

Die Abwicklung der DDR
Kirstin Breitenfellner in FALTER 19/2024 vom 10.05.2024 (S. 22)
Beim Fall der Berliner Mauer war Annett Gröschner bereits in ihren Zwanzigern, Peggy Mädler und Wenke Seemann aber nicht einmal Teenager. Umso mehr überrascht es, wie sehr auch die beiden Letzteren von ihren DDR-Erfahrungen geprägt sind. In einem sympathischen Experiment trafen sich die drei "Ostfrauen" sieben Nächte lang, um sich, so ihre flapsige Diktion, die "unattraktive Minderheit" schönzusaufen. Dabei gründen sie mitnichten, wie im Untertitel des Buchs suggeriert, einen idealen Staat, sondern reflektieren, was bei der Abwicklung der DDR schiefgelaufen ist. Dass es dabei um Persönliches genauso geht wie um Politisches, tut der Lesbarkeit des Buchs grundsätzlich gut. Die drei Kulturschaffenden bestätigen dabei das Bild der unprätentiösen, uneitlen "Ossis". Insgesamt überdeckt die private Ostalgie allerdings die kritische Reflexion des Unrechtsstaats. Zum Schluss bleibt das Gefühl, bei dieser ausufernden, um nicht zu sagen geschwätzigen Rekapitulation wenig Neues erfahren zu haben.