Zami

Eine neue Schreibweise meines Namens
416 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446274068
Erscheinungsdatum 22.08.2022
Genre Belletristik/Romanhafte Biografien
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Karen Nölle
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Ein Memoir von großer literarischer Kraft: Wer ‚Zami‘ liest, „hat das Gefühl, Audre Lorde erlebt und nicht nur intellektualisiert zu haben.“ New York Times

Als Tochter karibischer Einwanderer wächst Audre Lorde im Harlem der vierziger Jahre heran. Eine Zeit, die sie eindrucksvoll und zutiefst poetisch heraufbeschwört. Ihre Erinnerungen sind geprägt von bedeutsamen Beziehungen zu Frauen – ihrer Mutter, Freundinnen, Geliebten –, von ihren Erfahrungen in der queeren New Yorker Subkultur aber auch von schmerzhaften Momenten der Ausgrenzung. Wie in einem Bildungsroman entwirft Lorde in ihrem literarischen Hauptwerk ein Porträt der Künstlerin als junge Frau, erzählt die Geschichte einer Selbstfindung: vom hochbegabten Mädchen zur brillanten Schriftstellerin und zur „Schwarzen, Lesbe, Feministin, Mutter, Dichterin, Kriegerin“.

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FALTER-Rezension

Eingebrannt wie seelische Tattoos

Lina Paulitsch in FALTER 42/2022 vom 21.10.2022 (S. 6)

Ihre erste Liebe stirbt tragisch früh. Als sich die Schulfreundin mit Arsen vergiftet, ist Audre gerade 16 Jahre alt. Den Verlust muss sie alleine bewältigen. Die Eltern haben andere Sorgen, ihre Mutter sagt: „Sieh vor, mit wem du dich einlässt!“

„Zami“, so sagt man auf der karibischen Insel Carriacou zur Freundschaft unter Frauen. Frauen, die zusammenhalten, während ihre Ehemänner auf hoher See sind. Frauen, die sich lieben. Und „Zami“ lautet auch der Titel des autobiografischen Romans der schwarzen US-Amerikanerin Audre Lorde. Erschienen war das 400 Seiten starke Memoir bereits 1983. Dreißig Jahre nach Lordes Tod kommt das bereits 1983 erschienene Buch nun in einer aktualisierten Neuübersetzung.

Der Roman puzzelt Lordes Leben aus Begegnungen mit Frauen zusammen. Am Anfang steht die Ur-Beziehung zur strengen, namenlos bleibenden Mutter, die aus der Karibik in die USA emigriert ist. Betritt sie den Raum, stockt der Tochter der Atem vor Furcht und Ehrfurcht. Audre verehrt ihre Mutter zwar, ihre Beziehung zu ihr bleibt aber distanziert bis unterkühlt. Zeit für Zuwendung gibt es keine.

Audre Lorde gilt als bedeutende Dichterin der USA. Ihre Lyrik verstand sie als politisch, sie kämpfte als Aktivistin gegen Rassismus, Klassismus und Homophobie. Sie studierte Bibliothekswissenschaft in New York, verbrachte einige Zeit in Mexiko und verfasste später auch theoretische Schriften zum Feminismus. 1992 verstarb sie an Brustkrebs. Eine besondere Beziehung verband sie zu Deutschland, wo sie wiederholt als Gastprofessorin an der Freien Universität Berlin lehrte und in den 1980er-Jahren zur Pionierfigur der schwarzen Community der Hauptstadt wurde.

In „Zami“ greift Lorde auf ihre ersten Erinnerungen als kleines Mädchen zurück. Sie wächst im New Yorker Stadtteil Harlem auf. Die Eltern sind Einwanderer, schwarz und trotz erfolgreicher Geschäftigkeit Bürger zweiter Klasse. „Meine Mutter und mein Vater glaubten, dass sie ihre Kinder am besten vor der rassistischen Realität in Amerika schützen könnten, indem sie diese weder beim Namen nannten noch je über ihr Wesen sprachen.“

Nur ja nicht auffallen, nicht anecken, so trichtern es die Eltern den drei Töchtern ein. Audre ist schwer kurzsichtig und beinahe blind. Erst als sie mit vier Jahren eine dicke Brille bekommt, entdeckt sie Nuancen und Details ihrer Umgebung. Diese frühkindlichen Jahre rücken sie ins Abseits der Normalität. Zeit ihres Lebens wird sie sich als Außenseiterin begreifen, eine Rolle, die sich „stets richtig anfühlt“. „Zami“ erzählt von Einsamkeit und dem verzweifelten Wunsch, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen.

Als schwarzes Mädchen ist Audre Lorde nicht nur „anders“, ihr sind viele Dinge verboten. Etwa Eis im Eisgeschäft zu essen. Oder sich im Bus hinzusetzen. Mit zwölf Jahren kommt sie auf eine neue Schule, sie ist dort die einzige Schwarze. Die Familie zieht um, kurz darauf erhängt sich der jüdische Vermieter der Wohnung im Keller. Die Daily News berichtet, er habe es aus Verzweiflung getan, da er an Schwarze habe vermieten müssen. In der Schule macht der Zeitungsbericht schnell die Runde. „Er war Jude gewesen, ich war schwarz. Das machte uns beiden zu Freiwild für die grausame Neugier meiner vorpubertären Klassenkameradinnen und -kameraden.“

Die Härte jener Zeit schildert die Autorin in unverblümtem Stil. Ihr Memoir beschwichtigt nichts, ist frei von Jammer. Gerade deshalb rückt die rassistische Realität beim Lesen bedrückend nahe.

An der Schule ist Audre Lorde die Klassenbeste. Sie möchte sich als Klassensprecherin aufstellen lassen, in der Überzeugung, den Posten verdient zu haben. Doch weder wird sie von der Lehrerin unterstützt noch von ihren Mitschülerinnen gewählt. Tränenüberströmt läuft sie nachhause. „Hab ich dir nicht gesagt, du sollst dich nicht in die Angelegenheit anderer Leute einmischen!“, herrscht sie die Mutter an und gibt ihr eine Ohrfeige.

Dergleichen Diskriminierungen wecken Audres aktivistischen Geist bereits im Kindesalter. Mit 17 Jahren zieht sie von zuhause aus, finanziert sich das College selbst, steht auch eine gefährliche Abtreibung alleine durch. Es sind Frauen, die ihr helfen und von denen sie angezogen wird.

Ihre erste Liebhaberin heißt Ginger. Die beiden arbeiten gemeinsam in einer Fabrik für Röntgengeräte. Mit Ginger macht die Autorin ihre erste sexuelle Erfahrung, die sie poetisch lustvoll verdichtet. „Ich tauchte hinunter in ihre Nässe, ihren Duft; die seidige Insistenz der Rhythmen ihres Körpers weckte meine eigenen Gelüste.“

Als schwarze Lesbe fällt Audre Lorde doppelt aus der Norm. Und auch die Suche nach Zugehörigkeit ist für sie schwerer. Viele schwarze Lesben, so erklärt Lorde, hätten ihre Sexualität versteckt, da sich die Schwarze Community nicht für sie interessierte. In einer weißen Umgebung habe es genügend andere Probleme gegeben. Liebe oder Sex auszuleben war damals ein Luxus, den sich viele nicht leisten konnten.

Lorde lebt ihre lesbische Identität auch mit weißen Frauen. Sie erblickt darin ein gesellschaftspolitisches Potenzial. Vielleicht, so mutmaßt sie, waren lesbische Frauen in den 1950er-Jahren die ersten, die sich von der Frage der Hautfarbe lösten. Ihre Sexualität hätte sie verbunden, ins Gespräch gebracht und über Rassismen hinweggesetzt.

Wie „seelische Tattoos“ brennen sich die Begegnungen mit Frauen ein. Sie formen Lordes Charakter und geben Antwort auf ihre eingangs gestellte Frage: „Wem verdanke ich die Frau, zu der ich geworden bin?“

Audre Lordes „Zami“ ist ein eindrucksvolles Zeugnis einer Zeit voll haarsträubender Ungerechtigkeit, dessen Lektüre nichtsdestotrotz zur sinnlichen Erfahrung wird.

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