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Kurzbeschreibung des Verlags
Werte sind selbstverständlich. Über sie redet jeder. Und jeder nimmt sie für sich in Anspruch. Häufig für Widersprüchliches: beispielsweise ebenso dafür, sich für Flüchtlinge einzusetzen, wie dafür, sie abzuweisen. Werte scheinen allgegenwärtig und alternativlos. Und doch sind Werte eine moderne Erfindung und näher besehen gar nicht selbstverständlich. Dieses Buch fragt, worüber wir reden, wenn wir über Werte reden und sie in Anspruch nehmen. Vielleicht gibt es keine Werte. Vielleicht sind Werte Fiktionen. Vielleicht aber nützliche Fiktionen.
Eigentlich wollte Andreas Urs Sommer dem „allgegenwärtigen Wertgerede“ entschlossen widersprechen, kamen ihm Werte doch „wie nichtswürdige Ausgeburten einer auf ihren frivolen Moralismus stolzen Gegenwart vor“. Aber wenn man einmal anfängt, über etwas nachzudenken, erweist es sich meistens als komplexer als vermutet. Am Schluss seines Buchs mit dem Titel „Werte. Warum man sie braucht, obwohl es sie nicht gibt“ vergleicht Sommer Werte mit hilfreichen Nutztieren, die „erstaunlich zahm und ja sogar nützlich sind, wenn eine Gesellschaft wie die unsrige den Anspruch auf letzte Wahrheit preisgegeben hat“.
Jeder Mensch, aber auch Tiere und Pflanzen bewerten automatisch. Werten bedeutet schätzen, vergleichen, was für einen zuträglich ist und was nicht. Es erfordert keine Vernunft, sondern wird von Bedürfnissen bestimmt. Werte gibt es nicht „an sich“, betont Sommer, sie sind Fiktionen, die aus dem Akt des Bewertens hervorgehen und nicht von diesem unabhängig existieren und nur noch „entdeckt“ werden müssen. Werte sind positiv, sie entlasten von Schulddiktat und Zwang zur Sühne der alten, unbedingten Moral von Gut und Böse, Tugend und Laster. Werte können sich widersprechen und einander konkurrenzieren. Deswegen ist ihre Inflation unausweichlich.
Der heutige Mensch ist zwar nicht mehr in der Lage, die Welt zu verstehen – aber zu jedem Geschehnis eine moralische Wertung abzugeben. Auch deswegen besitzt der Werte-Appell, dessen sich Politiker gerne bedienen, ein „magisches Zugvermögen“. Werte sind „gängige Münzen im alltäglichen Moraldiskurs“.
Sommer nennt sie auch gerne flüssig, denn sie verändern sich mit der Geschichte, aber sie haben „Weltstrukturierungskraft“ und stellen eine „Synthetisierungsleistung, eine gewaltige antinihilistische Anstrengung“ dar. In seinem dichten, anspruchsvollen und doch anschaulichen Text nimmt Sommer den Leser auf eine Denk-Reise mit, um eine der Grundannahmen unserer Gesellschaft zu erschüttern – und mit klugen Fragen den Weg durch eine Gegenwart ohne Gewissheiten zu bahnen.