Hässlichkeit

224 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783446276826
Erscheinungsdatum 04.09.2023
Genre Belletristik/Essays, Feuilleton, Literaturkritik, Interviews
Verlag Hanser, Carl
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Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
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Kurzbeschreibung des Verlags

Vom Sehen und Gesehenwerden, von Selbstbildern und Selbstzweifeln – Moshtari Hilal schreibt über Hässlichkeit

Dichte Körperbehaarung, braune Zähne, große Nasen: Moshtari Hilal befragt Ideen von Hässlichkeit. In ihrem einzigartigen Buch schreibt sie von Beauty Salons in Kabul als Teil der US-Invasion, von Darwins Evolutionstheorie, von Kim Kardashian und von einem utopischen Ort im Schatten der Nase. Ihre Erkundungen, Analysen und Erinnerungen, ihre Bildzitate und eigenen Zeichnungen führen in jenen innersten Bereich, in dem jedes Selbstverständnis auf dem Prüfstand steht. Warum fürchten wir uns vor dem Hässlichen? Poetisch und berührend, intim und hochpolitisch erzählt Moshtari Hilal von uns allen, wenn sie von den Normen erzählt, mit denen wir uns traktieren.

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FALTER-Rezension

Von der Zufälligkeit des Hässlichen

Nathalie Grossschädl in FALTER 42/2023 vom 20.10.2023 (S. 45)

Das Buch beginnt mit einem Zitat der Autorin. „Pferdefresse, was hast du dir gedacht, so freundlich zu grinsen, aus meinem Gesicht?“ Auf dem Cover ist ein zerknülltes Foto von Moshtari Hilal als 14-Jährige zu sehen. Für das Schulfoto hat sie sich herausgeputzt, so wie ihre Vorbilder aus amerikanischen Serien wollte sie aussehen. Als sie die Abbildung sah, empfand sie sich trotzdem als hässlich. Mehr als ein Jahrzehnt ließ sie sich deshalb nicht mehr fotografieren. Die 30-Jährige beschäftigt sich bis heute in ihrem künstlerischen Schaffen mit dem Begriff „Hässlichkeit“. Für sich hat sie aber erkannt, dass eigentlich „Hass“ damit gemeint ist.

Moshtari Hilal wurde 1993 in der afghanischen Hauptstadt Kabul geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog die Familie nach Hamburg, wo Hilal noch heute als Künstlerin lebt. In Deutschland wuchs sie in einer Gesellschaft auf, in der bestimmte Gesichter und Körper als schön und normal gelten. Andere, die dieser Norm nicht entsprechen, gehörten zum großen Ganzen nicht dazu, empfand sie. Dem Thema widmet sie sich in ihren Zeichnungen, Selbstporträts, Kolumnen und Podcasts.

In ihrem ersten Buch umkreist sie Gefühle wie Angst, Scham und Selbsthass. Nase, Körperbehaarung und Hautfarbe stehen im Hinblick auf westlich und kolonialistisch geprägte Schönheitsideale im Zentrum ihrer Reflexionen. „Anders sein zu müssen, um richtig zu sein“, begleitete ihr Heranwachsen. Oder: „Deine Nase verrät dich, sie ist nicht von hier.“

Als Teenagerin malte sie sich mit Bildern aus Modemagazinen eine perfekte Frau mit glatten Beinen und seidiger Haut aus, zu der sie selbst heranzureifen beabsichtigte. Auch der Leserschaft unterstellt sie, einer idealisierten Person nachzulaufen. Wir sähen es regelrecht als unsere Pflicht an, unter Schmerzen und Mühen möglichst dem gewünschten Selbstbildnis im Kopf näherzukommen. Durch Disziplin und Diäten, Sport und Kosmetik inklusive Youtube-Tutorials glaubten wir, ein bestimmtes Schönheitsideal erreichen zu können. Auch könnten wir dank – mittlerweile sogar bezahlbaren – medizinischen Eingriffen „schöner“ werden. Es gebe also keinen Grund mehr, hässlich zu sein. Der logische Diskurs der Zeit laute daher: Wir sind selbst schuld an der eigenen Ausgrenzung.

Die Sache mit der Hässlichkeit hat Hilal intellektuell aufgearbeitet, mit der eigenen Nase hat sie sich arrangiert und sie nicht operieren lassen. Ihre Zerrissenheit lässt sich dennoch im ganzen Buch mitlesen.

Inzwischen geht die Autorin aber mehr der Frage nach, was in unserer Gesellschaft als hassenswert abgestempelt ist. Die Kulturgeschichte spiegle deutlich wider, welchen Menschen – sei es durch Einwanderung oder Identität – die Zugehörigkeit zu bestimmten Gruppen verwehrt wurde und werde. Mit ihrer eigenen „großen“ Nase, dem „Zinken“, wie es im Buch heißt, habe sie in Europa selbst schweren Ballast herumzutragen.

Auch heute finde man in neuen Cartoons und Filmen antisemitische Karikaturen, die hinterlistige Charaktere darstellen sollen. Die Nasenkorrektur, so lernen wir, war der Ausgangspunkt der Schönheitsoperationen. Als Begründer der modernen plastischen Chirurgie und besonders der sogenannten Nasenkorrektur gilt der der Arzt Jacques Joseph („Nasenjoseph“). Schon Ende des 19. Jahrhunderts eröffnete er seine Praxis und vor allem in den Dreißigerjahren operierte er Deutsche, die unter ihrer „jüdisch wirkenden Nase“ litten. Heute gilt der Iran als das Land mit der höchsten Nasen-OP-Rate. Eine These dafür: „Dass im Iran wegen des Schleiers und der Ganzkörperverhüllung das gute Gesicht weit wichtiger als der gute Körper sei.“

„Hässlichkeit“ ist ein außerordentliches Buch über ein Thema, das so viele Menschen aus der Balance bringt. Es passt nicht nur wunderbar in unsere kosmopolitische Zeit, sondern öffnet auch die eigenen ­Augen.

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