Asymmetrie

Roman
320 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446260016
Erscheinungsdatum 23.07.2018
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Stefanie Jacobs
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Es beginnt mit einer Eiswaffel, auf einer Bank im Central Park. Hals über Kopf stürzt sich Alice in eine Lovestory mit dem berühmten Schriftsteller Ezra Blazer. Sie ist 25, er in seinen Siebzigern. Ein erotisches, tragikomisches Kammerspiel – doch dann setzt eine ganz andere Erzählung ein. Amar, ein amerikanisch-irakischer Doktorand auf dem Weg nach Nahost, wird am Londoner Flughafen in Gewahrsam genommen. Und landet im Vakuum von Wartesälen und endlosen Verhören. Subtil verwebt Lisa Halliday die zwei so ungleichen Geschichten zu einem kühnen, provokanten Roman. Sie schreibt über die Machtgefälle, die unsere Welt durchziehen, zwischen Jung und Alt, Glück und Talent, dem Persönlichen und Politischen.

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FALTER-Rezension

Im Bett mit Philip Roth

Wolfgang Kralicek in FALTER 40/2018 vom 05.10.2018 (S. 29)

In ihrem Debüt literarisiert Lisa Halliday ihr Verhältnis mit einem Starautor und zeigt, was sie selbst draufhat

Man soll Leben und Werk nicht durcheinanderbringen. Streng genommen dürfte man in einer Rezension des ersten Romans von Lisa Halliday also nicht erwähnen, dass die amerikanische Autorin ein Verhältnis mit Philip Roth hatte. Andererseits wäre das aber etwas kindisch. Der Roman handelt nun einmal von einer jungen Frau, die ein Verhältnis mit einem berühmten und viel älteren New Yorker Schriftsteller hat, der starke Ähnlichkeiten mit Roth aufweist.

Natürlich wäre es falsch, das Buch auf diese Schlüssellochperspektive zu reduzieren, dazu ist es zu intelligent gebaut und zu gut geschrieben; so ein Schlüsselroman kann ja sehr peinlich sein, und peinlich ist „Asymmetrie“ in keiner Zeile. Aber der Reiz der Lektüre besteht nicht zuletzt darin, dass es eben auch ein Schlüsselroman ist.

Wir wissen nicht, ob Philip Roth die im Roman geschilderte Liebesbeziehung tatsächlich mit der ziemlich coolen Frage „Sind Sie dabei?“ eröffnet hat. Ezra Blazer jedenfalls, so heißt der Autor im Roman, macht die 25-jährige Lektoratsassistentin Alice eines Sonntags im Park auf diese Weise an.

Die beiden landen dann zwar recht schnell im Bett, die Beziehung aber, die sich danach entwickelt, ist mehr als eine Bettgeschichte. Die Zuneigung des 45 Jahre älteren Ezra hat zwar manchmal etwas Gönnerhaftes – etwa wenn er seine Geliebte mit guter Literatur versorgt und dann entsetzt feststellt, dass sie „Camus“ falsch ausspricht –, aber er ist auch ein ganz reizender, aufmerksamer Liebhaber, der Alice immer wieder mit kleinen oder auch größeren Geschenken überrascht. Das kann eine schöne Briefmarke oder ein altes Pornoheft sein – oder auch einmal 600 Dollar in bar, damit sie sich endlich eine Klimaanlage für ihr Apartment kaufen kann.

Drei Mal lässt Halliday zwischendurch lapidar einfließen, wer gerade wieder den Literaturnobelpreis gewonnen hat. Die unausgesprochene Pointe: Ezra Blazer ist es nicht, so wie Philip Roth ja nicht zuletzt dafür berühmt war, dass er den Literaturnobelpreis nie bekommen hat. An den erwähnten Preisträgern – Imre Kertész, C.M. Coetzee, Elfriede Jelinek – wiederum lässt sich ablesen, dass die Liebesbeziehung zwischen Alice und Ezra von 2002 bis 2004 gedauert haben muss.

Im ein paar Jahre später angesiedelten Epilog des Romans – dem Transkript einer Radiosendung mit Blazer – erlaubt sich Halliday dann übrigens noch den Scherz, diesen doch noch zum Nobelpreisträger zu machen. Er wurde ihm „für seinen übersprudelnden Einfallsreichtum und seine auserlesenen Bauchrednerqualitäten“ verliehen.

Nach und nach gerät die zunächst leidenschaftliche Affäre in ruhigere Gewässer. Anfangs macht Ezra noch erotische Polaroidfotos von seiner jungen Geliebten oder liest ihr versaute James-Joyce-Briefe vor (Kommentar Alice: „Das ist ja ekelhaft!“); später verbringen die beiden halbe Nächte damit, gemeinsam Baseball zu schauen. Aber obwohl Ezra und Alice einander anscheinend wirklich gern haben, geht sich diese ungleiche Paarung auf Dauer nicht aus: Als der schon recht gebrechliche Ezra wieder einmal wegen irgendwas im Spital ist, macht Alice Schluss, ohne großes Drama.

And now for something completely different: Die Liebesgeschichte ist nur die erste Hälfte des Romans, der danach noch einmal ganz neu anhebt. Er spielt jetzt 2008 im Transitbereich des Londoner Flughafens Heathrow, wo der junge irakisch-amerikanische Wirtschaftswissenschaftler Amar Jaafari von der Einreisebehörde verhört wird. Er ist eigentlich auf der Durchreise von den USA in den Irak, um dort seinen Bruder zu besuchen, und möchte in London nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Doch die Briten lassen ihn nicht ins Land.

Zwischen den zermürbenden Gesprächen mit den Beamten, die übrigens immer höflich bleiben, erzählt Jaafari in der ersten Person die Geschichte von sich und seiner vor Jahrzehnten in die USA emigrierten Familie. Ist was mit seinem in den Irak zurückgekehrten Bruder? Oder hat Amar selbst sich irgendwie verdächtig gemacht? Die Auflösung bleibt Halliday klugerweise schuldig; beim Ich-Erzähler wie beim Leser bleibt das diffuse Gefühl zurück, dass etwas nicht stimmt.

Aber was hat das alles mit der Liebesgeschichte aus dem ersten Teil zu tun? Von ein paar in beiden Teilen aufgegriffenen Motiven abgesehen, gibt es inhaltlich keinerlei Verbindung. Die Schnittstelle ist jene Passage aus dem ersten Teil, in der Ezra durchschaut hat, dass Alice heimlich schreibt. Worüber denn, will er wissen. „Über uns?“ Nein, erwidert Alice, das sei unmöglich. (Guter Witz.)

Sie schreibe lieber über Menschen wie den muslimischen Hot-Dog-Verkäufer, bei dem sie gerade etwas gekauft haben. Wobei sie sich fragt, ob „ein ehemaliges Chormädchen aus Massachusetts wohl in der Lage wäre, sich in die Gedankenwelt eines männlichen Muslims hineinzuversetzen“. Man kann den zweiten Teil also als das Buch verstehen, das Alice Jahre später geschrieben haben wird. Schreiben aus der Perspektive eines Muslims? Gecheckt.

Der Titel „Asymmetrie“ bezieht sich sowohl auf die Geschichten, die beide eine gewisse Schieflage haben, als auch auf den Roman selbst. Im Original ist dieses mutige, brillante Debüt bereits Anfang Februar erschienen, also noch zu Lebzeiten des im Mai verstorbenen Philip Roth. Er mochte es, erzählte Lisa Halliday, die mit ihrem Ex-Geliebten bis zuletzt befreundet war, in einem FAZ-Interview. Philip Roth hat sich in seinen Büchern in verschiedenen Maskierungen immer wieder selbst literarisiert. Jetzt hat diesen Job einmal jemand anderer übernommen. So gesehen ist Lisa Hallidays erster Roman zugleich auch der letzte Philip-Roth-Roman.

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