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Kurzbeschreibung des Verlags
An der Wende zum 20. Jahrhundert rebellieren junge Menschen gegen altes, prüdes Denken. Allen Widerständen zum Trotz wollen sie nichts weniger, als ausbrechen, das Leben genießen und sich selbst verwirklichen. Unter ihnen: Erich Mühsam, Else Lasker-Schüler und Arthur Schnitzler. Im Wiener „Café Griensteidl“, im Münchner „Café Stefanie“ und im Berliner „Café des Westens“ lieben und streiten sie sich, schmieden Allianzen und diskutieren dabei aberwitzige Visionen einer anderen, neuen Welt. Dirk Liesemer zeichnet ein ebenso faszinierendes wie höchst unterhaltsames Porträt der „Belle Époque“ – eine Zeit, in der jahrhundertealte Gefüge zerbrechen und die den eigenen Größenwahn stets um ein Vielfaches zu übertreffen vermochte.
Dirk Liesemer bewegt sich im bereits gut aufgearbeiteten Terrain des Fin de Siècle und entlang der bekannten Mythen ums Kaffeehaus. Seine Ausgangsthese: Was "heute die virtuellen Foren in ihren besten Momenten" sind, waren um 1900 die Cafés: "Räume des intelligenten Austausches", wo die "klügsten und aufmüpfigsten Köpfe" über die Revolutionierung des Lebens debattierten. Innovativ ist die ausführliche Beschreibung des regen Aus tauschs zwischen den Kulturszenen in Wien, München und Berlin.
Um nicht langweilig zu wirken, erhalten die geistigen Kämpfe im Buch weniger Raum als das menschliche Getümmel drum herum: Charaktere, Aussehen, Trinkgewohnheiten. Mit unzähligen Anekdoten über Schrullen, seltsame Leidenschaften und rhetorisch hochgerüstete Feindschaften und mit vielen bekannten, aber auch unbekannteren Namen bereitet der Autor die deutsche Literaturgeschichte von 1890 bis 1915 amüsant auf. Der gepflegte Größenwahn im Wiener Café Griensteidl (Hofmannsthal, Bahr, Schnitzler, Salten), gegen den Karl Kraus antrat, ist hierzulande bekannt. Weniger weiß man über das illustre Treiben im Münchener Café Stefanie (Wedekind) oder das Berliner Café des Westens (Else Lasker-Schüler).
Die vorkommenden Schriftsteller und Künstler hatten reichlich Liebschaften und Bettgeschichten, was auch die Produktion von Texten und Bildern ankurbelte. Die Themen Missbrauch, Geschlechtskrankheiten, ungewollte Schwangerschaft und soziale Tristesse bleiben bei Liesemer allerdings unterbelichtet.
Die Zensur sorgte sich um die Sexualmoral, polizeiliche oder gar gerichtliche Eingriffe wiederum lösten Reaktionen in der Kunstszene aus: Die Kabaretts, ein Import aus Frankreich, wurden auch im deutschsprachigen Raum heimisch und machten in München das "Simplicissimus" und in Berlin Max Reinhardts "Schall und Rauch" zu Magneten einer oppositionellen Szene. - Materialreich, leichtfüßig.