Hitler, Stalin, meine Eltern und ich

Eine unwahrscheinliche Überlebensgeschichte
528 Seiten, Hardcover
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ISBN 9783455016666
Erscheinungsdatum 04.01.2024
Genre Sachbücher/Geschichte/20. Jahrhundert (bis 1945)
Verlag Hoffmann und Campe
Übersetzung Barbara Schaden
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Kurzbeschreibung des Verlags




Daniel Finkelsteins bedeutendes Buch ist ein eindringliches Porträt seiner Mutter und seines Vaters und ihrer erschütternden Erfahrungen von Verfolgung, Widerstand und Überleben im Zweiten Weltkrieg.


Daniels Mutter Mirjam wurde in Berlin geboren. Ihr Vater Alfred Wiener war der Erste, der erkannte, was für eine Gefahr von Hitler für die Juden ausging. Ab 1933 katalogisierte er die Nazi-Verbrechen minutiös. Er floh mit der Familie nach Amsterdam und verlegte seine Bibliothek nach London. Aber noch vor der Übersiedlung von Frau und Kindern marschierten die Deutschen in Holland ein und schickten sie nach Bergen-Belsen.


Daniels Vater Ludwik kam in Lwiw als einziges Kind einer wohlhabenden jüdischen Familie zur Welt. Nach der Aufteilung Polens durch Hitler und Stalin 1939 wurde die Familie von den Kommunisten zusammengetrieben und zur Zwangsarbeit in einen sibirischen Gulag geschickt. Ludwik arbeitete in einer Kolchose und überlebte die eisigen Winter in einem winzigen Haus aus Kuhdung.



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ISBN 9783455016666
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FALTER-Rezension

Und wenn sich die Geschichte doch wiederholt?

Kirstin Breitenfellner in FALTER 12/2024 vom 22.03.2024 (S. 33)

Der renommierte britische Journalist Daniel Finkelstein, Kommentator für The Jewish Chronicle und The Times, deren Chefredakteur er viele Jahre war, hielt an seinem 50. Geburtstag vor der versammelten Familie eine optimistische Rede. Seine Eltern und Großeltern hätten alles verloren und in einem fremden Land und einer fremden Sprache neu anfangen müssen. Dagegen seien er selbst, seine Geschwister und Nachkommen gefeit, meinte er damals, vor gut zehn Jahren.

Heute, gesteht Finkelstein, sei seine diesbezügliche Gewissheit „etwas angekratzt“. Und genau das stellt den Grund dar, dass er sich entschlossen hat, von der Verfolgung und dem Überleben seiner Familienmitglieder während des Stalinismus und der Naziherrschaft zu erzählen.

In Großbritannien bereits im Juni 2023 erschienen, hat „Hitler, Stalin, meine Eltern & ich“ mit dem Massaker der Hamas an israelischen Zivilisten im Oktober 2023 und dessen Folgen noch mehr an Aktualität gewonnen.

Finkelstein hat viel historische Recherchearbeit auf sich genommen. Aber auch das Archiv der Familie gab stupende Dokumente und Zeugnisse her. Mit Gefühl für Dramaturgie und einer gehörigen Portion Lakonie hat er mit diesem 500-Seiten-Wälzer ein eminentes Zeitdokument geschaffen, das sich liest wie ein Roman und dabei tief zu Herzen geht.

Er beginnt seine Geschichte mit seinem Großvater mütterlicherseits, dem Publizisten Alfred Wiener (1885–1965). Dessen umfangreiche und einzigartige Dokumentation von Nazi-Schrifttum, die heute so genannte Wiener Library, diente den Alliierten im Informationskrieg gegen Hitler. Und trug noch in den 1960ern zur Verhaftung und Verurteilung etwa von Adolf Eichmann und Josef Mengele bei, dem „Arzt, Folterer und Mörder von Auschwitz“. Niemand wusste, wie Letzterer „eigentlich aussah. Die ­Library hatte ein Bild.“

Früher als andere hatte Wiener die „heraufdämmernde Katastrophe“ des Antisemitismus erkannt und begonnen, Dokumente zu sammeln. In einem aufsehenerregenden, aber letztlich erfolglosen Prozess in Bern im Jahr 1934 konnte er beweisen, dass die sogenannten „Protokolle der Weisen von Zion“ eine Fälschung waren – bekanntlich kursieren sie heute noch und sind in der arabischen Welt, aber auch bei westlichen Verschwörungstheoretikern populär.

1934 zog die Familie, aus Deutschland ausgebürgert, nach Amsterdam. Alfred Wiener hielt sich gerade in London auf, als seine Frau und die drei Töchter im Juni 1943 in das niederländische NS-Konzentrationslager Westerbork und im Jänner 1944 nach Bergen-Belsen deportiert wurden. Letzteres bedeutete einen Hoffnungsschimmer, denn Grete Wiener und ihre Töchter kamen mit (gefälschten) paraguayischen Pässen für den sogenannten „Palästina-Austausch“ gegen deutsche Staatsbürger infrage, der von Bergen-Belsen aus organisiert wurde.

Das kaum mehr Erwartete, Unwahrscheinliche geschah ein qualvolles Jahr später. Im Jänner 1945 konnte Grete mit Eva, Ruth und Mirjam, der späteren Mutter von Daniel Finkelstein, in die Schweiz ausreisen. Grete starb direkt nach dem Grenzübertritt an Erschöpfung – eine der vielen Stellen in Finkelsteins Familienbiografie, die man nie mehr vergessen wird.

Finkelstein erzählt die Geschichte seiner Großeltern und Eltern ineinander verschränkt, mit den jeweiligen Kapitelüberschriften „Mum“ und „Dad“ versehen. Hier soll der Übersichtlichkeit wegen darauf verzichtet werden.

Die Familie seines Vaters stammte aus dem damals polnischen Lwów, das heute zur Ukraine gehört. Dolu Finkelstein, Inhaber des größten Eisen- und Stahlkonzerns der Region und bekannt als „Eisenkönig von Lwów“, und seine Frau Lusia hegten „exakt dieselbe Hoffnung wie Alfred und Grete“, fasst der Autor zusammen. „Sie glaubten, dass die entstehende Identität der aufstrebenden modernen Nation mit ihrer Identität als Juden vereinbar sei, dass Jüdischsein und modernes Polen zusammengehörten.“

Spätestens mit dem Hitler-Stalin-Pakt vom August 1939, der Polen zwischen Deutschland und der Sowjetunion aufteilte, war diese Überzeugung widerlegt. „Mein Vater wurde bald Opfer eines der größten Verbrechen in diesem Krieg, Stalins Versuch, durch Ermordung der Elite und Versprengung der gesamten Staatsführung die polnische Nation auszulöschen.“ Wie im Falle von Großvater Alfred Wiener und seiner NS-Dokumentation kann der Autor auch hier ein weniger bekanntes Kapitel der Geschichte miterzählen, das mit dem Massaker von Katyn im Frühjahr 1940 begann, bei dem 22.000 polnische Kriegsgefangene, überwiegend Reserveoffiziere, erschossen wurden.

Dolu Finkelstein wurde verhaftet und in einen Gulag am Rande des Polarkreises deportiert. Sein Sohn Ludwik und seine Frau Lusia (die als Kind die „Freie Schule“ in der Wiener Albertgasse besucht hatte) kämpften in einer Sowchose in Kasachstan ums Überleben. Nach ihrer unverhofften Wiedervereinigung konnten sie gemeinsam in den Iran ausreisen. Bis Kriegsende diente Dolu in der unter britischem Kommando kämpfenden polnischen Armee, das Tor zur späteren britischen Staatsbürgerschaft der Familie.

Eine „bemerkenswerte Fügung aus Beziehungen, Zufällen, Erfindungsreichtum und Wagemut“ habe seine Eltern vor Terror und Krieg gerettet, resümiert der Autor. Nach dem Krieg wurde auch in dieser Familie lange nicht über KZ und Gulag gesprochen. Mirjam und Ludwik lebten in Hendon bei London und rührten sich „praktisch nicht mehr von der Stelle. 54 sehr glückliche Jahre waren sie verheiratet, bis mein Vater 2011 starb.“

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