Die Bäume

Roman
368 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446276253
Erscheinungsdatum 20.02.2023
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Übersetzung Nikolaus Stingl
Sammlung Besser lesen mit dem FALTER - Die Bücher zum Podcast Folge 51-100
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Auf der Shortlist für den Booker Preis 2022 – „Meisterhaft bewegt sich Everett zwischen unaussprechlichem Grauen und umwerfender Komödie.“ The New York Times Book Review

USA, Anfang des 21. Jahrhunderts: Im Städtchen Money in den Südstaaten werden mehrere Männer ermordet: meist dick, doof und weiß. Neben jeder Leiche taucht ein Körper auf, der die Züge von Emmett Till trägt, eines 1955 gelynchten schwarzen Jungen. Zwei afroamerikanische Detektive ermitteln, doch der Sheriff sowie eine Gruppe hartnäckiger Rednecks setzen ihnen erbitterten Widerstand entgegen. Als sich die Morde auf ganz Amerika ausweiten, suchen die Detektive des Rätsels Lösung in den Archiven von Mama Z, die seit Jahrzehnten Buch führt über die Opfer der Lynchjustiz in Money. Eine atemberaubende Mischung aus Parodie und Hardboiled-Thriller, wie es sie bislang in der amerikanischen Literatur nicht gegeben hat.

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FALTER-Rezension

Viel Spaß mit dem N-Wort

Klaus Nüchtern in FALTER 23/2023 vom 09.06.2023 (S. 27)

Bevor hier auf den jüngsten Roman von Percival Everett näher eingegangen werden soll, muss eine Triggerwarnung ausgesprochen werden: Menschen, die einen ganz grundsätzlichen Vorbehalt gegen die Verwendung des N-Wortes haben, muss man dringend davon abraten, "Die Bäume" auch nur aufzuschlagen. Die Wahrscheinlichkeit, dass sie schon beim ersten Anlauf mit diesem konfrontiert werden, ist ziemlich hoch. Und damit ist nicht bloß das "gewöhnliche" N-Wort, sondern das ganz böse N-Wort gemeint.
All jene, die in der Lage sind, zu kontextualisieren, also zu begreifen, wer welche Worte in welchem historischen oder kulturellen Zusammenhang verwendet, werden dem Umstand Beachtung schenken, dass "Die Bäume" im US-amerikanischen Süden spielen.

Als die Untersuchungen einer Reihe von ausgesprochen grausamen und alle nach dem gleichen, unheimlichen Muster verübten Morden schon eine Zeit lang im Gange sind, erkundigt sich Special Agent Herberta Hind vom FBI bei den beiden ermittelnden, ebenfalls afroamerikanischen Detectives: ",Guten Morgen, meine Herren. Was können Sie mir über Money, Mississippi, sagen?' ,Tja, es ist gerammelt voll von hirnlosen Hinterwäldlern, die in der Zeit vor dem Bürgerkrieg festkleben und der lebende Beweis dafür sind, dass Inzucht nicht zum Aussterben führt', sagte Jim."

Besagter Jim, Davis mit Nachnamen, und sein Kollege Ed Morgan sind von der Zentrale des Mississippi Bureau of Investigations (MBI) in Hattiesburg abgestellt worden, um die Verbrechen in der weniger als 100 Einwohner zählenden Ortschaft zu untersuchen. Eine große Hilfe ist der lokale Sheriff, dessen größte Herausforderung bislang im Abzählen von Klopapierrollen bestanden hat, nicht, immerhin aber gut für eine in Kapitel 77 nachgereichte Pointe mit einem super N-Wort-Witz, der hier selbstverständlich nicht verraten wird.

Dass es sich bei Money um eine Art Redneck-Entenhausen handelt, machen schon die Namen der beiden Hilfssheriffs klar, die Braden Brady und Delroy Digby heißen; wie der Autor überhaupt ein unbändiges, um keine Anspielung oder Albernheit verlegenes Vergnügen an Namenswitzen hat: Drei asiatisch-amerikanische Ermittler stellen sich einander allen Ernstes mit Ho, Chi und Minh vor.

Nicht alle Figuren sind freilich frei erfunden, und die Familiennamen der ersten beiden Mordopfer, Bryant und Milam, sind historisch verbürgt -worin auch der bittere und bitterböse Ernst von Everetts anspielungsreichem Roman liegt: Es handelt sich bei ihnen nämlich um die Söhne jener Männer, die im August 1955 in Money, Mississippi, den 14-jährigen Schwarzen Emmett Till auf sadistische Weise ermordeten, weil sich dieser einer weißen Frau gegenüber "ungebührlich" benommen hatte -eine Anschuldigung, die sich als haltlos erweisen sollte.

Dass neben den kastrierten Leichen der weißen Opfer auch jeweils jene eines Schwarzen liegt, die zum nicht geringen Erstaunen und Entsetzen der Ermittler gleich darauf wieder verschwindet, ist eine Spur in die finstere Vergangenheit der Vereinigten Staaten; eine andere legt schon der Titel des Romans aus: "Die Bäume" sind jene aus dem erschütternden, durch die schwarze Jazzsängerin Billie Holiday bekannt gewordenen Song "Strange Fruit", wobei mit den "seltsamen Früchten" die Gelynchten gemeint sind, die in den Ästen hängen: "black body swinging in the Southern breeze".

In den USA ist Percival Everett, Jahrgang 1956, mit 30 veröffentlichten Büchern längst eine bekannte Größe, bei uns wird er gerade entdeckt. Im Vorjahr ist sein vorletzter Roman "Telephone" unter dem Titel "Die Erschütterung" erschienen, mit "Die Bäume" folgt nun sein jüngster. Zu behaupten, der Autor habe aus seinem Herzen keine Mördergrube gemacht, ist in diesem Zusammenhang eine heikle Formulierung. Sagen wir so: Everett hält mit seiner Wut darüber, dass eine Bewegung wie Black Lives Matter heute noch nötig ist, nicht hinterm Berg und transformiert diese in eine ebenso grimmige wie brüllend komische Rachefantasie. Während die schwarzen Detectives ständig knochentrockene Dialoge raushauen, wie man sie dermaßen witzig seit Raymond Chandler nicht allzu oft zu lesen bekommen hat, kriegen die Rassisten -inklusive Donald Trump mit Kaugummi im Haar - ihr Fett gleich kiloweise ab, indem sie sich selbst als komplette Vollpfosten decouvrieren, wie im bekannten Song von Randy Newman: "We're rednecks, we're rednecks, we don't know our ass from a hole in the ground."

In Bezug auf Toni Morrisons "Rezitativ" kann Entwarnung gegeben werden. Die einzige Erzählung, die die Literaturnobelpreisträgerin von 1993 je verfasst hat und die nun zum ersten Mal in deutscher Übersetzung erscheint, ist garantiert N-Wort-frei. Der nicht einmal 40 Seiten starke, 1983 in einer Anthologie veröffentlichte Text handelt von zwei Mädchen bzw. jungen Frauen, der Ich-Erzählerin Twyla und deren Freundin Roberta, die einander zum ersten Mal in einem Kinderheim begegnen: "Meine Mutter tanzte die ganze Nacht, und die von Roberta war krank. Darum wurden wir ins St. Bonny's gebracht", lauten die Eingangssätze. "Schlimm genug", heißt es einen Absatz später, "früh am Morgen aus dem eigenen Bett geholt zu werden -aber dann noch an einem fremden Ort festzusitzen, zusammen mit einem Mädchen von ganz anderer Hautfarbe!"

So also die Ausgangslage der Erzählung, über die hier so wenig wie möglich verraten werden soll. Keinesfalls nämlich möchte der Rezensent als Spielverderber dastehen; als Verderber jenes subtilen Spiels, das Morrison mit ihren Lesern veranstaltet, indem sie diese über die ethnische Identität ihrer beiden Protagonistinnen konsequent im Unklaren lässt. Welche der beiden ist denn nun die Schwarze? Twyla, die so schlechte Noten hat, weil sie sich nicht merken kann, was sie vorliest, oder Roberta, die überhaupt nicht lesen kann? Twyla, die Jahre später für eine Restaurantkette arbeiten wird, oder Roberta, deren Freund gerade einen Termin bei Jimi Hendrix hat, von dem wiederum Twyla nicht weiß, dass er -"auch bloß der größte oh, wow. Vergiss es."

Eine Warnung aber soll auch künftigen Lesern von "Rezitativ" mit auf den Weg gegeben werden: Sie mögen den ausführlichen Kommentar der britischen Schriftstellerin Zadie Smith - tatsächlich ist dieser länger als die Erzählung selbst -, der in der Originalausgabe als "Einführung" und in der deutschen als "Nachwort" abgedruckt ist, tatsächlich erst danach lesen. Sich vorbehaltlos auf das Racial Profiling einzulassen, zu dem man hier hintersinnigerweise genötigt wird, steigert das Lektürevergnügen.

In dieser Rezension ebenfalls besprochen:

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