln vom Sterben. In ihnen wird die Beziehung des Sohnes zu seinen Eltern zu jeweils einem Bild verdichtet.
Parker Carroll Ford, der Vater, der als Handlungsreisender für die Wäschestärke der Firma Faultless unterwegs ist, erleidet zwölf Jahre nach seinem ersten einen zweiten Herzinfarkt. Er liegt im Bett und ringt nach Luft. Seine Frau wendet sich in maximaler Hilflosigkeit an den Sohn:
„,Richard, was hat er?‘, sagte sie, drehte sich um, sah mich an.“ Richard, der am Vortag seinen 16. Geburtstag gefeiert hat, weiß, was in so einer Situation zu tun ist. „Ich hielt meinen Mund über seinen und atmete in ihn, in Mund und Hals hinein, in seinen Brustkorb (wie ich mir einbildete). (...) Ich machte es mehrmals, bestimmt zehnmal. (...) Das Ergebnis meiner Bemühungen (...) war gleich null.“
Richard geht, vorbei an der paralysierten Mutter, zum Telefon, um den Arzt zu rufen. „So etwas – dass der Arzt nach Hause kam – war damals wesentlich üblicher als heute.“
Gut 20 Jahre später sagt Edna, die von ihrer Krebserkrankung gezeichnete Mutter, sie wisse nicht, wie lang sie noch allein klarkomme; das Pflegeheim, in dem sie angemeldet sei, habe sie erst für das nächste Jahr eingeplant. Ohne lang zu überlegen macht ihr Richard das Angebot, sie könne bei ihm und seiner Frau in Princeton wohnen. „In dem Augenblick sah ich in den Augen meiner Mutter ein Licht. Eine Art Licht jedenfalls. Anerkennung. Zugeständnis. Bereitwilligkeit. Eine Art Aufschub.“ Das ist zu viel, wovon auch immer, und der Sohn sagt den einen Satz. „,Ja, aber warte erst mal‘, sagte ich. Und diesen einen Satz, mehr als alle anderen Sätze, die ich je gesagt habe, würde ich so gern zurücknehmen.“ Sechs Wochen später ist die Mutter tot.
Die Entfernung des Sohnes zum Vater während der Mund-zu-Mund-Beatmung, jene zur Mutter angesichts des Satzes: „Warte erst mal.“ – Was daran ist Respekt und was ist die Unmöglichkeit von Nähe? Ist Liebe, die sich in Distanziertheit manifestiert, tatsächlich das, was sie zu sein vorgibt? Ist sie nicht vielmehr dort, wo sie beteuert werden muss, doch auch ein Stück Behauptung?

Diese Fragen stellt man sich während der Lektüre dieses Buches, genauer, Richard Ford stellt sie einem. Am unerbittlichsten tut er es dort, wo er davon erzählt, dass er nicht nur den Umstand, dass seine Mutter und sein Vater auf unterschiedlichen Friedhöfen begraben sind, akzeptiert hat, sondern keines der beiden Gräber besucht, „aus Respekt vor ihnen und aus Liebe“, wie er sagt.
Liebe resultiert nicht aus der Vorstellung maximaler Nähe, sondern aus der Erkenntnis, dass am Ende des Lebens die größtmögliche Distanz stehen wird. Davon erzählt dieses bemerkenswerte Buch.

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