Valentinstag

Roman
384 Seiten, Hardcover
€ 28.8
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ISBN 9783446277328
Erscheinungsdatum 21.08.2023
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser Berlin in Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG
Übersetzung Frank Heibert
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
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Kurzbeschreibung des Verlags

Richard Fords Frank Bascombe ist zurück. Lässiger und berührender hat noch niemand seinen Frieden mit dem Schicksal gemacht. „Ein großes Buch. Sarkastisch, unsentimental, voller Liebe.“ (Christian Brückner)

Richard Fords berühmteste Figur, Frank Bascombe, ist zurück. Und nun, mit 74, wird seine unangefochtene Meisterschaft, auf lässige Weise den Frieden mit sich und dem Leben zu machen, noch einmal extrem gefordert. Sein Sohn Paul, 47, ist krank, ihm bleibt nicht viel Zeit. Eng waren beide nie, doch jetzt verbindet sie die Bereitschaft, sich mit ungelenker Liebe auf das Kommende einzulassen, und ihr Blick für die Komik des Abseitigen. Für ein letztes Abenteuer mieten sie ein Wohnmobil, einmal von Minnesota bis zum Mount Rushmore – der Weg ist das Ziel.
Ford, der große Chronist des modernen Amerika, schickt seine Helden auf eine Odyssee durch die scheinbar banalen Attraktionen im Herzen des Landes und zeigt uns mit jeder kleinen Provinzhölle eine neue Facette des amerikanischen Lebens, das wir so gut zu kennen glauben.

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ISBN 9783446277328
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FALTER-Rezension

"Frank ist mein Instrument"

Sebastian Fasthuber in FALTER 39/2023 vom 29.09.2023 (S. 30)

Vater und Sohn unternehmen eine letzte Reise. Die Welt geht unter, oder zumindest wird einer von beiden demnächst sterben. Welch unterschiedliche Resultate diese Ausgangssituationen bei US-Schriftstellern zeitigen, demonstriert der Vergleich zwischen Cormac McCarthy und Richard Ford.

Der eine schrieb einen postapokalyptischen Trip von biblischer Wucht ("Die Straße"), der andere legt ein fast heiteres Buch übers Abschiednehmen vor. Frank Bascombe, den Ford schon sein halbes Leben begleitet, ist inzwischen längst in Pension. Er hilft noch manchmal in der Immobilienfirma seines einstigen Assistenten mit. Seine Tage sind gleichförmig geworden.

Als sein Sohn Paul schwer erkrankt, mit sehr schlechter Prognose, macht Frank mit ihm einen Roadtrip zum Mount Rushmore. Ford legt ihn als tragikomische Vater-Sohn-Geschichte an. Noch besser sind die Szenen dazwischen. Die scheinbar unbedeutenden Orte und Menschen, denen die beiden begegnen, inspirieren Frank noch einmal zu beobachterischen Höhenflügen. Seine Charakterisierungen eines Autovermieter-Pärchens etwa sind großes Kino.

Viel Handlung darf man sich nicht erwarten. Wie sagte Ford in einem früheren Interview: "Sie wollen einen Plot? Lesen Sie John Grisham, schauen Sie fern!" Er hat dafür gute Sätze im Angebot. Die meisten sind ein wenig ausufernd. Ein paar kurze gibt's auch. Frank über seinen Ex-Angestellten und jetzigen Boss: "Er verströmte den üblichen Eifer des kleinwüchsigen reichen Mannes." Treffer!

Richard Fords Romane zählen zum Besten, was die US-Literatur zu bieten hat. Ihre Hauptfigur ist oft Frank Bascombe, ein Mann mit erstaunlicher Beobachtungsgabe. In "Valentinstag" gibt er nun seine Abschiedsvorstellung. Beim Zoom-Interview ist es in New Orleans, wo der Autor wohnt, neun Uhr in der Früh - und Mr. Ford hellwach.

Falter: Herr Ford, Ihre Lieblingsfigur Frank Bascombe ist nun 74 Jahre alt. Ich war beim Lesen froh, dass er sich nicht zum wütenden alten Mann entwickelt hat.

Richard Ford: Das würde nicht zu ihm passen. Ich wollte, dass das Buch humorvoll und interessant wird. Und erfrischend.

Was war die Grundidee?

Ford: Die Leser sollen am Schluss denken: Okay, das Leben ist auch im hohen Alter noch lebenswert. Manchmal wird Frank zornig, wie wir alle. Die Wut dringt jedoch nie bis in sein Innerstes vor. Er mag die Welt, die ihn umgibt.

Er begleitet Sie seit Jahrzehnten, oder Sie ihn. Wie funktioniert Ihre Beziehung?

Ford: Keiner von uns verlässt den anderen je ganz. Ich kann auch in den Phasen zwischen Bascombe-Romanen jederzeit, ohne Anstrengung, einzelne Sätze in seiner Stimme schreiben. Das zählt zu meinen großen Freuden: Ich benutze gern Franks Stimme.

Der wahre Held der Romane sind seine Sätze. Man hört Frank gern zu. Ist die Handlung nebensächlich?

Ford: In gewisser Weise ja. Ich hoffe, wir lesen Sätze nicht nur, damit wir es irgendwie bis zu ihrem Ende schaffen. Sie sind auch keine Fenster, um zu einer Bedeutung zu gelangen. Sätze sind greifbare, lebendige, bewegliche Dinge, die Freude spenden. Meine Leser wollen die Sprache erleben. Darum lesen sie die Bücher.

Sind Sie mit diesem Literaturverständnis schon ein Relikt aus vergangenen Zeiten?

Ford: So pessimistisch sehe ich es nicht. Ich sage auch nicht, dass es alle so machen sollen wie ich. Aber man kann immer noch so schreiben, ohne altmodisch zu sein.

Wie sehr haben Sie Ihre Schöpfung Frank Bascombe unter Kontrolle?

Ford: Zu hundert Prozent. Er ist mein Instrument. Es gibt Autoren, die die Beziehung zu ihren Figuren romantisieren und ihren Schöpfungen eine gewisse Macht verleihen. Vielleicht wollen sie damit Tiefe suggerieren. Für mich ist das Unsinn. Schriftsteller haben die Autorität über ihre Figuren. Das heißt es, ein Autor zu sein.

Franks Sohn stirbt. Sie schreiben viel über Krankheit und das Abschiednehmen. Allerdings ohne

Sentimentalität. Pathos ist verboten? Ford: In dem Punkt sind Frank und ich uns ähnlich. Ich bin überhaupt kein Gefühlsmensch. Aber alle Meinungen im Buch sind von ihm. Manchmal kommt es vor, dass ich etwas schreibe, dem er zustimmen würde. Und umgekehrt. Dann denke ich: Als Romanautor machst du gerade keinen sehr guten Job. Ich will nicht das zu Papier bringen, was ich ohnehin schon denke.

Haben Sie dafür ein Beispiel?

Ford: Ich stelle konventionelles Denken gern auf den Kopf. So behaupte ich im Roman, dass man es als Vater überleben kann, wenn das eigene Kind vor einem stirbt.

Die meisten Menschen würden sagen: Das ist das Schrecklichste, was Eltern zustoßen kann.

Ford: Vielleicht gibt es da draußen noch Schlimmeres. Die letzte Passage im Buch heißt "Glück". Frank hat seinen Sohn überlebt und ist nun dafür verantwortlich, sich glücklich zu fühlen in der Zeit, die ihm noch bleibt.

Ohne Ihnen die Kompetenz absprechen zu wollen, darüber zu schreiben, sollte man erwähnen: Sie haben selbst keine Kinder.

Ford: Das stimmt. Für mich wäre es das Schrecklichste, meine Frau zu verlieren. Ich glaube aber nicht, dass ich eine bessere Vater-Sohn-Geschichte hingekriegt hätte, wenn ich selbst Vater wäre. Wahrscheinlich hätte es meine Vorstellungskraft sogar eingeschränkt. Ich konnte in unerwartete Richtungen ausschwärmen. So macht Schreiben Spaß. Außerdem weiß ich noch, wie es war, ein Sohn zu sein.

Wie war Ihre Kindheit?

Ford: Ich erinnere mich vor allem an meine Jugend. Meine Eltern waren schon etwas älter. Manchmal dachte ich: Wie schrecklich bin ich zu diesen alten Menschen, was für eine Last muss ich für sie sein! Sie gaben mir Grund dazu, das zu denken.

Eltern und Kinder finden oft keine gemeinsame Sprache. Frank und sein Sohn Paul reden aneinander vorbei.

Ford: Aber auch das ist eine Form von Kommunikation. Wieder wollte ich frei von Schablonen arbeiten. Zu Beginn kommunizieren die beiden fast nur in markigen Sprüchen, in isolierten Ansagen ohne Kontext. Der eine sagt etwas, der andere was anderes. Später erkennt man: Frank kann trotz allem zu seinem Sohn sagen, dass er ihn liebt. Immerhin.

Witzig ist, dass Frank zum Einschlafen den umstrittenen Philosophen Heidegger liest.

Ford: Heidegger ist im Buch ein Ventil für befreiende Komik. Alle nehmen ihn so furchtbar ernst. Außerdem war er ein Nazi. Das gab mir die Gelegenheit, eine Figur sagen zu lassen: "War Heidegger nicht ein Nazi?" Darauf Frank: "Nein, nicht immer." In dieser Zeit der politischen Korrektheit genügt es vielleicht schon, Heidegger zu erwähnen, um einige Liberale zu vergraulen.

Politik spielt an sich kaum eine Rolle in Ihren Romanen. Warum nicht? Sie kommt nur in Form von Wahlkampf-Stickern auf Autos vor.

Ford: Sie ist in Amerika Hintergrundmusik. So behandle ich sie auch in meinen Büchern. Amerikaner sind nicht sehr schlau in der Hinsicht. Politik ist für sie eine Faschingsnummer. Der Clown Trump wird unterstützt, eben weil er ein Clown ist. Das finden sie lustig. Aber mit Politik oder Überzeugungen hat das nichts zu tun.

Frank und sein Sohn machen eine Reise durch die wenig glamourösen Fly-over States der USA. Was hat Sie an diesen Gegenden gereizt?

Ford: Es ist der Teil Amerikas, wo die meisten Leute leben. Hier ist auch unser Gefühl für Amerika zu Hause. Nicht in L.A., Chicago, Boston oder New York. Wenn wir Amerikaner an Amerika denken, dann meinen wir den Mittleren Westen. Ich möchte auf dieses Amerika neugierig machen. Ich liebe es nämlich.

Die Bascombe-Romane sind eine Schule der Wahrnehmung. In Franks Schilderungen wirken so triste Orte wie eine halbleere Mall oder ein verlassenes Casino plötzlich interessant.

Ford: Das ist die Herausforderung. Ich nehme mir beim Schreiben vor, dass ich etwas, das in Süddakota passiert, dramatisch erscheinen lassen werde. Man könnte meinen, dort gibt es kein Drama. Mein Job ist, es aufzuspüren. Nicht einmal, wenn man in Rochester, Minnesota, in einer Mall ist, in der nur die Hälfte der Läden offen hat, ist man nirgendwo. Es ist trotzdem ein Ort.

Auch ein Massagesalon ist ein Ort. Ford: Ich weiß, worauf Sie anspielen.

Frank besucht eine Thai-Masseurin. Er verliebt sich sogar ein bisschen in Sie. Haben Sie für diesen Handlungsstrang schon Prügel bekommen?

Ford: Der Rezensent der New York Times fand ihn peinlich. Aber sonst war es erstaunlich ruhig. Ich habe erwartet, dass die Leute aus dem Verlag mir nahelegen würden, ich sollte das besser streichen. Es kamen keine Einwände. Sie hielten es wohl für aussichtslos. Ich schreibe am liebsten über Dinge, über die ich besser nicht schreiben sollte.

Und wenn sich jemand bei der Lektüre unwohl fühlt?

Ford: Gut so! Dann habe ich meinen Job richtig gemacht. Nehmen Sie den "Zauberberg" zur Hand. Da stehen auch so einige Sachen drin, die Unbehagen verursachen können.

Der Roman hat ein offenes Ende. Ist Frank tot?

Ford: Nein. Das verrate ich jetzt einfach: Frank lebt. Die Stimme, die am Ende zu ihm spricht, gehört einer Frau, nicht Gott. Ich hasse es, das zu sagen, weil es meine Prinzipien verletzt. Aber an diesem Schluss habe ich hart gearbeitet und extrem lang herumgefummelt. Allein die letzten zwei, drei Absätze! Ich wollte ein würdiges Ende.

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