Als die Tauben verschwanden

Roman
432 Seiten, Hardcover
€ 20.6
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ISBN 9783462046618
Erscheinungsdatum 14.08.2014
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Kiepenheuer & Witsch
Übersetzung Angela Plöger
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Verlag Kiepenheuer & Witsch GmbH & Co. KG
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Kurzbeschreibung des Verlags


Der Roman folgt dem Schicksal dreier Esten während des Zweiten Weltkriegs und danach: Roland, einem prinzipientreuen estnischen Freiheitskämpfer, seinem machthungrigen, skrupellosen Cousin Edgar und dessen Frau Juudit, die sich in einen deutschen Offizier verliebt. Ein meisterhaft komponierter Roman über Machtstreben, Liebe und Verrat.
Estland zur Zeit der deutschen Besatzung: Während sich Roland versteckt hält, weil er immer noch an die estnische Befreiung glaubt, versucht Edgar ins Zentrum der Machthaber vorzustoßen. Seine Frau Juudit verliebt sich in einen hohen deutschen Offizier, nicht ahnend, dass ihr Mann über genau diesen Offizier die Karriereleiter emporklettern möchte. Nach dem Krieg werden die Karten neu gemischt, Estland steht unter der Besatzung der Sowjets, und wieder ist es Edgar, der hofft, seiner Vergangenheit zum Trotz auch bei den Kommunisten eine herausragende Rolle zu spielen. Intrigen und Legenden, Verrat und Heimtücke, Liebe und Familie – Sofi Oksanen hat einen Roman geschrieben, der sich durch die meisterliche Konstruktion wie ein Thriller liest und dessen Figuren, allen voran Edgar, man nicht mehr vergisst.
Die internationale literarische Sensation des Jahres.


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ISBN 9783462046618
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FALTER-Rezension

Brutal geschunden und fast zerrieben

Sigrid Löffler in FALTER 41/2014 vom 10.10.2014 (S. 4)

Finnlands Starautorin Sofi Oksanen erzählt in ihrem neuen Roman ihr großes estnisches Heimat-Epos weiter

Es ist schon paradox: Auf der Frankfurter Buchmesse 2014 schmückt sich das diesjährige Gastland Finnland mit Sofi Oksanen als seiner Starautorin. Die stets schrill herausgeputzte und krass geschminkte Bestsellerautorin ist als Vorzeige-Finnin eine höchst aparte Wahl. Vor allem wegen ihres Werks.
Sofi Oksanen, Jahrgang 1977, hat einen finnischen Vater und eine estnische Mutter, schreibt zwar auf Finnisch und lebt in Helsinki, doch die drei Romane, die ihren Ruhm begründet haben und demnächst um einen vierten Roman zur Tetralogie ergänzt werden sollen, erzählen höchstens am Rande von Finnland. Sie sind vielmehr als historisches Estland-Quartett konzipiert.
In Finnland, so erzählt Oksanen beim Interview in Berlin, seien historische Romane ein sehr beliebtes Genre, aber es gebe fast keine Romane über die Geschichte Estlands. "Ich bin eine Art Pionierin auf diesem Feld", sagt sie denn auch. Und dass sie wegen ihrer gemischten Biografie über die Doppelperspektive von außen und von innen verfügt, komme ihrem Erzählmaterial nur zugute. Der internationale Erfolg ihrer drei Romane bisher – "Stalins Kühe", "Fegefeuer" und, soeben auf Deutsch erschienen, "Als die Tauben verschwanden" – scheint ihr recht zu geben.

Darin thematisiert Oksanen die traumatische Geschichte Estlands im 20. Jahrhundert, des baltischen Kleinstaats am Finnischen Golf, der im Zweiten Weltkrieg dreimal feindlich überrannt und erst von den Russen, dann von den Deutschen, dann wieder von den Russen okkupiert wurde und ab 1944 eine sowjetische Kolonie war. Zwischen den aggressiven Nachbarstaaten wurde die Bevölkerung brutal geschunden und fast zerrieben. Jeder Este hatte im Zweiten Weltkrieg die Wahl zwischen vier Übeln – Guerillakampf, Kollaboration, Verrat oder Flucht – und die Aussicht, entweder von den Hitler-Deutschen oder von den Stalin-Sowjets verfolgt, umgesiedelt, zur Zwangsarbeit deportiert oder umgebracht zu werden.
Ganze fünf Tage lang konnte sich Estland im September 1944 als unabhängiger Staat fühlen, ehe die Rote Armee abermals einmarschierte und der Freiheit der Esten für weitere fünf Jahrzehnte ein Ende machte. Ein weites Feld an dramatischen, auch melodramatischen Konflikt- und Erzählstoffen tut sich da auf, über das eine zeithistorisch interessierte Autorin wie Sofi Oksanen frei verfügen kann.

Ihre mütterliche Familie stammt aus Kullamaa, einem kleinen Dorf im Westen Estlands, das der Autorin in allen drei Romanen und kaum fiktiv verhüllt als Schauplatz dient. Hier, am Rande des Dorffriedhofs, lässt sie auch ihren neuen Roman beginnen, der davon erzählt, wie eine bäuerliche Sippe im Weltkrieg unter dem Druck wechselnder Besatzer des Landes politisch zerrissen und menschlich zerstört wird und letztlich an den Folgen von Verrat, Feindschaft und sogar Mord zugrunde geht.
Dem ländlichen Estland in seiner naturhaften Urwüchsigkeit, die alle politischen Umstürze zu überdauern scheint, gehört die ganze rückwärtsgewandte Liebe der Autorin. Unüberhörbar die nostalgischen Gefühle, die ihr Mutterland in ihr erweckt, "wo es Kopfsteinpflaster, Sonne und Gelächter gibt trotz des Fluchens und der Schlangen. Reifende Kirschen und Fliederwälder. Verfallende Gutshöfe und Windmühlen, Schilfdächer mit Moos drauf, verbeulte Aluminiumtöpfe auf Pfannenuntersetzern, die nach Wacholder duften, und vom Wetter grau gegerbte Milchbühnen am Ende von Eschenalleen. Mutter, Mutter, lass uns zurückgehen."
Doch das Zurückgehen ins mütterliche Sehnsuchtsland von einst reißt immer nur Wunden auf und ruft die Erinnerung an alte Verbrechen, alten Hass und alte Feindschaften wach, die ungesühnt weiterschwären und in die Gegenwart hineinwirken. Viel Bitterkeit über verdorbenes Leben liegt über diesen Familiengeschichten, die Oksanens retrospektives Erzählverfahren nach und nach enthüllt, unter Einarbeitung von Tagebüchern und sogar Dokumenten des sow­jetischen Geheimdienstes KGB.
Immer stellt die Autorin eine bäuerliche Familie ins Zentrum, die im dörflichen Mikrokosmos die makropolitischen Jahrhundertkonflikte der estnischen Bevölkerung exemplarisch austrägt, im Spannungsfeld zwischen nationalistischen Esten, die sich im Kampf gegen Nazis und Bolschewiken zu den Partisanen in den Wäldern schlagen, und anderen Landsleuten, die ihr Heil in der Kollaboration suchen.
In "Als die Tauben verschwanden" sind diese kontrastierenden Positionen mit zwei Cousins besetzt: dem Bauernsohn Roland, der aufseiten der Waldbrüder die estnische Nation verteidigt, und seinem Vetter Edgar, einem opportunistischen Feigling und skrupellosen Verräter, der sich auf die Seite der jeweiligen Machthaber im Lande schlägt und zu jedem Verbrechen bereit ist. Es ist die Figur des Kollaborateurs, die Sofi Oksanen erkennbar am meisten interessiert.

Massenexekutionen und Verschleppungen nach Sibirien gehören bei Oksanen immer zur tragischen Familiengeschichte, und immer sind weibliche Körper der Hauptkampfplatz. So gerät diesmal Juudit, die weibliche Hauptfigur, zwischen alle Fronten. Ihr Körper wird zum Austragungsort für die Konflikte der Männer. Sie schließt sich den Waldbrüdern an, doch sie heiratet den Verräter Edgar. Sie lässt sich während der deutschen Okkupation in Tallinn mit einem SS-Hauptsturmführer ein, in den sie sich verliebt hat. Edgar rächt sich, indem er sie in die Medikamenten- und Alkoholsucht treibt und in die geschlossene Psychiatrie einweisen lässt.
Sofi Oksanen lässt im Roman ihre Sympathie für die estnischen Nationalisten deutlich erkennen. Dazu bekennt sie sich auch: "Der Nationalismus eines kleinen Landes ist nicht expansiv. Die Esten wollen nur überleben. Für dieses kleine Ein-Millionen-Volk war es eine Leistung, die eigene Sprache und kulturelle Identität überhaupt zu erhalten."

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