

Kirstin Breitenfellner in FALTER 22/2025 vom 28.05.2025 (S. 31)
Manche rümpfen beim Namen Rainer Maria Rilke die Nase. Zu Unrecht. Denn der vor 150 Jahren in Prag geborene Dichter schrieb nicht nur den ersten modernen Roman in deutscher Sprache und Gedichtzyklen, die weltweit rezipiert werden, sondern propagierte mit seiner Geliebten und Förderin Lou Andreas-Salomé auch eine fluide Geschlechtlichkeit.
Sandra Richter erzählt die Biografie anhand von fünf Werkphasen, im Vordergrund steht das Leben. Seine aus heutiger Sicht unangemessenen Mädchenbeziehungen spart sie nicht aus. Theodor W. Adornos Kritik, Rilkes Gedichte seien präfaschistisch, widerspricht sie überzeugend. Richter zeigt den selbsterklärten Einsamen als aufmerksamen Zeitgenossen und begnadeten Netzwerker. Wer eine Einführung in das Werk sucht, greife besser zu Manfred Kochs "Rilke. Dichter der Angst".