

Kirstin Breitenfellner in FALTER 8/2019 vom 22.02.2019 (S. 28)
Vladimir Sorokin ist ein Meister der Dystopien. Die Zukunft sieht bei ihm naturgemäß düster aus, darüber zu lesen bereitet aber ein vergnügliches Erschauern und Erstaunen. Bemerkenswert ist seine Fabulierkunst, aber auch seine Fähigkeit, Gegenwartsphänomene weiterzuspinnen und damit aufs Korn zu nehmen. In „Manaraga. Tagebuch eines Meisterkochs“ geht es um das Ende der Gutenberg-Ära. Bücher werden von den Mietköchen der halblegal arbeitenden „Book’n’Griller“ nur noch als Brennmaterial verwendet, Erstausgaben sind dabei besonders gefragt.
Kobe-Beef auf Dostojewskis „Grünem Jungen“, Christusfisch-Filet auf „Der alte Mann und das Meer“ lauten die Rezepte. Das groteske Kochschauspiel, das den Krieg gegen Salafisten und Taliban zu vergessen hilft, bringt Geld. Daraus entspinnt sich im jüngsten Werk des russischen Autors ein fulminanter literarischer Krimi.