Das 21. Jahrhundert

Essays
1136 Seiten, Hardcover
€ 59.7
-
+
Lieferung in 2-5 Werktagen

Bitte haben Sie einen Moment Geduld, wir legen Ihr Produkt in den Warenkorb.

Mehr Informationen
ISBN 9783462006469
Erscheinungsdatum 07.03.2024
Genre Sachbücher/Musik, Film, Theater
Verlag Kiepenheuer & Witsch
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
Bahnhofsvorplatz 1 | DE-50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
Kurzbeschreibung des Verlags



Kaum war das 21. Jahrhundert angebrochen, wartete es auch schon mit neuen Schrecken, Idiotien und gelegentlichen Glücksmomenten auf. Zu den wenigen, die es noch wagen, in diesem von den Medien verdickten und beschleunigten Wirrwarr Zusammenhänge herzustellen und dabei an einem anspruchsvollen Begriff von Kritik festzuhalten, gehört Diedrich Diederichsen.


In dieser Wundertüte von einem Reader mit Aufsätzen und Kommentaren, wenn auch erst aus den ersten dreiundzwanzig Jahren des Jahrhunderts, zeigt er sein stupendes Wissen über sämtliche Trends in Kunst, Kino, Fernsehen, Literatur, Musik, Theater, Theorie und Politik, das bis in die feinsten Verästelungen der Gegenkultur reicht. Er ist in der Lage, aus Erkenntnistheorie ebenso Funken zu schlagen wie aus den »Simpsons«, den Inszenierungen von René Pollesch oder Serien wie »Underground Railroad«. Vor allem vermag er es wie kein anderer, das eine mit dem anderen zu verknüpfen und von Theodor W. Adorno zur Familie Duck oder von einer Hamburger Baustelle zu einer feministischen Kunstinstallation (und zurück) zu springen. Was Zeitgenossenschaft bedeuten kann, ist seit Walter Benjamin nicht mehr so eindrucksvoll unter Beweis gestellt worden. 


Mehr Informationen
ISBN 9783462006469
Erscheinungsdatum 07.03.2024
Genre Sachbücher/Musik, Film, Theater
Verlag Kiepenheuer & Witsch
LieferzeitLieferung in 2-5 Werktagen
HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
Bahnhofsvorplatz 1 | DE-50667 Köln
produktsicherheit@kiwi-verlag.de
Unsere Prinzipien
  • ✔ kostenlose Lieferung innerhalb Österreichs ab € 35,–
  • ✔ über 1,5 Mio. Bücher, DVDs & CDs im Angebot
  • ✔ alle FALTER-Produkte und Abos, nur hier!
  • ✔ hohe Sicherheit durch SSL-Verschlüsselung (RSA 4096 bit)
  • ✔ keine Weitergabe personenbezogener Daten an Dritte
  • ✔ als 100% österreichisches Unternehmen liefern wir innerhalb Österreichs mit der Österreichischen Post
FALTER-Rezension

Einige Puzzlesteine des 21. Jahrhunderts

Sebastian Fasthuber in FALTER 12/2024 vom 20.03.2024 (S. 36)

Ein Werk von Gewicht: 1128 Gramm bringt es auf die ­Waage, ein paar Seiten mehr (1136) umfasst es. Man wird es eher nicht in die U-Bahn, auch nicht ins Freibad mitnehmen. Als physisches Objekt schreit die jüngste Essaysammlung des deutschen Kulturwissenschaftlers und Theoretikers Diedrich Diederichsen förmlich: Bedeutung! Ohrensessel! Hier wird Geschichte geschrieben!

Der Titel aber setzt dem Ganzen die Krone auf. „Das 21. Jahrhundert“ hat Diederichsen, der seit 2006 an der Akademie der bildenden Künste in Wien unterrichtet, sein Buch genannt. Man darf sich fragen: Ist das Hybris oder charmante Chupze? Vermutlich beides.

Die Erklärung liefert er im Vorwort. „Die Idee, schon gegen Ende des ersten Viertels eines Jahrhunderts dessen Geschichte vorzulegen, ist in ihrem Größenwahn von Carl Einstein inspiriert, der seine Kunst des 20. Jahrhunderts [...] schon 1926 veröffentlichte“, legt Diederichsen dar.

Seine Methode besteht darin, dem Leser aus dem vorliegenden Material der ersten gut 20 Jahre des Jahrhunderts vorstellbar zu machen, „wie es weitergehen könnte“. Doch keine Angst: Er mutiert dafür nicht zum Matthias Horx der Kulturwissenschaft.

Blättert man ein wenig durch das Buch, das wegen seiner Dichte an Themen, Thesen, Behauptungen, schwer zu durchdringenden, sehr klugen, bisweilen aber auch einfach schönen Sätze und Beobachtungen unmöglich von vorne bis hinten durchzulesen ist, sondern besser nach dem Lust- oder Zufallsprinzip in Häppchenform zu konsumieren, so ist man bald geneigt, die Latte ein wenig tiefer zu legen.

Der Mann hat vielleicht auch nur die Festplatte abgegrast und seine eigenen Lieblingstexte seit 2000 zu ein paar großen Blöcken zusammengefasst – fertig. Als da wären: „Ästhetische Theorie“. „Serien und Erzählungen“. „Demokratie“. „Die Deutschen und die Anderen“. Oder „Gender und Sex“. Es geht um Theater, Kunst, Filme, ja sogar um die Oper und natürlich um Popmusik; aber niemals nur um ein Stück, ein Album oder eine Ausstellung für sich.

Diederichsen hat in seinen frühen Jahren eine Popkritik etabliert, die über die rein ästhetische Bewertung von Musik hinausgeht. Er betrachtet alles immer auch durch die Brille der Soziologie, Philosophie, Literaturwissenschaft, Kunstgeschichte, Cultural Studies – und nicht zuletzt aus der Perspektive des überzeugten Linken.

„Wir lieben dich, aber deine Bücher verstehen wir nicht“, sang einst die Band Saalschutz über seine Arbeit. Diederichsen ist ein unfassbar gescheiter und belesener Mensch, dem es in der Tat oft nicht so gut gelingt, sich verständlich zu machen. Es scheint ihm sogar relativ wurscht zu sein, ob seine Gedanken auch für andere nachvollziehbar sind und Menschen ohne Studienabschluss es bis zum Ende eines Satzes schaffen.

Manche Textpassagen wirken wie Selbstgespräche. Nichts gegen diese Form der Kommunikation, immerhin handelt es sich um Unterhaltungen mit einem intelligenten Widerpart. Doch im Ernst: Wer einen Ziegel von derartigem Gewicht – ob nun von einem Augenzwinkern begleitet oder nicht – herausbringt, sollte mehr an die armen Leser denken, die immerhin knapp 60 Euro dafür hingelegt haben.

Dieses Buch ist eine Zumutung. Allerdings eine schöne. Manchmal möchte man es in die Ecke schmeißen. Dann wieder finden sich Stellen, in denen der Autor mit wirklich originellen Beobachtungen und großartigen Gesellschaftsanalysen verblüfft.

Hudeln ist bei der Lektüre der völlig falsche Ansatz. Lieber im mehr als 20 Seiten starken Registerteil nach einer Person suchen, die einen interessiert, und die Lektüre an dieser Stelle aufnehmen. Um „Das 21. Jahrhundert“ als Ganzes zu erfassen, bleiben immerhin noch 76 Jahre Lesezeit.

Sebastian Fasthuber

weiterlesen