
Andreas Kremla in FALTER 43/2018 vom 24.10.2018 (S. 34)
Franziska Seyboldt ist nicht schüchtern, sie ist nicht einmal sonderlich introvertiert. Aber sie hat Angst. Immer wieder überfallen sie Panikattacken, die sie nicht in den Griff bekommt. Die junge Journalistin tut, was sie am besten kann: Sie schreibt darüber. Die Angst wird zur Person und spricht mit der Autorin, zwischen Nonchalance und Tiefsinn balancierend. Etwa wenn die Angst sich empört, das Gegenteil von Liebe sein zu sollen. „Das ist ja wohl eine Unverschämtheit!“
Ein selbstironisch aufgelockerter Schreibstil macht die intime Innenschau locker lesbar. Aber entsteht so ein Sachbuch? Nach gängigen Regeln der Kunst wohl kaum. Doch den Wortsinn eines Buches, nach dessen Lesen man mehr über eine Sache weiß, erfüllt es umso exakter. Bei Seyboldts schnoddriger Doppelbiografie über die Autorin und ihre Angst begreift man, was „Panikstörung“ bedeutet – und wie sich sogar gelassen damit umgehen lässt.


