

Thomas Askan Vierich in FALTER 37/2012 vom 14.09.2012 (S. 30)
Dies ist der dritte Kriminalroman mit dem knorrigen Pathologen Quirke. Dublin in den 1950er-Jahren: Immer herrscht schlechtes Wetter, die Stimmung ist entsprechend, die Menschen haben die sprichwörtlichen Leichen im Keller. Im Zentrum der Handlung steht diesmal das schwierige Verhältnis Quirkes zu seiner erwachsenen Tochter Phoebe. Deren Freundin ist verschwunden. Quirke schaltet sich ein und lüftet die dunklen Geheimnisse der angesehenen Familie.
Hier ist viel Dunkles, viel Schweres. Der Roman dreht sich um menschliche Abgründe, Sexualität, Rassismus und die Unfähigkeit zur Kommunikation. Man liest ihn trotzdem gerne, weil hier ein Meister schreibt. John Banville alias Benjamin Black ist einer der bedeutendsten irischen Autoren, vielfach ausgezeichnet für seine anspruchsvollen Romane. Im Vergleich dazu fallen seine Krimis etwas schlichter aus. Aber eigentlich sind das gar keine Krimis, der ermittelnde Kommissar spielt nur eine schrullige Nebenrolle, und Quirke ist mit sich und seinen Problemen (Alkoholismus, Familie) beschäftigt. Lohnend, wenn man ein wenig Geduld mitbringt.