

Klaus Nüchtern in FALTER 12/2014 vom 19.03.2014 (S. 34)
1938 hat Bruno Schulz einen Brief an Thomas Mann geschrieben, was Maxim Biller zum Anlass nahm, sich "Im Kopf von Bruno Schulz" umzusehen und das (verschollene) Schreiben nachzudichten. Der sich als Zeichenlehrer verdingende Schriftsteller ("Die Zimtläden") hofft, dass der berühmte Kollege ihn protegieren wird, und berichtet diesem davon, wie ein Mann-Doppelgänger im galizischen Drohobycz sein Unwesen treibt, wobei Schulz' eigene Nachtmahre und sado-masochistischen Fantasien sichtlich in die zusehends bizarreren und brutaleren Geschehnisse einfließen. Schließlich peitscht der falsche Thomas Mann im Kopf von Bruno Schulz in einem Duschraum auf eine Pyramide nackter Leiber ein. Ganz schön vertrackt und visionär. Irgendwie. Man fragt sich, wie blöd, frivol und abgeschmackt eine Pointe eigentlich sein muss, damit das deutsche Feuilleton schier aus dem Häuschen gerät über so viel Tiefsinn und erzählerische Eleganz.