Der Geldkomplex

Roman
352 Seiten, Taschenbuch
€ 20.6
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ISBN 9783462041460
Erscheinungsdatum 24.08.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Kiepenheuer & Witsch
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HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
Bahnhofsvorplatz 1 | DE-50667 Köln
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Kurzbeschreibung des Verlags

Das Buch zur Krise: Der tragikomische Roman eines Lebens ohne Geld

Parsifal hätte nie gedacht, dass seine Zeit irgendwann enden würde. Er starb früh und naiv. Auch Hiob mochte von seinem Glauben nicht abfallen. Ähnlich Joachim Lottmanns Erzähler, ein leidlich erfolgreicher Bohémien aus Berlin, der seinen eigenen Abstieg höchst interessiert und mit sonnigem Gemüt verfolgt – bis ihn nur noch ein Wunder retten kann.

»Ohne darüber je nachzudenken, war für mich die erste und letzte aller Wahrheiten, dass feine Menschen über Geld weder redeten noch groß nachdachten«, behauptet der Held zu Anfang. Nach einer Trennungssache lebt er mit einer zeitgemäß prolligen Bitch-Schlampe zusammen und arbeitet – wie alle in der digitalen Bohème – umsonst für irgendeine Online-Zeitung. Hochstapeln, Zeche prellen, satt essen an kalten Buffets, das sind so seine gängigen und äußerst amüsant erzählten Überlebenstechniken. Totale Verarmung, Ausgeschlossensein, ja selbst soziale Ächtung nimmt er sportlich und mit Galgenhumor. Es muss sich doch um eine Durststrecke handeln, die irgendwann wieder zu Ende geht – denkt selbst der Leser viel zu lange. Doch alle Hoffnungen erweisen sich als Luftbuchungen. Barbarischer Hunger und immer härtere Demütigungen plagen ihn, der lebenslang trainierte Optimismus bleibt ihm allmählich im Halse stecken – wie dem Leser das Lachen. Wie einst Hiob seinen Glauben, verliert der Held seine sonnige Weltsicht aus den Jahren des boomenden Turbokapitalismus. Gerade in dem Moment, da er aufgibt, crasht die Finanzwelt und läuft die Geschichte auf seltsame Weise rückwärts: Wie durch ein Wunder kehrt bei ihm das Geld zurück – und damit die Anerkennung, das Essen, sogar seine Ex-Frau. Während die Weltwirtschaftskrise alle ins Elend reißt, fährt er wie ein Geisterfahrer Richtung Glück – und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Joachim Lottmanns tragikomisches Stationendrama aus der Neuen Armut zeichnet das Psychogramm der Krise – und ist das Buch zum Rezessionsjahr!

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ISBN 9783462041460
Erscheinungsdatum 24.08.2009
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
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FALTER-Rezension

Weiß doch jeder, dass wir kein Geld haben

Sebastian Fasthuber in FALTER 42/2009 vom 14.10.2009 (S. 28)

Joachim Lottmann hat sich für seinen neuen Roman den Titel "Der Geldkomplex" ausgeborgt

10.000 Euro. So hoch wird, über den Daumen gepeilt, der Vorschuss gewesen sein, den Johannes Lohmer für seinen nächsten Roman bekommen hat. Details nennt der Mann von Welt keine. Denn: "Ohne darüber je nachzudenken, war für mich die erste und letzte aller Wahrheiten, dass feine Menschen über Geld weder redeten noch groß nachdachten."
Dass die Überweisung erst auf einen peinlichen Fehler seines Lektors hin vorgenommen wurde, interessiert im Nachhinein niemanden mehr. Hauptsache, der ewig schnorrende Lohmer vulgo Jolo, der schon in allen Clubs von Berlin-Mitte Hausverbot hatte und um die Suppenküchen herumstrich, ist wieder im Geschäft und auf dem Weg zum deutschen Großschriftsteller.

Willkommen in Lottmanns verrückter Welt. Joachim Lottmann, selbsternannter Vater der deutschsprachigen Popliteratur und Borderliner zwischen Wirklichkeit und Erfindung, legt mit "Der Geldkomplex" seinen fünften Roman vor. Er schreibt damit "Die Jugend von heute" (2004) und "Zombie Nation" (2006) fort, in denen er von den Erlebnissen seines Alter Ego Jolo unter jungen Menschen in einem geriatrischen Land berichtete.
Der Reiz der Lottmann'schen Prosa liegt in ihrer Verschmitztheit. Es lässt sich nie genau sagen, wie ernst es dem Ich-Erzähler mit seinen launigen Überlegungen über Hartz IV und das karge Brot der Schriftstellerei ist. Oft meint er genau das Gegenteil von dem, was er sagt. Nicht umsonst gilt Lottmann als Mitentwickler der später von Harald Schmidt perfektionierten Strategie des Totlobens: Man wiederholt ein Lob so oft, bis es unglaubwürdig wird und sich letztlich gegen den Gelobten richtet. Das hilft zum Beispiel auch gegen Klagen beleidigter Zeitgenossen. Und die gibt es bei Lottmann nicht zu knapp, schließlich zieht er einen Großteil seiner Bücher aus dem eigenen Leben. Eine Verfremdung des autobiografischen Materials bei der Niederschrift kann, muss aber nicht stattfinden.
Auch den Titel "Der Geldkomplex" hat er entliehen. So hieß schon der bekannteste Roman der Schwabinger Partyqueen Franziska Gräfin zu Reventlow (1871–1918), die in dem Buch (Untertitel: "Meinen Gläubigern zugeeignet") ihre Flucht vor der Armut in ein Sanatorium beschreibt. Sie begreift das Geld darin als "persönliches Wesen", über das sie der Ansicht war: "Durch liebevolle Indolenz verdirbt man's vollständig mit ihm."
Lottmann verlegt die Handlung ins heutige Berlin und schreibt über sich und die Kulturboheme: "Jeder weiß doch, auch wenn man es verdrängt: Niemand von uns hat Geld." Blöderweise hat sein Protagonist aber gerade eine sehr vollbusige, liebestolle junge Freundin namens Elena Plaschg am Hals, die ihn aufgrund seines Alters für eine Art Sugar Daddy hält und ständig brüllt: "Wo ist mein Geld?" So ist das mit der Jugend: "Der Medientrash wurde im eigenen blöden Leben nachinszeniert."
Ein wenig Trost findet Lohmer bei Melanie Butenschön, dem kämpferischen jungen Sexsymbol der PDS. Seine Sorgen bringt er bei ihr freilich auch nicht an: "Ich hätte ihr gern gesagt, dass ich verarmt sei, dass ich altes Knäckebrot fremder Leute essen musste, dass ich bedürftiger war als alle ihre verdammten Hartz-IV-Berufsarmen." Zu bunt wird es ihm in Germoney, als Elena behauptet, von ihm schwanger zu sein. Er setzt sich nach Italien ab. Kurzzeitig erwägt er, Fischer zu werden: "Ob das schwer war? Bestimmt nicht schwerer als Popliteratur schreiben."

Tiefere Einsichten über das Wesen des Geldes darf man sich bei einem Mann der Oberfläche wie Lottmann nicht erwarten. Mal hat man halt weniger, mal etwas mehr davon, mal gar keins. Bei seinem Helden verläuft es übrigens schön antizyklisch, sein Vorschuss kommt just in dem Moment, in dem die Finanzkrise richtig reinhaut.
Wie man sich verhält, wenn man plötzlich selber angepumpt wird, lernt Lohmer schnell: "Es geht darum, dass Leute, die nichts von einem bekommen, am Ende voller Liebe und Dankbarkeit vor einem stehen, als hätte man sie sehr wohl beschenkt und mit Geld überschüttet."

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