Der Zauberer

Roman
560 Seiten, Hardcover
€ 28.8
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ISBN 9783446270893
Erscheinungsdatum 27.09.2021
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Giovanni Bandini
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Feinfühlig, vorurteilslos, unterhaltsam – Colm Tóibíns neuer großer Roman über Thomas Mann

Ein literarisches Ereignis. Colm Tóibín erzählt mit einmaliger Empathie das Leben von Thomas Mann als Roman. Von der Kindheit in Lübeck bis zur Heirat in München, von der Gegnerschaft gegen die Nazis bis zum amerikanischen Exil. Wie viele Gesichter hatte der weltberühmte Autor und Familienvater, der sein Gefühlsleben verborgen hielt, zerrissen zwischen homosexuellem Begehren und familiärem Pflichtgefühl, zwischen der Wonne der Bürgerlichkeit und der künstlerischen Askese? Selten wurde so feinfühlig, vorurteilslos und mit frappierender Leichtigkeit über den legendären Schriftsteller und seine schillernde Familie geschrieben. Ein Künstlerroman, wie man ihn in Deutschland noch nie gelesen hat.

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Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Im Hosenstall von Thomas Mann

Jörg Magenau in FALTER 42/2021 vom 20.10.2021 (S. 25)

Der Ire Colm Tóibín legt einen Thomas-Mann-Roman vor, der sich gut liest und nichts Neues bringt

Zauberer stehen derzeit hoch im Kurs. Martin Mosebach hat seinen Roman „Krass“ mit dem Auftritt eines Zauberers beginnen lassen, so wie auch Daniel Kehlmann in „F“. Wolfram Eilenberger machte gleich eine ganze philosophische Epoche, die 1920er-Jahre, zur „Zeit der Zauberer“. Und nun legt der irische Schriftsteller Colm Tóibín einen Roman über Thomas Mann mit dem unausweichlichen Titel „Der Zauberer“ vor. Schließlich hat Mann seine Kinder mit kleinen Zauberkunststückchen erheitert, wovon im Buch auch mehrmals die Rede ist. Das Bild des spröden, unnahbaren und viel mehr mit dem Werk als mit den Kindern beschäftigten Großschriftstellers, wie Tóibín es zeichnet, hat mit diesem leichthändigen Trickser aber nichts zu tun. Die Kinder haben Angst vor ihrem Vater. Golo träumte angeblich noch in höherem Alter davon, dass der Vater an sein Bett trete und ihn mit einer Nadel steche.

Passender als „Der Zauberer“ wäre der Titel „Der Zauderer“ gewesen, denn Tóibín führt uns einen Mann vor, der zu all seinen Entscheidungen und politischen Positionierungen gedrängt und getrieben werden musste, von seiner Frau Katia zumeist, aber auch von den Kindern Klaus, Erika oder Golo. Noch nicht einmal Telefonate mit der resoluten Washington Post-Besitzerin Agnes Meyer war er in der Lage, selbstständig zu beenden, wenn sie ihn nervte.

Die Mann-Verzwergung, die Tóibín vermutlich gegen die eigene erzählerische Absicht bewirkt, hat auch damit zu tun, dass er seinen Romanhelden ausschließlich und bei allen Gelegenheiten „Thomas“ nennt. Thomas erhält den Nobelpreis, Thomas ist zu Gast bei Präsident Roosevelt, Thomas hält seine Goethe-Rede. Der Erzähler tritt seinem Helden immer ein bisschen zu nah. Besonders die literarische Ausschmückung erotischer Fantasien und schwuler Erfahrungen haben etwas unangenehm Voyeuristisches.

Diese etwas klebrige Nähe ist jedoch – abgesehen von der leichten Lesbarkeit – der einzige Mehrwert des Romans. Thomas Mann ist vermutlich der am gründlichsten erforschte Schriftsteller des 20. Jahrhunderts, der in seinen Tagebüchern Auskunft sowohl über die verborgensten Seelenbewegungen als auch über seine Verdauung zu geben pflegte. Da gibt es keine Geheimnisse mehr. Und doch: Der literarische Stoff ist gewaltig. Manns politische Biografie reicht vom Kaiserreich über zwei Weltkriege, von Weimar übers Exil bis in den Kalten Krieg über alle Abgründe des 20. Jahrhunderts hinweg.

Die Familiengeschichte ist schon deshalb spannungsreich, weil das gediegen bürgerliche Paar Thomas und Katia nicht nur Manns homoerotische Neigungen integrieren musste, sondern auch Kinder, die – drogensüchtig, bisexuell, schwul – immer auf die gelassene Liberalität ihrer Eltern zählen konnten. So auch die jüngste, Elisabeth, als sie mit 20 zum Entsetzen der Eltern den um 36 Jahre älteren Historiker Giuseppe Antonio Borgese heiratete, den Thomas Mann laut Roman verabscheute.

Tóibín, hat sich offenbar schon lange mit dem Plan eines Mann-Romans getragen, und als Schwulen interessiert ihn vor allem Manns latente, an der Grenze zur Pädophilie angesiedelte Homosexualität. Immer wieder sind es Jünglinge, die dem Schriftsteller zu einem Augenglück, einem Genießen der Gegenwart des schönen Körpers verhelfen. Das Begehren erzeugt erotische Energie, die wiederum in literarische Produktivität umgewandelt wird.

Über das Schreiben selbst erfährt man allerdings nur wenig. Immer wieder führt Tóibín Romanszenen oder Figuren auf reale Erlebnisse zurück. Dass Mann mit den Buddenbrooks die eigene Familie in Lübeck porträtiert hat, dass dem „Tod in Venedig“ eigenes Erleben zugrunde liegt und dass der Komponist Adrian Leverkühn im „Dr. Faustus“ sowohl Selbstporträt ist als auch Züge von Arnold Schönberg besitzt, wird minutiös herausgearbeitet. Man weiß das alles freilich längst. Letztendlich bedient Toíbín ein oberflächliches Literaturverständnis, das in jedem Text nach der versteckten Realität sucht, als ginge es nur um Eins-zu-eins-Abbildungen zwischen Literatur und Wirklichkeit. Womit ein so versierter Autor wie Toíbín, der es doch besser wissen müsste, unter seinen Möglichkeiten bleibt.

„Der Zauberer“ hat immer wieder szenisch starke Passagen. Besonders die Gespräche am Familientisch prägen sich ein, von dem aus die schwankende Weltordnung beobachtet wird. Und schließlich rafft sich der Zauderer, der Jahre brauchte, um sich aus dem Exil heraus öffentlich gegen die Nazis zu positionieren, doch noch zu einer Tat auf. In Amerika dominiert bereits der Antikommunismus der McCarthy-Ära, das FBI verhört Erika und auch Thomas, unterzieht sie einer Gesinnungsprüfung und fordert sie zur Denunziation verdächtiger Zeitgenossen wie Bert Brecht auf, was die beiden verweigern. Thomas Mann erhält zudem die Direktive, beim geplanten Deutschlandbesuch im Goethejahr 1949 auf keinen Fall Weimar und den Osten zu besuchen. Man gibt ihm zu verstehen, dass er dann seine Koffer packen und die USA verlassen könne. An dieser Stelle wird der Roman richtig spannend. Mann bezieht Haltung und macht klar, dass Deutschland eine einheitliche Kulturnation mit einer gemeinsamen Sprache ist. Dieser Einheit gilt sein Werk und also auch der Besuch.

Wer nichts oder nur wenig über Thomas Mann weiß, ist mit „Der Zauberer“ vielleicht ganz gut bedient, weil der Roman in der Fülle des Stoffs durchaus zu unterhalten weiß. Zumindest macht er Lust darauf, sich die Bücher Manns wieder einmal vorzunehmen. Denn da ist viel mehr zu holen, als es der „Thomas“, der „Zauberer“ und auch der große Zauderer vermuten lassen würde.

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