Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München info@hanser.de
Unsere Prinzipien
✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags
Riva ist Hochhausspringerin – ein perfekt funktionierender Mensch mit Millionen Fans. Doch plötzlich weigert sie sich zu trainieren. Kameras sind allgegenwärtig in ihrer Welt, aber sie weiß nicht, dass sie gezielt beobachtet wird: Hitomi, eine andere junge Frau, soll Riva wieder gefügig machen. Wenn sie ihren Auftrag nicht erfüllt, droht die Ausweisung in die Peripherien, wo die Menschen im Schmutz leben, ohne Möglichkeit, der Gesellschaft zu dienen. Was macht den Menschen menschlich, wenn er perfekt funktioniert? „Die Hochhausspringerin“ führt in eine brillante neue Welt, die so plausibel ist wie bitterkalt. Julia von Lucadou erzählt von ihr mit der Meisterschaft der großen Erzählungen über unsere Zukunft.
In Julia von Lucadous gar nicht so weit hergeholter Dystopie dient das Hochhausspringen als Spektakel für die Massen. „Skydive“-Superstar Riva hat jedoch keine Lust mehr auf das Gladiatorenspiel, bei dem die Konkurrenten im freien Fall gegeneinander antreten und sich darin matchen, mit ihren Fluganzügen so spät wie möglich zu bremsen. Rivas Verweigerung ist nicht nur ein finanzielles Risiko, sie bedroht das ganze Brot-und-Spiele-System. Die Wirtschaftspsychologin Hitomi muss ihr wieder auf die Sprünge helfen, gerät dabei aber selbst in eine Abwärtsspirale: „Mein Leben ist längst mit Malware infiziert.“
Das Motiv des Absturzes zieht sich durch den Roman. Minderleister werden in immer kleinere Wohnungen, immer schlechtere Viertel delogiert und am Ende an die „Peripherien“ abgeschoben. Außerhalb der Stadt beherrschen Hitze, Gestank, körperliche Arbeit und erhöhter Body-Mass-Index das Leben. Die Stadtbewohner haben es besser, bezahlen für ihr Privileg aber mit permanenter Überwachung. Sie sind per Vertrag zu privater Effizienz, körperlicher Fitness und Achtsamkeitstraining verpflichtet.
Das mittlere Management ist sterilisiert und lässt sich über eine Agentur Partner vermitteln. Wenn es funkt, geht das Paar eine „Credit Union“ ein. Die Sprache ist per Markenrecht reguliert. „Wir haben uns auseinandergelebt“, sagt Hitomis „Bio-Mutter“, aber in Familien leben ohnehin nur noch Subkulturen. Es gibt immer noch das „Parentbot“, wenn der Druck zu groß wird: „Everything’s gonne be ok™, sagt die Mutter.“
Das Machtgefüge wirkt durch die permanente Drohung des sozialen Abstiegs bis in die kleinste Faser. Offene Gewalt ist nicht nötig, die Kontrolle über einander und sich selbst übernehmen die Subjekte. Michel Foucault hätte den Roman mit Spannung gelesen, die chinesischen Ingenieure des sozialen Kreditsystems werden gähnen. Von Lucadou beschreibt den Terror der totalen Transparenz, die geheimnislose Offenheit dieses Albtraums in klirrend kalter Prosa. Kaum zu glauben, dass „Die Hochhausspringerin“ ihr Debütroman ist.