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Kurzbeschreibung des Verlags
Liebe und Ehe sind ein kompliziertes Geschäft. Die Bilanz ist oft nur mittelmäßig. Muss man es einfach nur häufiger versuchen? Oder gleichzeitig? Oder besser über die eigene Mutter nachdenken? Steckt in der „Ehefrau“ nicht von Anfang an die "Ehemalige", das einzig authentische Überbleibsel jeder Ehe? Wilhelm Genazino erzählt von einem philosophischen Helden, der beim verschärften Nachdenken jede Sicherheit verliert. Vielleicht muss der Mann die Probe aufs Exempel machen mit allen Frauen, die er im Leben kannte, und die Vergangenheit handfest bewältigen. Die Gelegenheit wird sich bieten.
Alle zwei Jahre schreibt Wilhelm Genazino einen schmalen Roman, in dem es immer um dasselbe geht. Seine programmatisch mediokren (Anti-)Helden aus der Mittelschicht erleiden „Mittelmäßiges Heimweh“ (2007) oder andere sehr mittlere Beschwernisse. Das gilt auch für den namenlosen Ich-Erzähler des jüngsten Opus, der die Lebensmitte längst überschritten hat: Nachdem er erkennen muss, dass es in seiner Biografie bislang „keine Schicksalsschläge gab“, bleiben ihm nur die fortschreitende Junggesellenverwahrlosung und das Problem, sich mal eine neue Hose kaufen zu müssen.
Als halbherziger Flaneur stromert er durch die Stadt, hängt allein herum oder lebt irgendwie mit einer der zahlreichen Ex-Geliebten zusammen, deren Anstrengungen, ihn ins Erwerbsleben einzugliedern – der Mann ist 60! –, er widerwillig über sich ergehen lässt. Einigermaßen fit noch im Schritt beschläft er die sexuell vernachlässig-
ten Frauen mit mittlerer bis mäßiger Begeisterung, wobei die detailgenaue Beschreibung dieser Vorgänge stets die Frage aufwirft, wo genau Illusionslosig- in Verächtlich- und Geschmacklosigkeit übergeht. Der antriebslose, mit mittlerer Misanthropie und Misogynie geschlagene Müßiggänger wird von Erinnerungen an seine längst verstorbenen Eltern heimgesucht, deren Nachkriegsspießigkeit ihn wechselweise anwidert oder dauert. Die Geliebten und deren Brüste erweisen sich – jedenfalls solange sie vom Brustkrebs verschont bleiben – allesamt als Wiedergängerinnen der Mutter bzw. von deren Busen.
Genazinos Protagonist hat viel zu plauschen, wenig zu sagen und gar nichts zu erzählen. Umgekehrt würde ein Roman draus, so bleibt das schmale
Werk ein mit matten Witzchen und missglückten Bonmots garniertes selbstmitleidiges Parlando, das alles auffädelt, was dem Mann durch die Rübe rauscht. Als er einer Frau, die er offenbar für geeignet hält – „sie war nicht mehr jung“ – seine Erlösungsbedürftigkeit mitteilt, lächelt diese bloß „mütterlich“ und meint dann „völlig ernst: Sie scheitern auf zu niedrigem Niveau.“ Endlich sagt’s mal eine!