

Unverändert spannend: das Mysterium Prince
Sebastian Fasthuber in FALTER 45/2019 vom 08.11.2019 (S. 40)
Am 21. April 2016 verstarb Prince Rogers Nelson. Nun liegt ein neues Buch über den US-Multiinstrumentalisten vor, der Funkgott, Popgenie und Mysterium in einem war. Ein Jahr vor seinem plötzlichen Tod hatte er den Plan gefasst, seine Memoiren zu verfassen. Als Superstar engagiert man dafür üblicherweise einen gestandenen Autor und spricht ihm alles auf Band – fertig.
Nicht so Prince: Er ließ sich zwar eine Liste mit Namen versierter Musikjournalisten und Biografen anfertigen, mit Dan Piepenbring wählte er von dieser jedoch bewusst jenen aus, der noch kein Buch publiziert hatte; sein Kompagnon sollte ohne vorgefertigte Ideen im Kopf ans Werk gehen. Das Projekt blieb im Anfangsstadium. Dass nun doch ein Buch erscheint, ist kein weiterer Fall von „mit einer Leiche Geld verdienen“. Obwohl bruchstückhaft, fügt sich „The Beautiful Ones“ zu einem faszinierenden (Selbst-)Porträt eines Genies und einer komplexen Persönlichkeit.
Schon das Eröffnungskapitel, in dem Piepenbring seine Treffen und Telefonate mit Prince rekapituliert, zeichnet ein gutes Bild des Künstlers, der schwer zu fassen war und sich gern entzog. Einmal ließ er seinen Co-Autor zu einem Konzert nach Australien fliegen, nur um das Gespräch dort erst recht per Telefon zu führen. Herzstück des Buches ist ein kurzer autobiografischer Abriss, den Prince handschriftlich verfasste. Er handelt unter anderem von seinen Eltern, denen er seine zwei Seiten verdankte: vom strengen Vater das Arbeitsethos, von der lebenslustigen, phasenweise exzessiven Mutter das Lumpihafte.
Dazu kommen ein Fotobuch (!), das Prince selbst über seine Jugendjahre anfertigte, ein früher Drehbuchentwurf zum Film „Purple Rain“ und Einblicke in die Karriereanfänge bis zum Durchbruch, inklusive ziemlich freizügiger Porträtaufnahmen. Das Buch deckt nur einen kleinen Teil davon ab, was dieser Künstler geschaffen hat. Gerade weil es nicht erschöpfend ist, macht es Lust, sich seine Diskografie neu vorzunehmen. Das Mysterium Prince bleibt intakt, ja es wirkt nach der Lektüre spannender denn je.