

Karin Janker in FALTER 50/2017 vom 13.12.2017 (S. 36)
Thomas Hettche, Romancier und Essayist, führt eindrücklich vor, was es bedeutet, sich mit Literatur auseinanderzusetzen. Er begreift sie in seinen Essays als Verzauberung und begibt sich auf die Suche nach Widersprüchen in unserer Zeit, die von Terror erschüttert und von der Digitalisierung heimgesucht wird. „Literatur, wie ich sie verstehe, steht dagegen“, schreibt er.
Hettche nimmt einen mit in vertraute und fremde Landschaften, hin zu Wilhelm Raabes utopischem Realismus, zum legendären Treffen von David Bowie mit dem Maler Balthus und den in ganz unterschiedlichem Sinne gegenwärtigen Romanen von Houellebecq und Knausgård. Man lernt in den Texten nicht nur die Perspektive des Autors auf den Gegenstand seiner Betrachtung kennen, man lernt immer auch etwas über den Gegenstand selbst. In seiner verdichteten Form ist das poetisch und lehrreich zugleich. Hinterher wird man anders lesen.