Young Mungo

Roman
416 Seiten, Hardcover
€ 26.8
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ISBN 9783446275829
Erscheinungsdatum 20.02.2023
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Übersetzung Sophie Zeitz
Sammlung Besser lesen mit dem FALTER - Die Bücher zum Podcast Folge 51-100
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Der Bookerpreisträger Douglas Stuart erzählt von der Liebe zweier Jungen in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt. „Ein Meilenstein des Sozialrealismus im jungen 21. Jahrhundert.“ (Christian Baron, Der Freitag)

Für die hypermaskuline Welt der Arbeiterviertel im Glasgow der 90er Jahre ist Mungo zu hübsch und zu sanft. Sein Bruder Hamish, gefürchteter Bandenführer, will ihn zum Mann machen und schleift ihn zu den brutalen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken – nur wer hart genug ist, kann hier überleben. Dann trifft Mungo auf James und mit ihm kann er sein, wie er ist. Mit ihm lernt er ein Begehren kennen, das geächtet ist, das ihn mit Scham erfüllt, aber auch mit Glück, das er selbst vor seiner Schwester Jodie verleugnen muss, mit der er sonst alles teilt. Denn die Liebe, die zwischen den Jungen wächst, ist lebensgefährlich – und zugleich ihre Rettung.
Ein großartiger Roman über Liebe in einer von Gewalt geprägten homophoben Welt und die Verheißung von Aufbruch und Befreiung.

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ISBN 9783446275829
Erscheinungsdatum 20.02.2023
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Wie man zum Mann wird

Klaus Nüchtern in FALTER 12/2023 vom 24.03.2023 (S. 17)

Jodie und ihr jüngerer Bruder haben die Ohren am Teppich, die Hintern in der Höhe. Aus der Wohnung unter den Hamiltons dringt das Wimmern von Mrs. Campbell, die gerade von ihrem betrunkenen Mann verprügelt wird, nachdem die Rangers das Derby gegen Celtic verloren haben. „Mach was, Mungo!“, fleht Jodie den 15-Jährigen an, dessen Ratlosigkeit sie auf die Palme bringt: „Kannst du nicht einmal deinen Mann stehen?“

Es wird wieder an der ebenso smarten wie beherzten Jodie sein, deeskalierend einzuschreiten und die misshandelte Nachbarin mit einer List aus der Reichweite ihres prügelnden Mannes zu locken. Also Jodie sich über diese Manifestation toxischer Männlichkeit echauffiert, kriegt sie aber was zu hören: „So naw, Jodie Hamilton, it’s not about the fitba. It’s not about if he likes a wee drink, or doesnae like ma cookin’. Ye’re nothin’ but a pair of daft weans.“

So liest sich die Tirade, in der Mrs. Campbell ihren Mann verteidigt, der 27 Jahre lang in der Werft einer lebensbedrohlichen Arbeit nachgegangen war, ehe diese geschlossen und er entlassen wurde, im englischen Original. Glaswegian ist die vielleichst sperrigste Spielart des an sich schon nicht ganz unsperrigen schottischen Idioms, aber es hat seinen eigenen Charme; und hat man erst einmal geschnallt, dass mit „fitba“ „football“ gemeint ist, hat man den Sound bald im Ohr. Die Übertragung ins Deutsche kann da nur scheitern: „Und was hamse gekriegt für die ganze Maloche? Sind auffe Straße gesetzt worden von irgendwelchen Anzugsheinis aus Westminster, die Glasgow nich mah auf der Landkarte finden.“

Wie seine Protagonisten stammt der heut in New York lebende Douglas Stuart aus Glasgow und wuchs in dem Milieu auf, das er schon in seinem grandiosen, 2020 mit dem Booker Prize ausgezeichneten Roman „Shuggie Bain“ beschrieben hat. „Young Mungo“ spielt ein paar Jahre später in den frühen 1990ern, bleibt aber nicht nur dem Schauplatz, sondern auch der familiären Konstellation treu: Wieder ist der Titelheld das jüngste von drei Geschwistern, Sohn einer schwer alkoholkranken, alleinerziehenden Mutter; schuld an der Abwesenheit des Vaters trägt diesmal freilich kein Beziehungsdrama, sondern schlicht der Tod: Kurz, nachdem er mit seiner Frau zusammengezogen war, wurde er von den blutjungen Angehörigen einer Gang abgefeitelt; Mungo hat nicht einmal ein Foto von ihm zu Gesicht bekommen.

Fast hat es den Anschein, als wäre Stuart dem Motto von Leonard Cohens Abschiedsalbum gefolgt: „You want it darker? We’ll kill the flame.“ Ein viel düstereres und grausameres Setting hätte sich der Autor für seinen Titelhelden nicht ausdenken können – einen sanftmütigen Burschen, der sich mehr fürs Zeichnen als für Fußball und nicht sonderlich für Mädchen interessiert; etwas, was die Mutter, Mo-Maw genannt, „ernsthaft beunruhigt“, wohingegen ihr der Umstand, dass ihr Ältester eine 15-Jährige geschwängert hat und die Tochter womöglich von der Schule fliegt, herzlich egal zu sein scheint.

Also verfällt Mo-Maw auf die Idee, Mungo der Obhut zweier Ex-Knackis zu überlassen, die sie von den Anonymen Alkoholikern kennt, damit die gemeinsam „Männersachen“ unternehmen. Der Plan erweist sich als genauso bescheuert, wie er klingt, ja schlimmer noch. Der gemeinsame, von reichlich Whisky und Dosenbier begleitete Angelausflug gerät zum Horrortrip nicht nur, weil es Katzen und Hunde regnet und die drei Hobbyfischer hoffnungslos schlecht ausgerüstet sind, sondern auch, weil sich die beiden kaputten Typen sexuell an Mungo vergehen – was sie selbstverständlich noch lange nicht zu „Schwuchteln“ macht.

Die hohe Kunst von Doulas Stuart und das hohe Ethos seines Schreibens besteht darin, sich nie dem sauren Kitsch dunkelschwarzer Desillusioniertheit zu überlassen. So beschert der in eine Spirale der Gewalt mündende Ausflug, bei dem Mungo nicht nur zum ersten Mal in seinem Leben einen See sieht, sondern überhaupt aus Glasgows Eastend rauskommt, auch Momente euphorischer Exaltation und den Lesern Landschaftsschilderungen von leuchtender Erhabenheit.

Auf der zweiten, dem Angelausflug vorausgehenden und diesen überhaupt erst initiierenden Erzählebene spinnt sich – zögerlich und zart – eine Liebesgeschichte an. Es handelt sich quasi um einen Romeo-und-Julius-Plot, denn James Jameson, so sein tatsächlicher Name, widmet sich nicht nur mit einiger Passion der nicht eben als hyperviriles Hobby geltenden Taubenzucht, er ist zu allem Überfluss auch noch Katholik und eines der bevorzugten Opfer von Mungos älterem Bruder Hamish, einem brutalen und sadistischen Tunichtgut, der mit Suppenwürfeln gestreckte Drogen an ahnungslose Erstsemestrige mit zu viel Taschengeld vercheckt.

Gewalt ist in „Young Mungo“ nicht nur allgegenwärtig, sie ist ein Freizeitvergnügen und für Typen wie Hamish, der von den Chargen der protestantischen Gang, die er befehligt, nur „Ha-Ha“ genannt wird, so ziemlich das einzige. In der streng binären Welt, die er und seinesgleichen aufrechtzuerhalten suchen, gibt es stets nur zwei Optionen: Mann oder Schwuchtel, Protestant oder Katholik, Rangers oder Celtic (kleine konfessionsballesterische Eselsbrücke: Celtic = catholic).

So ziemlich alles, was schlimm ausgehen kann, geht in „Young Mungo“ auch schlimm aus. Und dennoch wird man in der zeitgenössischen Literatur nicht viele Romane finden, die so subtil und hartnäckig an die Kraft von Liebe, Empathie und Solidarität festhalten wie jene von Douglas Stuart – und nicht viele Figuren, die einen so berühren wie Jodie Hamilton. Neben allem anderen ist „Young Mungo“ nämlich auch noch ein großer Schwesternroman.

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