Der bleiche König

Roman
640 Seiten, Hardcover
€ 30.9
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ISBN 9783462045567
Erscheinungsdatum 07.11.2013
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Übersetzung Ulrich Blumenbach
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HerstellerangabenAnzeigen
Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
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Kurzbeschreibung des Verlags


Mit der ihm eigenen sprachlichen Brillanz nähert sich David Foster Wallace in diesem nachgelassenen Roman seinem Thema: Was macht strukturelle Langeweile aus einem Menschen? Als Claude Sylvanshine nach Peoria in Illinois an die IRS, die amerikanische Bundessteuerbehörde, versetzt wird, trifft er dort auf Kollegen, die mit der tagtäglichen, unüberwindbaren Monotonie ihrer Arbeit und somit ihres Lebens kämpfen. Welche Lebensgeschichten führten dazu, dass jemand mehr oder weniger freiwillig einen solchen Beruf ergreift?
Der Roman erschien in den USA drei Jahre nach Wallace’ Tod und wurde zum gefeierten Bestseller. In ihm zeigt David Foster Wallace noch einmal sein ganzes Können – die unübertroffene Originalität seiner Sujets, die sprachliche Präzision, der sezierende Blick auf die Unzulänglichkeiten menschlicher Gesellschaft und der immer präsente Humor.
»Einer der schrägsten, traurigsten und eindringlichsten Romane, die ich je gelesen habe« The Guardian
»Atemberaubend brillant, lustig, unerträglich und elegisch« The New York Times
»Wallace bestechendster Roman« Time


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ISBN 9783462045567
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FALTER-Rezension

Auf den unendlichen Spaß folgt die Langeweile

Sebastian Fasthuber in FALTER 49/2013 vom 06.12.2013 (S. 37)

In seinem posthum erschienenen Roman "Der bleiche König" erzählt David Foster Wallace aus dem Leben der Steuerprüfer

Das Büro könnte ein x-beliebiges Büro sein. Indirekte Neonbeleuchtung mit Dimmer, Regale im Baukastensystem, Schreibtisch schon fast ein Abstraktum. Das Flüstern einer Klimaanlage ohne Ursprung. Du bist ein geübter Beobachter, und es gibt nichts zu beobachten. Eine offene Tab-Dose, deren Farbe vor dem Beige und Weiß grell wirkt. Ein Haken aus rostfreiem Stahl für den Mantel. Keine Fotos, Diplome oder persönliche Noten (…)."

Der im Jahr 2008 im Alter von 46 Jahren freiwillig aus dem Leben geschiedene US-Autor David Foster Wallace war ein geübter Beobachter. In seinem monströsen, mehr als 1500 Seiten starken Roman "Unendlicher Spaß", einer Meditation über Unterhaltungssucht und Depression, gab es kaum etwas, das nicht zur Sprache kam. Alles schien ihn zu interessieren, nichts ihm zu entgehen, auf alles musste er in seinen Romanen, Kurzgeschichten und Essays reagieren – und zwar auf einem unglaublich hohen sprachlichen wie gedanklichen Niveau.
Nach Wallace' Selbstmord stießen seine Witwe Karen Green und Lektor Michael Pietsch auf einen Entwurf
zu einem weiteren Roman mit dem Titel "The Pale King". Neben einem 250 Seiten umfassenden Text, den der
Autor schon für seinen Verlag vorbereitet hatte, fanden sich an seinem ­Arbeitsplatz auf Festplatten und ­Disketten, in Schnellheftern und Aktenordnern weitere tausende Seiten mit Material zu einem Buch, das – wie die eingangs zitierte Passage schon andeutet – von recht banalen Dingen handelt.
Wallace hat nämlich einen Roman zum Thema Langeweile geschrieben, die Kehrseite der Vergnügungssucht, die in "Unendlicher Spaß" verhandelt wurde. Klingt anstrengend. Tatsächlich aber hat "Der bleiche König" gegenüber seinem Vorgänger, bei dem viele Leser ausgestiegen sind, zwei Vorteile: Mit seinen gut 600 Seiten ist er nicht einmal halb so lang, und er ist auch um einiges leichter zu lesen.

Die Handlung ist über weite Strecken in einem Regionalbüro der US-Steuerbehörde IRS in den mittleren 80er-Jahren angesiedelt. In dieser Zeit wird an der Computerisierung des Steuerwesens gearbeitet, Kosten sollen gesenkt, Einnahmen maximiert werden. Die Steuerprüfer, aus denen sich das Personal des Romans zusammensetzt, sind entsprechend traurige Gestalten und werden von ihrem Vorgesetzten dazu angehalten, möglichst effizient zu arbeiten, um den Beweis zu erbringen, dass Menschen mehr Steuern eintreiben können als Maschinen.

Da ist etwa Leonard Stecyk, den schon als Schüler keiner mochte, weil er unerträglich gut, zuvorkommend und hilfsbereit war. Damals überlegte er sich "eine Neuorganisation der Kleiderhaken und Schuhablagen an der Wand", um den "Abgang der Schüler in die Pause zu beschleunigen und Verzögerungen, potenzielle Reibereien und Zusammenballungen halb angezogener Schüler an der Tür zu reduzieren". Als Erwachsener wird Stecyk wenig überraschend "zu einem der genialsten und fähigsten Service-Verwaltungsbeauftragten der Region".
Ausgiebig beschreibt Wallace den Werdegang seiner Figuren, widmet sich ihren Tätigkeitsbereichen in der Steuerbehörde, zeigt, wie und warum sie dort gelandet sind.
Gleich zu Beginn lernt man Claude­ Sylvanshine kennen, der sich ständig in unwichtigen Details verliert. Schon seit Jahren hat er den Ehrgeiz, in eine höhere Gehaltsklasse aufzurücken, was jedoch daran scheitert, dass ihn bereits die Frage, wie er sich den Lernstoff einteilen soll, vollkommen überfordert.

Der "Abschweifungskönig" Chris Fogle zählt ebenfalls zu den Hauptfiguren. In einem höchst vergnüglichen Kapitel von fast 100 Seiten braucht er schier endlos, um seinen Weg vom ziellos dahindriftenden Dauerstudenten zum Mann der Steuerbehörde zu beschreiben.
Unter den Figuren findet sich obendrein ein gewisser David Wallace, der sich nach 80 Seiten an den Leser wendet und sich als Autor des Buches vorstellt: Er habe während seiner Studienzeit selbst ein Jahr lang bei der IRS gearbeitet. Die Wallace-Kapitel zählen zu den schwächeren, denn hier wird in der postmodernen Trickkiste gewühlt, die der sich als Realist und nicht als Postmodernist verstehende Autor eigentlich schon längst zugemacht hatte.
Davon abgesehen aber ist "Der bleiche König" ein erstklassiger Roman. Dass er Fragment geblieben ist, macht einem nicht viel aus, Wallace-Leser sind dergleichen ja gewohnt: Auch "Unendlicher Spaß" hatte keinen wirklichen Schluss, und das Debüt "Der Besen im System" brach überhaupt mitten im Satz ab. Mit einer ausgefeilten Dramaturgie wartet auch das Werk aus dem Nachlass nicht auf, die einzelnen Kapitel ließen sich zum Teil auch als in sich geschlossene Kurzgeschichten oder Erzählungen lesen. In seinen im Anhang abgedruckten Notizen bezeichnet der Autor den Roman als "eine Abfolge von Vorbereitungen auf Geschehnisse, aber es geschieht nie etwas".

Dass ein Buch über die Langeweile mitunter auch ein bissl fad werden kann, ist nicht verwunderlich. Meist aber ringt Wallace seinem Thema erstaunlich interessante Facetten ab. In der Steuerbehörde geht es primär um "die Fähigkeit, Langeweile auszuhalten. (…) In einem Wort, unlangweilbar zu sein." Einmal ist auch die Rede von "Halluzinationen, die Standardprüfer an einer bestimmten Schwelle konzentrierter Langeweile befallen".
Einmal dauerte es gar vier Tage lang, bis der Tod eines IRS-Angestellten von dessen Kollegen bemerkt wird: "Er arbeitete sehr konzentriert und gewissenhaft, von daher fand es niemand ungewöhnlich, dass er die ganze Zeit in derselben Position dasaß und kein Wort sagte."

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