Antichristie

Roman
544 Seiten, Hardcover
€ 25.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783446280762
Erscheinungsdatum 17.09.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags

Nach dem Erfolgsdebüt „Identitti“ endlich der neue Roman von Mithu Sanyal!

London 2022, die Königin ist tot! An den Trauernden vorbei rennt Durga: internationale Drehbuchautorin, Tochter eines Inders und einer Deutschen, und voller Appetit auf Rebellion und Halluzinationen. Erzählte Mithu Sanyals gefeiertes Debüt „Identitti“ von Identitätspolitik, fragt „Antichristie“ nach dem Kolonialismus und der Gewalt in uns allen. Durga soll an einer Verfilmung der überbritischen Agatha-Christie-Krimis mitarbeiten. Doch auf einmal ist es 1906, und sie trifft indische Revolutionäre, die keineswegs gewaltfrei wie Gandhi kämpfen. Und dann explodiert die erste Bombe. Was wäre richtiger Widerstand in einer falschen Welt? Niemand schreibt so aberwitzig, klug und liebend wie Mithu Sanyal. „Antichristie“ bringt die ganze Welt in die deutschsprachige Literatur.

Mehr Informationen
ISBN 9783446280762
Erscheinungsdatum 17.09.2024
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
info@hanser.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Die Asche meiner Mutter

Matthias Dusini in FALTER 41/2024 vom 09.10.2024 (S. 31)

Mithu Sanyals "Antichristie" beginnt spannend wie die Episode einer pfiffigen TV-Serie. Die Protagonistin Durga reist zur Beerdigung ihrer Mutter Lila. Am Grab versammeln sich der Vater mit seiner zweiten Frau und Durgas Freund Jack. Es weht ein starker Wind, der beim Verstreuen der verbrannten sterblichen Überreste Probleme bereitet: "Vater wischte sich die Asche seiner Ex-Frau aus dem Gesicht". Durgas Klingelton, Bob Dylans "Death Is Not the End", verstärkt die schwarze Situationskomik.
Mit "Antichristie" präsentiert Sanyal ihren zweiten Roman, der an Motive ihres Bestsellers "Indentitti" anschließt. Wieder geht es um eine Frau mit einer deutschen Mutter und einem indischen Vater. Wieder geht es um Rassismus, Kolonialismus und daraus resultierende Identitätskrisen. Diesmal verlegt die Autorin das Zentrum des Geschehens von Düsseldorf nach London, "eine Stadt, so hemmungslos, so gefräßig, so vollgesaugt mit Geschichte, dass alles Aktuelle sich oft wie noch Jahrzehnte in der Zukunft anfühlte".

Auch chronologisch probiert Sanyal Neues: Durga reist zurück an den Anfang des 20. Jahrhunderts, als sich in der Hauptstadt des British Empire die führenden Köpfe der indischen Unabhängigkeitsbewegung versammelten. Nach der Lektüre dieses ausufernden, gleichsam über die Ufer tretenden Romans kann man sagen: Sie hätte die Tour besser nicht angetreten.

Mit Gespür für die Komik identitätspolitischer Debatten schildert Sanyal das aktuelle London, wo der Writers' Room für Schlagzeilen sorgt. Die Drehbuchschreiber haben es sich zur Aufgabe gemacht, die Romane der Krimiqueen Agatha Christie neu zu erzählen, was in Großbritannien einer Majestätsbeleidigung -oder dem Wirken des Antichristen - gleichzukommen scheint. Als Durga den Club aufsucht, wird sie von Demonstranten mit hasserfüllten Slogans empfangen: "Cancelt die Canceler!"

Eine von Identitätskonflikten geplagte Schriftstellerin arbeitet die Kindheit in einem 68er-Haushalt auf. Ein spleeniger Verein, der den Rassismus in Christies Romanen "Tod auf dem Nil" oder in den "Zehn kleine N-Worte" diskutiert und damit den üblichen Zyklus aus Shitstorm und Rechtfertigung in Gang setzt -all das hätte gereicht, um einen unterhaltsamen Plot zwischen postkolonialem Engagement und ironischer Gegenwartsbetrachtung am Laufen zu halten. Leider wollte Sanyal mehr.

Mit dem Sprung zurück zur Jahrhundertwende wechselt die Erzählung in die Ich-Perspektive -und das Geschlecht von weiblich zu männlich: "Ich hatte einen Penis", ruft Durga. "Dieses irgendwie bekannteste und zugleich fremdeste Körperteil in meiner bisherigen Welt. So sehr ich es auch versuchte, war ich nicht in der Lage, meine Finger davon zu lösen." Allzu viel weiß die/der Reisende zwischen den Welten und Geschlechtern mit der neuen Mitgliedschaft jedoch nicht anzufangen.

Durgas wichtigstes Gerät bleibt ihr/sein Kopf, der sie/er für ermüdendes Explaining verwendet. Denn was nun folgt, ist keine historische Reportage, die die Farben einer vergangenen Epoche zum Leuchten brächte, auch keine alternative Geschichtsschreibung, wie sie die US-Serie "Bridgerton" auf unterhaltsame Weise anbietet, sondern ein formloser Konversationsmarathon, der in ermüdender Besserwisserei Details der indischen Geschichte ausbreitet. Man muss schon Pankaj Mishras "Zeitlalter des Zorns" gelesen haben, um den Einfluss des italienischen Freiheitskämpfers Giuseppe Mazzini auf den indischen Nationalismus des späten 19. Jahrhunderts zu verstehen. Und wer war noch einmal Madan Lal Dinghra?(Ein Revolutionär, der in London den britischen Geheimdienstchef erschoss.)

Zur Hochzeit des Kriminalromans erleichterten die Verlage den Lesern die Orientierung, indem sie dem Text eine Liste der Figuren voranstellten. Bei Sanyal umfasst das Verzeichnis mehrere Seiten. So abenteuerlich das Leben dieser Helden und so wissenswert dieses in Europa zu wenig bekannte Kapitel globaler Geschichte auch sein mag, in "Antichristie" bleiben Asif Ali (1888-1953) oder Lala Har Dayal (1884-1939) blutleere Talking Heads.

Die intendierte Vielschichtigkeit der Erzählung erweist sich als Labyrinth, auch weil die Handlung beliebig von einer Zeitebene zur nächsten springt. Eben noch im Gespräch mit Mahatma Gandhi, der Ikone der Unabhängigkeitsbewegung, switcht Durga zu ihrer Kindheit und berichtet von Lilas Vorhaben, die bengalische Sprache zu lernen. Dabei hat alles so vielversprechend begonnen -mit einer Schriftstellerin, zwischen deren Zähnen die Asche einer übermächtigen Mutter knirscht.

weiterlesen