

Am Rand
Gerlinde Pölsler in FALTER 51-52/2016 vom 23.12.2016 (S. 58)
Sie sind stark, versiert im Krisenmanagement und rund um die Uhr im Einsatz. Sie sind die wahren Leistungsträger. Doch die Politik lässt Alleinerziehende hängen und schaut zu, wie
Mütter und Kinder in die Armut abrutschen
Kranksein zum Beispiel. Schon Familien mit zwei Elternteilen kommen ins Schwitzen, wenn ein Kind in der Früh glühend oder mit Halsweh im Bett liegt. Wer kriegt leichter frei? Was macht man jetzt mit dem Termin um zehn? Für Doris Franke wäre so etwas nicht mehr weiter erwähnenswert. Sie muss das alles mit drei Kindern schupfen. Allein. Immer. Vor kurzem hat es sie und die Kinder (fünf, elf und 13 Jahre alt) alle zugleich ins Bett geworfen. „Der Älteste hatte Bronchitis, die Mittlere Magen-Darm-Grippe, der Kleine eitrige Bindehautentzündung und ich Angina.“ Zwischendurch musste sie kochen, selber und mit allen Kindern zum Arzt. Und schnell in den Vinzimarkt einkaufen, „weil ich noch genau drei Eier und eine Milch daheim hatte.“ Wie sie da wieder gesund werden konnte? „Ich hab dann eh Antibiotika gehabt“, wischt sie die Frage vom Tisch.
Zynisch könnte man sagen: Das Ganze hatte auch sein Gutes. Weil Franke auch selber im Krankenstand war, verbrauchte sie wenigstens keinen Betreuungsurlaub. Der ist nämlich schnell aufgebraucht, zumal mit einem Kind wie Frankes Jüngstem, der Asthma hat. Da kann man ganz schnell seinen Job loswerden. Doch hier hat die kaufmännisch-pharmazeutische Assistentin, die in einer Apotheke arbeitet, „großes Glück: so eine verständnisvolle Chefin findet man in einer von hundert Firmen“.
Die 110.000 Alleinerziehenden Österreichs (mit Kindern unter 15 Jahren, Statistik Austria) führen ein sehr, sehr anstrengendes Leben. Ein Leben, von dem die meisten anderen keine Ahnung haben. Rund um die Uhr sind sie im Dienst. Das Schwierigste aber ist die Geldknappheit. Ein-Eltern-Haushalte sind mit 42 Prozent die am häufigsten armutsgefährdete Gruppe, Tendenz steigend. Obwohl mehr Alleinerzieherinnen Vollzeit arbeiten als Mütter in Partnerschaften. Die Politik kennt die Probleme seit Jahrzehnten, doch nichts passiert. Im Gegenteil, überall wird gekürzt, und für Alleinerziehende wird auch nicht nachgebessert wie für Pensionisten oder Landwirte, wenn sich eine Maßnahme als zu hart erweist. Ihre Lobby ist zu wenig mächtig, sie selber haben keine Zeit, um groß politische Initiativen zu gründen. Wagt es eine, öffentlich aufzumucken, ist sie schnell mit hasstriefendem Sexismus konfrontiert. Dieser Tage ging es der deutschen Autorin und Bloggerin Christine Finke so („Allein, alleiner, alleinerziehend“, Falter 30/16).
93 Prozent der Alleinerziehenden in Österreich sind Frauen. Sie leben in unterschiedlichsten Situationen: Es gibt Väter, die sich zumindest gelegentlich um die Kinder kümmern und andere, die den Kontakt komplett abgebrochen haben. Es fallen Sätze wie: „Er hat so wundervolle, feinfühlige Kinder, und es ist ihm egal.“ Es gibt aber auch Paare, die sich die Betreuung halbe-halbe aufgeteilt haben. Manche Väter zahlen nichts, andere wenig. Manche Frauen kämpfen für mehr Geld, andere lassen es bleiben, aus Stolz oder weil sie die Beziehung des Vaters zum Kind nicht gefährden wollen.
Nur die Hälfte der Alleinerzieher erhält überhaupt einen regelmäßigen Kindesunterhalt, der auch so hoch ist wie festgelegt. Das ergab eine Befragung der Österreichischen Plattform für Alleinerziehende. Fast ein Viertel erhält Unterhaltsvorschuss vom Staat, 18 Prozent kriegen gar nichts.
Sabine Kogler erhält einen relativ niedrigen Unterhalt für die drei Kinder (neun, zwölf und 14). Seit dem Jahr 2011 versucht das Jugendamt eine Erhöhung zu erwirken. Doch mehr als fünf Jahre später ist das Verfahren immer noch nicht abgeschlossen. Nach einem Teilbeschluss und Rekursen hängt die Angelegenheit in der Luft.
Bei der Wiener Familie geht es also schon seit Jahren knapp her. Dabei hat Kogler noch Glück: „Ich arbeite im öffentlichen Dienst, das ist ein Segen. Hätte ich nicht diesen sicheren Job, die Spirale nach unten wäre nicht aufzuhalten. Ich weiß von so vielen anderen Alleinerziehenden, die nicht mehr in den Beruf reinkommen.“ Aber auch Kogler muss für Extraausgaben wie dem fürs Gymnasium nötigen Notebook immer wieder ihre Familie bitten.
Der finanzielle Engpass entsteht auch dadurch, dass Alleinerziehende plötzlich mit weniger Geld viel mehr leisten müssen. Sie müssen alles allein entscheiden, können nichts delegieren. „Ich war 13 Jahre verheiratet, ich kenne beides, es ist kein Vergleich“, sagt Kogler. „Jetzt kann ich Dinge entweder selber machen – oder auslagern und dafür bezahlen.“ Kogler absolviert berufsbegleitend ein Studium, um beruflich weiterzukommen und mehr verdienen zu können.
Für die Uni-Zeit am Wochenende muss sie freilich Kinderbetreuung bezahlen. Die Großeltern sind weit weg, und das mit dem „Vernetzt euch doch!“ ist auch immer so eine Sache. Erstens sind auch die anderen eingespannt. Zweitens berichten viele Alleinerziehende, sie hätten nicht mehr die Zeit und Energie, Freundschaften zu pflegen, auch noch auf andere Kinder zu schauen. Auch Koglers Freundeskreis hat sich reduziert. „Am Schluss bleiben vielleicht eine oder zwei gute Freundinnen über.“
Dabei ist sie hochmotiviert in das Alleinerzieher-Dasein gestartet. „Ich dachte: Wenn jemand das schafft, dann ich.“ Doch dann zogen die Monate ins Land, „und ich fing an zu schwächeln. Ich bekam eine Lungenentzündung, mir ist sprichwörtlich die Luft ausgegangen.“ Dann kam auch noch ein schwerer Unfall, neun Wochen war sie außer Gefecht. „Ohne meine Verwandten und die Familienhilfe der Caritas weiß ich nicht, wo ich heute wäre.“
Vor kurzem hat sich die Situation verschärft: Jetzt hat der Kindesvater die Zahlungen ganz eingestellt. Just zu Schulanfang blieb von heute auf morgen das Geld aus.
Das Jugendamt beantragte Unterhaltsvorschuss: Hier kommt vorläufig der Staat für die ausbleibenden Zahlungen auf und schaut dann, dass er sich das Geld vom Unterhaltspflichtigen wieder zurückholt. Das kann noch in der Pension sein, die Ansprüche des Staates verjähren nie. Klingt gut für die Kinder, tatsächlich bietet es alles andere als ein Ruhekissen. Beantragt der zahlungspflichtige Elternteil nämlich, weniger oder überhaupt nichts mehr zu zahlen, stoppt oder reduziert auch der Staat die Zahlungen in der Regel sofort. Bis der Fall geklärt ist, und das kann Jahre dauern. So kann der Vorschuss von einem Tag auf den anderen etwa von 300 auf 20 Euro fallen. Bei Eltern, deren Unterhalt mit null festgelegt wurde, zahlt auch der Staat null: Pech gehabt!
Zwei Monate wusste Kogler nicht, wie es weitergeht. Dann ein Stoßseufzer: Der Staat bewilligte den Vorschuss. „Wahnsinn, was man da für Existenzängste hat“, sagt sie: „Es kann sich keiner vorstellen.“
Zur Genüge kennt das die Wiener Singer/Songwriterin und Lehrerin Maria Stern. Ein halbes Jahr lang erhielt sie für ihre drei Kinder, damals noch im Kindergarten- und Volksschulalter, überhaupt nichts. Keine Alimente, keinen Unterhaltsvorschuss. Dann musste sie sich 13 Monate mit einem Vorschuss von ganzen 100 Euro pro Monat bescheiden – für alle drei Kinder.
Diese Erfahrung ließ Stern politisch aktiv werden. Sie schrieb politische Lieder, stellte sich ein Jahr lang jede Woche protestierend vors Parlament („Stand In“), gründete das „Forum Kindesunterhalt“. Zwei Mal war sie in „Am Schauplatz“ zu sehen. „Ausgespuckt aus der Gesellschaft“ habe sie sich gefühlt, sagte sie. Inzwischen hat sich ihre Situation beruhigt. Nur einmal ließ man sie wieder spüren, dass Leute wie sie als Bittsteller betrachtet werden: Als ihre Tochter 15 wurde, verabsäumte sie es, dem Jugendamt eine Schulbesuchsbestätigung zu schicken. Sofort wurden die Zahlungen für die Schülerin gestoppt. Auch nachdem Stern das Papier geliefert hatte, dauerte es neun Monate, bis wieder Geld kam. Und die nächste Sorge wartet schon: In zwei Jahren wird ihre Älteste 18. Dann ist sowieso Schluss mit dem Unterhaltsvorschuss. Während andere noch jahrelang von den Eltern unterstützt werden, müssten diese Jugendlichen ihren nicht-zahlenden Elternteil klagen. Aber wer wird das tun?
Dabei stand eine Reform des Unterhaltsrechts schon 2008 im Regierungsprogramm, auch im aktuellen steht es. Doch passiert ist nichts. Im Oktober tat sich eine breite Plattform zusammen, darunter Sonja Ablinger vom Österreichischen Frauenring, die Plattform für Alleinerziehende, die Nationalratsabgeordneten Katharina Kucharowits (SPÖ) und Judith Schwentner (Grüne) sowie Maria Stern für das Forum Kindesunterhalt. Sie fordern, „das Katz-und-Maus-Spiel auf Kosten der Kinder beim Unterhaltsvorschuss“ abzuschaffen und den Unterhalt bis zum Ende der Ausbildung zu garantieren.
Außerdem könne es nicht sein, dass ein Kind, bei dem ein Elternteil nicht zahlen will oder kann, einfach Pech gehabt hat. Derzeit legen zwar „Regelbedarfssätze“ fest, wie viel ein Kind in einem bestimmten Alter in Österreich benötigt. Für ein zweijähriges Kind wären das etwa 200 Euro, für ein 14-jähriges 446 Euro. Das bedeutet aber keineswegs, dass jedes zweijährige auch tatsächlich 200 Euro bekäme. Der tatsächlich festgelegte Unterhalt hängt vor allem vom Einkommen der Eltern ab – und liegt oft weit unter dem „Regelbedarf“: Laut der Befragung der Plattform für Alleinerziehende ist das bei mehr als der Hälfte der Kinder der Fall. Ablinger und ihre Mitstreiterinnen fordern, der Staat solle in diesen Fällen die Differenz bevorschussen. Das Langzeitziel: eine Art Grundsicherung für alle Kinder, ähnlich wie in Schweden.
Doris Franke bekommt Unterhalt von den beiden Vätern ihrer Kinder, mit einem davon ist der Konflikt über die Höhe der Zahlungen jedoch gerichtsanhängig. Bei ihr dreht sich alles um die Geldsorgen. 20 Stunden arbeitet die pharmazeutisch-kaufmännische Assistentin in einer Apotheke, mehr geht sich zeitlich sowie wegen einer chronischen Erkrankung nicht aus.
Seit sie sich vom Vater ihres dritten Kindes getrennt hat, spitzt sich die Lage zu. Zumal das Land Steiermark die Hürden für die Wohnunterstützung mit September nach oben geschraubt hat. Bis dahin hätte sie als Alleinerzieherin 220 Euro bekommen. Jetzt bekommt Franke null. Auch für andere Förderungen wie den Heizkostenzuschuss hat sie immer gerade ein bisschen zu viel. „Ich fühle mich wie um eine Generation zurückversetzt: Als die Mütter sich aus Existenzangst 30 Jahre lang nicht getraut haben, sich zu trennen.“
Hat sie die Fixkosten gezahlt, bleiben ihr und den drei Kindern 500 Euro zum Leben. Zwei davon brauchen ständig Medikamente. Die neue Lage bedeutet: Sparen beim Gewand. Die Sportkurse der Kinder – Akrobatik, Fußball – gestrichen. Seit kurzem hat Franke eine Karte für die Vinzimärkte, in denen man verbilligt Essen kaufen kann. „Und jetzt“, sagt sie, „stellt sich die Frage, wie lang wir uns die Wohnung noch leisten können. Ich möchte den Kindern nicht das auch noch nehmen.“
Oft ist sie am Rand der Erschöpfung. „Man kann nicht einschlafen vor Geldsorgen und wacht drei Stunden zu früh auf, weil man nicht weiß, wie man den Tag organisieren soll“, schildert sie. Jetzt könnte sie sogar auf Reha gehen, tatsächlich kann sie nicht: Wo sollen die Kinder inzwischen hin? Die Oma hilft zwar, doch geht es dieser gesundheitlich schlecht.
Wie viele schwankt auch Franke zwischen Wut und Selbstanklage. Zwar tun die Kinder, als wäre ihnen egal, dass sie vieles nicht haben können. „Aber ich werfe mir vor, dass ich ihnen nicht alle Chancen bieten kann. Ich sehe ihre Fähigkeiten und schaffe es nicht, dass sie sie ausnützen können.“ Auch das Gefühl der Demütigung begleitet diese Frauen. Franke fühlt sich in eine Ecke gedrängt: „Als wäre ich eine Staatsausnützerin oder Asoziale.“
Auch von anderen bekommen Alleinerziehende Vorwürfe zu hören. Bei Stern hieß es: „Wir haben dir schon immer gesagt, dass das der Falsche für dich ist“. Bei Franke: „Du hast ja noch ein drittes Kind haben müssen!“ „Stimmt schon“, sagt sie, „aber mein Leben ist nun mal so gelaufen.“ Auch beliebt: „Hättest dich halt nicht scheiden lassen.“ In Zeiten, in denen allerlei esoterischer Unsinn herumwabert, darf auch nicht fehlen: „Das hast du alles selber durch deine Gedanken angezogen!“
In den Fremd- und Selbstvorwürfen ebenso
wie in der politischen Untätigkeit sieht Maria Stern historische Wurzeln: die jahrhundertelange Abwertung und Verurteilung der „ledigen Mütter und ihrer Bastarde“, wie sie sagt. Sie erinnert an das Wiener Findelhaus, das Joseph II. einrichtete, weil so viele verzweifelte unverheiratete Mütter ihre Kinder nach der Geburt töteten. „Heute werden wir zwar nicht mehr aus der Gesellschaft ausgeschlossen wie zu Zeiten, als die Kirche sehr stark war. Aber man macht es diesen Familien unmöglich, an der Gesellschaft teilzuhaben.“ Dabei könnten Mütter heute allein mit Kindern ein glückliches Leben führen, meint sie – wäre nicht die Armut. „Aber dass Frauen das so ganz ohne Mann schaffen können, das ist für viele Männer ein zu entsetzlicher Gedanke.“
Beate Kopp-Kelter hat immer einen Unterschied gespürt: Wenn die Psychotherapeutin sagt, sie sei Alleinerzieherin, fällt die Reaktion deutlich verhaltener aus als wenn sie sagt: „Mein Mann ist gestorben.“ Darin schwingt mit, dass Witwen ja nichts „dafür“ können, Frauen, deren Beziehung in die Brüche gegangen ist, hingegen schon.
Als Witwe hatte sie ganz andere Probleme. Ihr Jüngeres war ein halbes Jahr alt, als ihr Mann die Diagnose erhielt: inoperabler Gehirntumor. Ein enges Freundes-Netzwerk und professionelle Helfer brachten sie über die letzten eineinhalb Jahre ihres Mannes und die erste Zeit nach seinem Tod. Dennoch: „Am Todestag, zu Weihnachten oder in den Ferien, wenn andere Kinder mit beiden Eltern auf Urlaub fahren, ist mir immer besonders deutlich geworden, dass unsere Situation anders ist.“
Auch sie sieht es als eines der schwierigsten Dinge, alles allein schupfen und entscheiden zu müssen. „Andererseits weiß ich, dass auch in sogenannten Vollfamilien nicht alles so partnerschaftlich aufgeteilt ist. Und man muss auch das Positive sehen: Es bietet auch einen gewissen Freiraum.“ Kopp-Kelter hat viel mit anderen Alleinerziehenden unternommen.
Heute sind ihre Kinder 19 und 22. Für immer ein Thema bleibt jedoch, seit sie verwitwet ist, auch bei ihr das knappe Geld. Ihr Mann, ein Musiker, war 38, als er starb, hatte studiert, da fiel die Hinterbliebenenpension bescheiden aus. Sie selbst konnte in den ersten Jahren, allein mit zwei kleinen Kindern, nur Teilzeit arbeiten, was sich in der Pension niederschlagen wird – die Altersarmut ist für viele eine traurige Perspektive. Kopp-Kelter: „Wenn jemand so jung stirbt, wäre es schon gut, wenn die Kinder halbwegs genug zum Leben bekämen. Und man nicht schauen muss, wie man mit ein paar Hundertern gerade durchkommt.“
Doch der Trend geht derzeit genau in die gegenteilige Richtung. Die Mindestsicherung wird weiter eingeschränkt, in Oberösterreich und der Steiermark wurde die Wohnbeihilfe gekürzt. Beim Falter-Termin mit Franke gibt die steirische Landesregierung gerade Nachbesserungen bei der Wohnunterstützung bekannt. Kurz keimt Hoffnung auf, doch vergebens: Nachgebessert wurde vor allem aus Anlass der Pensionserhöhungen des Bundes. Die Familienbeihilfe wird weiterhin zum Einkommen gerechnet, daher ändert sich für die meisten Alleinerziehenden nichts.
Laut Sonja Ablinger sind die Frauensprecherinnen von SPÖ, ÖVP und Grünen sowie Justiz-, Frauen- und Familienministerium einer Reform gegenüber wohlgesonnen. Doch der Ball liege bei Justizminister Wolfgang Brandstetter (ÖVP). Von ihm heißt es: Die Reform des Unterhaltsrechts sei in Planung, erst sei aber noch die Sachwalterrechtsreform abzuschließen. Ablinger: „Ich traue mich fast zu wetten: Wären vorwiegend Männer betroffen, wäre das längst geregelt.“
Maria Stern und einige andere lassen aber nicht mehr locker. Auch, weil „es so vielen so viel schlechter geht als mir“, sagt Kogler: „Sie fliegen aus ihren Wohnungen, sie brechen zusammen.“ Stern hält Medien-Workshops und Vernetzungstreffen für alleinerziehende Frauen und Männer ab. Kopp-Kelter arbeitet als Therapeutin oft mit Alleinerzieherinnen.
Vielleicht ist es jenen, die gerade mittendrin stecken, ein Trost zu sehen, dass es auch wieder aufwärts geht. Dass Stern heute sagen kann, „es geht uns gut“, und Kogler: „Ich kann jetzt vieles, was ich früher nicht konnte.“ Vor allem: Alleinerziehende haben meist innige Beziehungen zu ihren Kindern. Anders als Ex-Partner, die sich absentiert haben. Bei allem Stress kann auch Doris Franke sagen: „Die Kinder und ich, wir sind sehr eng zusammengewachsen.“