Schwätzen und Schlachten

Roman
640 Seiten, Hardcover
€ 25.7
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ISBN 9783462046151
Erscheinungsdatum 08.03.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Kiepenheuer & Witsch
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Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
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Kurzbeschreibung des Verlags

Diesmal also Berlin, diesmal drei junge Helden, ein Mordfall und ein Versagen auf ganzer Linie. Dazu eine Erzählerin, die Teil des Geschehens ist und sich nach Kräften bemüht, den Überblick zu behalten, ein Kaffeehaus im Prenzlauer Berg, in dem in einem fort geredet wird, während Mehlspeisen verzehrt werden, ein Hausmusiktrio, jede Menge Ungereimtheiten und ein Muster aus Raute, Fliege, Sechseck, Fünfeck, Zehneck, das den Schlüssel zu allem bilden könnte, wenn …
Ja, wenn Stanjic, der Österreichflüchtling, Glaser, der Mann aus den neuen Medien, und von Sydow, der sich nach den Frauen verzehrt, ohne je eine zu bekommen, sich nur ein bisschen besser als Detektive eigneten – und eins und eins zusammengezählt hätten.
Verena Roßbacher erschafft einen ganz eigenen Kosmos, in dem ihre monomanischen Figuren darum ringen, ihre Sicht der Dinge mit der allgemeinen Verfasstheit der Welt zusammenzubringen. Voller Komik, Skurrilität und Lust an der zielführenden Abschweifung wird hier erzählt, und etwas Großes entsteht: der Diskurs- und Gesellschaftsroman unserer Zeit! Ein Lesevergnügen, das dem Leser die Augen öffnet und übergehen lässt.

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ISBN 9783462046151
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FALTER-Rezension

Unendlicher Spaß im Torten-Hotspot

Stefan Ender in FALTER 11/2014 vom 14.03.2014 (S. 14)

In "Schwätzen und Schlachten", dem zweiten Roman von Verena Roßbacher, geht es größtenteils um Ersteres

Ein ausladendes, ein ausuferndes, ein überbordendes Werk, üppig, mächtig, kolossal. Im Lauf der Lektüre fühlt sich der Leser, als wäre er unter einem erdrückend schweren, weinroten Brokatvorhang zu liegen gekommen, der kein Ende zu finden scheint. In jedem Faltenwurf findet sich eine neue vermeintliche Kuriosität versteckt, mit güldenem Erzählfaden auf liebevoll altmodische Art in das Ungetüm eingestickt. Das Ausmaß des Stoffes und des Zierwerks lösen nach einiger Zeit Erstickungsgefühle aus. Um es mit Tamino zu singen: Zu Hilfe, ein Lektor, sonst bin ich verloren!
Und da kommt er schon, im zweiten der 139 Kapitel dieses Romans. Da Verena Roßbacher, Jahrgang 1979, einer ironiebegabten Generation angehört und offensichtlich auch um ihre Neigung zum Epischen, zum Vom-Hundertsten-ins-Tausendste-Kommen weiß, hat sie den Lektor in ihren Roman gleich mit eingebaut. Olaf heißt er und streitet sich also in zahllosen Einschüben mit der Autorin, ob dieser Seitenstrang denn wirklich sein müsse, wo denn diese neue Figur jetzt plötzlich herkomme, welchen familiären Hintergrund diese habe, und so weiter und so fort.
Und bitte an Kapitelüberschriften denken! Ja, ja. Das ist am Anfang sehr lustig, mit fortlaufender Seitenzahl aber irgendwann dann nicht mehr so sehr. Wie eigentlich der ganze Roman.

Aber fangen wir von vorne an. Worum geht's in "Schwätzen und Schlachten", dem zweiten Roman der in Berlin lebenden Mittdreißigerin eigentlich? Um zwei männliche Luschen Anfang 30, die in Berlin leben. David Stanjic ist ein Passivitätsjunkie und ein schlechter Trinker. Er liebt schöne nackte Frauen und stammt aus dem "Krisengebiet" Österreich, was der Autorin ermöglicht, Eismann Ötzi und Kellermann Fritzl als schon etwas abgelutschte Beispiele für die Eigenartigkeit dieses Landes heranzuziehen.
Stanjics Freund Frederik von Sydow tut ähnlich wenig wie dieser. Auch er will eine Frau, hat aber noch deutlich seltener eine als Stanjic, nämlich nie. Immerhin nennt er jedoch eine eindrucksvolle Großmutter sein familiäres Eigen: Auguste von Sydow hat immer frisch ondulierte Haare, die nach Hefe, Zimt und Butter riechen, und sie betreibt ein kleines, stets volles Café in Berlin, das Visite-ma-tante, kurz "Tante" genannt.
Der Roman findet in Augustes Torten- und Müßiggangs-Hotspot einen zentralen urbanen Schauplatz, und mit Augustes Landsitz irgendwo an der polnischen Grenze einen weiteren, romantisch-ländlichen. Auf diesem wird die Autorin zum Ende der 630 Seiten hin ein pittoreskes Großfamilienweihnachtsfest inszenieren, mit Klavierspiel, Keksebackerei und Halali inklusive. Aber wir greifen vor.

Sydow und Stanjic haben zwar keine Frauen, aber dafür einen Freund, mit dem sie fallweise kammermusizieren. Peter Glaser macht was mit neuen Medien, betritt die brokatumrahmte Bühne des Romans aber eher selten. Dies hindert Roßbacher nicht, Glaser zum Aufhänger eines zarten Suspensefadens zu machen, den die Autorin in ihr üppiges belletristisches Retro- und Regressionsidyll einwebt. Stanjic findet in Glasers Wohnung den "Schlachtentext", und dieser lässt in ihm die Vermutung keimen, dass Glaser ein Gewaltverbrechen planen könnte.
Sydow und Stanjic beginnen ihre detektivische Recherchearbeit zusammen mit ihren Zwillingsgeschwistern Dilettantismus und Schusseligkeit. Zudem hat sich Stanjic in Katharina verschaut, eine Freundin von Glaser. Roßbacher gelingt hier eine der zaghaftesten Liebesgeschichten der deutschen Literatur.
Das Spannungselement mit dem Schlachtentext hätte sich die Autorin dagegen sparen können – irgendwo in der Gegend um Seite 300 macht sie sich sogar schon selbst darüber lustig, dass eh kein Leser mehr daran glaubt. Richtig. Trotzdem hätte sie sich mit der Auflösung ein bisschen mehr Mühe geben können: Diese gerät aufgrund der mangelhaften Vorpräsenz des Bösewichts blass und lauwarm und wirkt wie an äußerst krausen Haaren herbeigezogen.
Aber um das (Ab-)Schlachten ist es der Österreicherin in ihrem Roman ja weniger gegangen, weit interessensnäher liegt ihr das Schwätzen. Wer zu den Themenbereichen Elsässer Schnauz, Töpfern, Boviste, Paris-Syndrom und Feng-Shui erfahren möchte, was sie oder er nie wissen wollte, sollte den Roman lesen. Und auch wer schöne, altmodische Begriffe wie Anrichte, Büttel, Plauze, Nervenfieber, Beinkleider, Gardinenpredigt, Trunkenbold oder fideler Geselle wertschätzt, kommt auf seine Kosten.
Denn Roßbacher ist nicht nur eine große Ironikerin, sondern auch eine hingebungsvolle Sprachkünstlerin – sie kann sogar das Wetter gut. Leider fließt der Handlungsgang so gemächlich dahin wie ein Tropfen Honig – und das nur, wenn man Glück hat; mitunter verhält er sich auch wie ein Tropfen Harz. Und die Hauptfiguren sind keine Menschen, sondern komisches, comic-nahes Personal.

Nach Roßbachers von der Kritik hochgelobtem Romandebüt von 2009, "Verlangen nach Drachen", ist mit "Schwätzen und Schlachten" nun der ideale Roman für sprachverliebte Ironiker mit Hang zum idealisierten Vorgestern erschienen. Amüsante Lektüre womöglich auch für Menschen, die an einer langen, leichten Krankheit laborieren – im Optimalfall in den Wochen vor Weihnachten.
Wer nicht in diese Zielgruppen fällt, wäre womöglich glücklicher gewesen, wenn Roßbachers Opus magnum auf Novellenlänge eingekocht und als Taschenbuch mit einer süßen Umschlaggestaltung auf den Buchmarkt geworfen worden wäre. Der giert doch eh nach so was. Aber dazu hätte man einen echten Lektor gebraucht, der sich durchsetzt, und nicht einen, der sich auch noch in die Speckfalten dieses übergewichtigen Romans hineinquetschen lässt.

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